Hamburger SV verpflichtet Gisdol als Labbadia-Nachfolger
Hamburg – Fußball-Bundesligist Hamburger SV hat wie erwartet Markus Gisdol als neuen Trainer verpflichtet. Der ehemalige Coach des Ligarivalen 1899 Hoffenheim tritt beim norddeutschen Bundesligisten die Nachfolge von Bruno Labbadia an.
Den Retter aus dem Jahr 2015 hatte der HSV nach nur einem Punkt aus fünf Spielen und dem Absturz auf einen Abstiegsplatz beurlaubt. Hoffnungsträger Gisdol erhält bei der Hanseaten «auf eigenen Wunsch» zunächst nur einen Vertrag bis Juli 2017, teilte der HSV mit.
Der 47-Jährige wird mit seinen Co-Trainern Frank Fröhling und Frank Kaspari am Montagnachmittag bereits die erste Einheit mit den Profis absolvieren. Sein Debüt auf der HSV-Bank feiert er am kommenden Samstag im Punktspiel bei Hertha BSC.
Beim HSV erwarten Gisdol, an dem auch Werder Bremen interessiert war, große sportliche Probleme. Seit Monaten haben die Hanseaten Schwächen in der Offensive. Das schlechteste Liga-Team 2016 mit nur fünf Siegen in 22 Spielen kreiert kaum Torchancen. Gerade mal acht Tormöglichkeiten in den bisherigen fünf Saisonspielen sind ein Armutszeugnis. Dabei hat der HSV gerade seine Offensive mit Bobby Wood, Filip Kostic, Alen Halilovic und Luca Waldschmidt verstärkt.
Beiersdorfer hofft auf ein wirksames Konzept von Gisdol, der auch Probleme in der Abwehrzentrale lösen muss. In Emir Spahic, Johan Djourou und Cléber Reis stehen lediglich drei Innenverteidiger zur Verfügung. Und das Trio patzt zudem regelmäßig.
Immerhin gilt Gisdol als Taktik-Experte und Fachmann, der Talente entwickeln kann. Letzteres hatte man HSV-Vorgänger Labbadia abgesprochen. Gisdol arbeitete viele Jahre im Nachwuchsbereich, ehe er in Hoffenheim die Chefrolle übernahm. Im Kraichgau, wo er vom 2. April 2013 bis zum 26. Oktober 2015 das Kommando hatte, wurden Kevin Volland, Sebastian Rudy und der Brasilianer Roberto Firmino zu Nationalspielern. Die Olympia-Silbermedaillengewinner Niklas Süle und Jeremy Toljan schafften unter ihm den Sprung in die U21-Auswahl. Süle hat kürzlich sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gegeben.
Auch nach seiner Entlassung in Hoffenheim blieb Gisdol am Ball – er nutzte die Zeit intensiv zur Weiterbildung. Gisdol jettete oft auf die Insel, um sich Spiele der englischen Premier League anzuschauen, beobachtete acht Tage das Training beim Champions-League-Finalisten Atletico Madrid und verfolgte intensiv die EURO in Frankreich sowie die U19-EM in Deutschland.
Eine seiner Stärken: Gisdol schaut auch über den Tellerrand. So besuchte er eine Woche lang den deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel, wo er sich in vielen Gesprächen mit Coach Alfred Gislason neue Anregungen für die tägliche Trainingsarbeit holte.
Bis zu seinem Rauswurf in Hoffenheim war Gisdols Geschichte die eines Aufsteigers. Als Aktiver kickte der Mittelfeldspieler meist in der Oberliga, ehe eine schwere Knieverletzung ihn mit 27 Jahren zum Karriereende zwang. Er wechselte auf die Trainerbank. Auch dort begann der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann nicht in der Beletage, sondern in der Bezirksliga. Später betreute er unter anderen den Nachwuchs des VfB Stuttgart und von Hoffenheim und war Co-Trainer auf Schalke.
Angesichts dieses Werdeganges überrascht sein Credo im Umgang mit Stars und Talenten nicht. Dieses beschrieb er einmal so: «Es sind alles Menschen, die Gefühle haben, die ernst genommen und einen Plan haben wollen.» Das will er nun wieder aktiv in der Bundesliga vermitteln.
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(dpa)