Herbstmeister BVB selbstbewusst nach Spanien
Marbella – Michael Zorc schien prächtiger Laune zu sein. Nicht nur die Vorfreude auf frühlingshafte Temperaturen in Marbella, sondern auch die Erinnerung an die famose Hinrunde besserte die Stimmung des Sportdirektors von Spitzenreiter Borussia Dortmund beim Abflug Richtung Costa del Sol auf.
«Wir fahren mit einem guten Gefühl und mit viel Selbstvertrauen in das Trainingslager», kommentierte Zorc den «Restart» des Herbstmeisters in das Unternehmen Titelgewinn. «Wir wissen, dass es jetzt nicht bei Null losgeht, aber dass wir uns wieder in eine Topverfassung bringen müssen», ergänzte Zorc.
Die Reise des Revierclubs, der die Tabelle mit sechs Punkten vor Rekordmeister Bayern München anführt, mit dem Flug EW 1909 in den achttägigen Aufenthalt begann jedoch nicht gänzlich sorgenfrei. Denn die Hoffnungen, dass Manuel Ankanji in der zweiwöchigen Winterpause seine Adduktorenverletzung überwunden haben könnte, erwiesen sich als Wunschdenken. Statt in Spanien hält sich der Abwehrchef des BVB derzeit in seiner Heimat Schweiz auf, um sich dort von Spezialisten untersuchen zu lassen. Raten die Mediziner zu einer Operation, droht dem 23-Jährigen eine lange Pause.
Dieser Umstand schürt Gerüchte, dass die Borussia bereits den Transfermarkt nach einer Alternative absucht. Laut Medienberichten soll Interesse an einer Verpflichtung des Argentiniers Leonardo Balerdi bestehen. Der 19 Jahre alte Abwehrspieler von den Boca Juniors würde dem Vernehmen nach rund 15 Millionen Euro kosten. Der Kommentar von Zorc zu diesen Gerüchten klang nicht wie ein Dementi: «Wir halten uns wie immer alles offen. Der Transfermarkt hat ja gerade erst eröffnet.»
Abgesehen von Akanji und Angreifer Jadon Sancho, der wegen familiärer Angelegenheiten wenig später nachreist, waren alle BVB-Profis an Bord. Die zuletzt angeschlagenen Abdou Diallo (Zerrung), Paco Alcacer (Faserriss) und Dan-Axel Zagadou (Fußstauchung) sind auf dem Weg der Besserung und sollen unter der Sonne Andalusiens behutsam aufgebaut werden. Es ist unwahrscheinlich, dass sie bei den drei Testspielen gegen Fortuna Düsseldorf (7. Januar/16.00 Uhr) sowie Feyenoord Rotterdam und Willem II Tilburg (beide 11. Januar) zum Einsatz kommen.
Ein BVB-Profi, der in den kommenden Tagen im Fokus steht, wird Christian Pulisic sein. Nach dessen Verkauf für üppige 64 Millionen Euro an den FC Chelsea läuft der 20 Jahre alte US-Nationalspieler bis zum Saisonende nur noch als Leihspieler für seinen Ausbildungsverein BVB auf. Sportdirektor Zorc hegt keine Sorgen, dass diese ungewöhnliche Situation den Angreifer in seinem Tatendrang bremsen könnte: «Wir haben jetzt für alle Seiten Klarheit. Deshalb hoffe ich, dass bei ihm der Kopf frei ist und dass er sich nun – wie es seiner Qualität entspricht – vom BVB verabschieden kann.»
Nicht nur die Spieler erwartet in Spanien viel Arbeit. Auch Sportdirektor Zorc stehen womöglich anstrengende Tage bevor. Schließlich soll Sebastian Rode (Eintracht Frankfurt) nicht der einzige Abgang im Rahmen der avisierten Verkleinerung des Kaders in dieser Transferperiode sein. So zieht es Mittelfeldspieler Shinji Kagawa, der zuletzt nicht mal mehr im Kader stand, nach Spanien. Weitere Kandidaten sind Jeremy Toljan, Dzenis Burnic und Alexander Isak. Noch mochte Zorc keinen Vollzug vermelden: «Wir können nur das umsetzen, was dann irgendwann aufploppt. Nach Sebastian Rode liegt jetzt nichts auf dem Tisch, worüber wir zu befinden hätten.»
Fotocredits: David Inderlied
(dpa)