Harmonische Mitgliederversammlung beim BVB

Dortmund – Noch vor einem Jahr gab es laute Pfiffe, diesmal tosenden Applaus. Nur selten wurden die Dortmunder Profis bei einer Mitgliederversammlung des Revierclubs so stürmisch begrüßt.

Als das von Kapitän Marco Reus angeführte Team um 12.22 Uhr die Westfalenhalle 3 betrat, reagierten die 1119 anwesenden Mitglieder mit minutenlangen Ovationen. Das sportliche Hoch hat dem noch im vergangenen November wankenden BVB einen deutlichen Stimmungsumschwung beschert. «Ich sehe nur glückliche Gesichter», kommentierte BVB-Präsident Reinhard Rauball: «Die Mannschaft hat sich wieder in die Herzen aller Borussen gespielt.»

Wer erstmals in seiner Bundesliga-Geschichte nach zwölf Spieltagen noch ungeschlagen ist, hat beim jährlichen Rapport vor den Mitgliedern leichtes Spiel. «Es ist eine tolle Momentaufnahme, Tabellenführer in der Bundesliga und der Champions League zu sein», sagte Hans-Joachim Watzke einen Tag nach dem hart erkämpften 2:1-Erfolg in Mainz. «Wir haben eine Mannschaft, bei der du spürst, dass da wieder ein besonderer Geist ist.» Doch bei aller Euphorie richtete der Geschäftsführer auch einen Appell an die Profis: «Jeder einzelne muss dafür sorgen, dass wir auf scharf geschaltet bleiben, dass wir nicht in schleichende Nachlässigkeit geraten. Gelingt uns das, glaube ich, dass wir für die nächsten Jahre ein tolles Gerüst haben.»

Besonders viel Lob der Vereinsführung und viel Beifall der Mitglieder gab es für die Arbeit von Trainer Lucien Favre, der den BVB seit seinem Amtsantritt in diesem Sommer zu neuem Leben erweckt hat. «Wir haben großes Vertrauen in Dich. Es tut richtig gut, mit Dir zu arbeiten», schwärmte Watzke. Angeblichen Plänen über eine europäische Super League mit den führenden kontinentalen Clubs erteilte Watzke eine deutliche Absage: «Die Bundesliga ist ein Stück Kulturgut, sie gehört zur DNA von Borussia Dortmund. Sollte es solche Pläne geben, muss ich sie mir in meiner Position anhören. Aber ich will sie überhaupt nicht.»

Die bereits seit August bekannten Geschäftszahlen aus dem Jahr 2017/18 passten ins positive Bild. Der Gewinn des einzigen deutschen börsennotierten Fußballclubs stieg um 8,2 auf 28,5 Millionen Euro. Beim Umsatz gab es einen Sprung um 130,3 auf 536 Millionen Euro. 222 Millionen Euro dieser Summe entfielen allein auf Transfer-Erlöse – angetrieben von den millionenschweren Abgängen von Ousmane Dembélé zum FC Barcelona und Pierre-Emerick Aubameyang zum FC Arsenal.

Mit viel Zustimmung kann Watzke auch bei der Aktionärsversammlung am Montag rechnen. Denn der sportliche Aufwind trieb auch die BVB-Aktien an. In den Jahren zuvor war es für die Papiere nach ihrem Börsendebüt im Herbst 2000 mit einem Startkurs von 11 Euro jahrelang stetig bergab gegangen – bis auf unter 1 Euro im Jahr 2009. Doch im bisherigen Jahresverlauf gewannen sie bereits phasenweise 60 Prozent an Wert. Anfang November stiegen die Aktien erstmals seit 2001 wieder kurz über die Marke von 10 Euro.

Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)

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