«Haben es erzwungen»: Schalke jubelt über geschenkte Tore
Gelsenkirchen – Von glücklichen Toren oder einem geschenkten Sieg wollte auf Schalke niemand etwas wissen. «Wir haben es erzwungen», sagte Trainer David Wagner zu den beiden Eigentoren von Hertha BSC beim umjubelten 3:0 (1:0)-Heimsieg.
An den ersten zwei Spieltagen der Fußball-Bundesliga war der Revierclub ganz ohne eigenen Treffer geblieben, am dritten Spieltag erzielte der Gegner die ersten zwei von drei Toren – den Schalkern war es völlig egal.
«Es war richtig geil, richtig großes Kino», sagte Wagner über den gemeinsamen Jubel mit den Fans nach dem ersten Saisonsieg, der gleich in mehrfacher Hinsicht ein besonderer war: Wagners Premieren-Erfolg auf Schalke und der erste Heimsieg seit dem 20. Januar. «Man hat gemerkt, wie die Leute sich danach gesehnt haben», sagte Wagner. Neunmal war die Mannschaft zuvor zu Hause ohne Sieg geblieben.
Mit einem 0:0 bei Borussia Mönchengladbach und einem couragierten Auftritt beim 0:3 gegen Meister Bayern München waren die Knappen eigentlich nicht allzu schlecht in die Saison gestartet – lediglich wirklich Zählbares war bis zum Wochenende kaum herausgesprungen. «Es passte zu unserer Situation, dass es zwei Eigentore waren», sagte Stürmer Guido Burgstaller, der zwei große Chancen vergab und am Ende fast selbst ein bisschen über die beiden Missgeschicke der Berliner schmunzeln musste. «Wenn wir gewinnen, dann ist es scheißegal», ergänzte er mit Blick auf seine vergebenen Chancen grinsend.
Nationalspieler Niklas Stark (38. Minute) und Innenverteidiger Karim Rekik (48.) beendeten die Schalker Torflaute in dieser Saison und sorgten dafür, dass das Spiel in Richtung der bemühten, aber offensiv lange zu unkonzentrierten Wagner-Elf kippte. «Wenn er reingeht, geht er rein», sagte der starke Außenverteidiger Jonjoe Kenny lapidar. «Wir haben auch ein bisschen Glück gebraucht, aber das ist Fußball.» Mit seinem sehenswerten Schuss zum 3:0 (86.) sorgte der Youngster dann immerhin doch noch für den ersten eigenen Schalker Treffer.
Nach der vorherigen Katastrophen-Saison mit Platz 14 wähnen sie sich beim FC Schalke mittlerweile auf dem richtigen Weg. «Wir haben guten Fußball gespielt über 90 Minuten», sagte Burgstaller. «Es war das Schalke, das man kennt. Wir wollten unseren Fans unbedingt einen Heimsieg schenken, weil es schon so lange her war.»
Mehr als sieben Monate mussten Fans und Mannschaft auf Schalke auf das ungewohnte Glücksgefühl warten – entsprechend intensiv kosteten alle den Moment am Samstag aus. Minutenlang feierten die Fans die Spieler mit Sprechchören, die Profis hüpften und tanzten vor der Nordkurve. «Wir brauchen die Arena, wir brauchen die Stimmung, wir brauchen die Energie», sagte Wagner, der den Fans lange applaudierte.
Das 3:0 konnte aber nicht über die Schalker Probleme im Abschluss hinwegtäuschen. Burgstaller vergab zweimal aus aussichtsreicher Position, die übrigen Schalker Offensivkräfte um Neuzugang Benito Raman kämpften und rackerten – setzten vor allem vor dem Tor aber keine Glanzpunkte. Dass er sich noch einen weiteren Stürmer wünschen würde, hatte Wagner bereits vor der Partie zugegeben. «Solange das Transferfenster geöffnet ist, bin ich guter Dinge und warte ab», sagte er. Bis Montagabend bleibt den Schalkern dafür nun noch Zeit.
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(dpa)