Gut drei Jahre danach: Stevens‘ Wiedersehen mit Hoffenheim
Zuzenhausen – Mit Tränen in den Augen saß Huub Stevens am 10. Februar 2016 vor den Medienvertretern. Herzrhythmusstörungen! Sein Ende bei der TSG 1899 Hoffenheim – und als Trainer? «Ich denke schon», sagte der Niederländer damals und fügte mitgenommen hinzu: «Schade.»
Doch am Samstag (20.30 Uhr/Eurosport Player) wird der 65-Jährige wieder als Chefcoach auf der Bank des FC Schalke 04 sitzen – gegen seinen Ex-Club aus dem Kraichgau. Bei den Königsblauen gerät er allmählich ähnlich unter Druck wie damals in Hoffenheim.
Wenn es nach der derzeitigen Form der beiden Bundesliga-Rivalen geht, droht Stevens im Abstiegskampf der Gelsenkirchener gegen seinen nicht einmal halb so alten Hoffenheimer Nachfolger Julian Nagelsmann der nächste Rückschlag. «Wir sind in dieser Saison gegen Mannschaften aus der oberen Hälfte nicht so erfolgreich gewesen. Jetzt ist es an der Zeit, zu zeigen, dass wir da unten eigentlich nichts zu suchen haben», forderte Stevens.
2015 war der Coach des Schalker UEFA-Pokal-Siegers von 1997 als Feuerwehrmann in Hoffenheim gelandet. Der Routinier sollte die TSG vor dem Abstieg bewahren. Doch die Mannschaft war mit dem «Knurrer von Kerkrade» teilweise schlecht zurecht gekommen, sportlich lief es vor dem gesundheitlich bedingten Aus nicht: Stevens gewann lediglich eines von zehn Spielen und holte acht Punkte. Als Tabellenvorletzter übergab er das Team an Nagelsmann.
Einen Tag nach Stevens‘ Aus bei der TSG gab Hoffenheim bekannt, dass A-Junioren-Coach Nagelsmann von sofort an und nicht wie geplant erst zur neuen Saison den Chefposten übernimmt. Mit 28 Jahren und als jüngster Trainer der Liga-Historie startete Nagelsmann damals seine Erfolgskarriere. «Die Ärzte haben mir nicht davon abgeraten, weiterzumachen. Aber das ist ein Gefühl, das du selbst hast. Ich habe nicht mehr so viele Jahre. Diese Jahre will ich genießen», erklärte Stevens damals.
Nun schleppt sich Schalke nach einer bislang katastrophalen Saison Richtung Ziellinie. Der einzige Lichtblick des Tabellen-15. ist derzeit das noch schwächere Trio VfB Stuttgart/1. FC Nürnberg/Hannover 96 auf den letzten drei Plätzen. Die Leistungen des Teams wurden nach der Trennung von Trainer Domenico Tedesco auch unter Stevens nicht besser. Beim jüngsten 1:1 in Nürnberg rettete Torwart-Hoffnung Alexander Nübel die Königsblauen. Als neuer Trainer wird der in Mönchengladbach ausscheidende Dieter Hecking gehandelt.
Hoffenheim hingegen hat unter Nagelsmann einen Lauf. «Ich glaube, dass wir gut daran tun, 15 Punkte holen zu wollen», sagte der Trainer des Tabellensechsten vor den restlichen fünf Spielen. Die Partie beim Abstiegskandidaten nimmt der 31-Jährige sehr ernst. «Wir haben uns auf den Gegner so vorbereitet, als ob er die letzten 25 Spiele alle gewonnen hätte.»
Nagelsmann will die TSG vor seinem Abschied im Sommer zu RB Leipzig unbedingt wieder in den internationalen Wettbewerb führen. Zu Stevens hatte er als Junioren-Coach der Hoffenheimer damals nicht so viel Kontakt: «Einen intensiven Austausch gab es nicht, wir haben uns einmal länger zum Frühstück getroffen.»
Fotocredits: Timm Schamberger
(dpa)