Heidlers Karriereende: Nicht unglücklich, nicht glücklich

Rio de Janeiro – Betty Heidler fluchte kurz und streckte die Zunge in Richtung Kamera. Dann aber fand die Hammerwerferin ihr strahlendes Lächeln wieder.

Wenige Minuten, nachdem ihr im letzten Durchgang die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Rio entrissen worden war, zog die 32-Jährige ein versöhnliches Fazit ihrer Erfolgskarriere. «Für mich schließt sich der Kreis: vierter Platz in Athen und vierter Platz heute», sagte Heidler mit Verweis auf ihre ersten Sommerspiele vor zwölf Jahren und fügte stolz hinzu: «Es überwiegt die Freude darüber, dass ich es bis hierher geschafft habe. Und dass ich Spuren hinterlassen habe.»

Die Berlinerin von der LG Eintracht Frankfurt musste sich am Montag mit 73,71 Metern mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. Mit ihrem letzten Wurf übertrumpfte Sophie Hitchon die Olympia-Dritte von 2012 mit dem britischen Rekord von 74,54 Metern. «Nein, ich bin nicht unglücklich. Aber mit Bronze wäre ich glücklicher», sagte Heidler. Ihr größter Wunsch, eine Medaille zum Ende ihrer internationalen Karriere, erfüllte sich in Rio de Janeiro nicht.

Erstmals zur Olympiasiegerin kürte sich wie erwartet die Polin Anita Wlodarczyk. Die Weltmeisterin krönte ihren Auftritt mit 82,29 Metern – Weltrekord. Sie verbesserte ihre eigene Bestmarke aus dem Vorjahr um 1,21 Meter und verwies die Chinesin Zhang Wenxiu (76,75) deutlich auf Rang zwei.

Die deutsche Leichtathletik verliert nun eines ihrer großen Aushängeschilder. «Betty Heidler hat mit ihren vielen internationalen Erfolgen, ihrem Weltrekord im Hammerwerfen und ihrer sympathischen, aber auch stets kritisch selbstbewussten Art unendlich viel für die deutsche Leichtathletik getan», sagte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen und zollte nach Heidlers letztem Auftritt bei internationalen Meisterschaften noch einmal «Hochachtung».

2007 in Osaka war Heidler Weltmeisterin geworden, 2011 hatte sie in Halle (Saale) mit 79,42 Metern einen Weltrekord aufgestellt. In London gab es vor vier Jahren in einem denkwürdigen Wettbewerb Olympia-Bronze. Ein Wurf über die 80 Meter hinaus blieb ihr aber verwehrt – ebenso wie jetzt im Olympiastadion von Rio eine zweite Bronzemedaille. «Es ist nicht schön, aber ich hätte vorher auch weiter werfen können», meinte die Viertplatzierte gefasst.

Eigentlich wäre das ISTAF am 3. September in Berlin nun die richtige Bühne, um Heidler groß zu verabschieden. Doch beim Meeting in ihrer Heimatstadt fühlt sie sich nicht erwünscht. «Ich hätte das ISTAF so gerne als letzten Wettkampf gemacht», sagte die Angestellte der Bundespolizei und Psychologie-Studentin. «Aber da war Hammerwurf der Frauen von vornherein nicht geplant. Und jetzt, wo ich keine Medaille gewonnen habe, wird sich das sicher nicht ändern.»

Heidler wird nun in zwei Wochen in Warschau nochmal antreten, in der Heimat von Weltrekordlerin Wlodarczyk. Und dann ein letztes Mal am 10. September in Borkum. Danach wird sie abtrainieren – und nicht mehr dieses ungewöhnliche Wurfgerät in die Hand nehmen. Als Hobbysport eigne sich die Disziplin nicht. «Ich weiß noch nicht, ob ich die Geräte verschenke, verlose oder einfach weitergebe.»

Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)

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