Hamburger SV verharrt auf Relegationsplatz
Gelsenkirchen – Dem Hamburger SV steht erneut ein dramatisches Bundesliga-Finale bevor.
Die abstiegsbedrohten Hanseaten wahrten dank des Last-Minute-Treffers des eingewechselten Pierre-Michel Lasogga zum 1:1 (0:1) beim FC Schalke 04 am vorletzten Spieltag noch die Chance, im Saisonfinale gegen den VfL Wolfsburg am kommenden Samstag den direkten Klassenverbleib aus eigener Kraft zu schaffen.
«Es war ein toller Moment für uns», sagte HSV-Coach Markus Gisdol, der nach der Nerven aufreibenden Achterbahnfahrt völlig geschafft war. «Es war ein sehr emotionales Spiel. Das vergisst man nicht so schnell», sagte der Coach: «Jetzt müssen wir durchschnaufen, damit wir am nächsten Samstag den Sack zumachen können.»
Nach dem Remis in der ausverkauften Veltins-Arena liegt das Bundesliga-Gründungsmitglied mit 35 Zählern weiter auf dem Relegationsrang 16, zwei Zähler hinter den punkgleichen Teams aus Wolfsburg, Augsburg und Mainz (alle 37). «Wichtig ist, dass wir den direkten Klassenverbleib selbst in der Hand haben», sagte Gisdol, der nach Lasoggas Ausgleich (90.+2) eine weitere Schrecksekunde überstehen musste. Denn kurz darauf schlug ein Kopfball von Sead Kolasinac nach einer Ecke von Johannes Geis noch im HSV-Tor ein.
Doch Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart) erkannte das vermeintliche 2:1 zur Erleichterung von Gisdol und zum Leidwesen des Schalkes Kollegen Markus Weinzierl nicht an, weil der Eckenball zuvor in der Luft die Torauslinie überschritten hatte. «Ich habe sofort zum Linienrichter geschaut und gesehen, dass er die Fahne oben hatte», erläuterte Gisdol. «Aber natürlich war es einen brutal emotionale Szene. Für uns war es gut, dass richtig entschieden wurde.»
Hamburg braucht im direkten Duell mit Wolfsburg einen Sieg. Wolfsburg genügt ein Remis, um die Playoff-Spiele gegen den Tabellen-Dritten der 2. Liga zu vermeiden. «Wir wollen jetzt den Schwung mitnehmen. Den Punkt haben wir redlich verdient», sagte Gisdol.
Frust herrschte beim FC Schalke, der auch die allerletzte Chance verpasste, doch noch als Tabellen-Siebter die Europa League zu erreichen. Selbst Platz sieben ist nicht mehr drin, ein versöhnlicher Abschluss der verkorksten Saison blieb den Knappen verwehrt. Auch der neunte Bundesliga-Treffer von Guido Burgstaller zur 1:0-Führung (25.) taugte nicht als Stimmungsaufheller. «Danach hatten wir die Riesenchance zum 2:0. Ich hätte es Klaas-Jan Huntelaar so sehr gegönnt. Und der Nachschuss von Burgstaller muss dann drin sein», sagte Weinzierl.
Erstmals nach sieben Europapokal-Teilnahmen hintereinander ist der Revierclub in der kommenden Saison nicht international vertreten und muss sich ganz neu aufstellen. Auch, weil zahlreiche Spieler den Club verlassen. Vor dem Anpfiff wurden Dennis Aogo, Bayern-Leihspieler Holger Badstuber, Sascha Riether und Torhüter Timon Wellenreuther von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies verabschiedet. Torjäger Huntelaar, der nach sieben Jahren ebenfalls «Tschüss» sagt, stand gegen den HSV noch einmal in der Startelf und absolvierte sein 174. Bundesligaspiel für die Königsblauen (82 Tore).
Ein weiterer Treffer blieb ihm verwehrt, dennoch verließ der «Hunter» in der 80. Minute unter tosendem Beifall das Spielfeld und bekam nach der Partie seine eigene Bühne für einen gebührenden Abschied. «Schalke ist ein Verein, der geht unter die Haut und da nicht mehr weg», rief der 33-Jährige den stehend applaudierenden Fans zu. «Wir wünschen, dass du immer ein Stück Schalke bleibst», sagte Tönnies.
Dass der bis 2018 gebundene Nationalspieler Leon Goretzka im Sommer zum FC Bayern München wechselt, dementierte Manager Christian Heidel energisch. «Das ist dummes Zeug. Der FC Bayern hat überhaupt keinen Kontakt zum FC Schalke aufgenommen», sagte er dem TV-Sender Sky, der diese Spekulation zuvor in Umlauf gebracht hatte. Man habe gute Gespräche mit Goretzka über eine Vertragsverlängerung geführt, sagte Heidel. Nach seinem Willen soll der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler «das Gesicht von Schalke 04» werden.
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(dpa)