Gülec-Geschwister wollen in Tokio neuen Angriff starten
Rio de Janeiro – Ohne Medaille fahren die Taekwondo-Geschwister Tahir und Rabia Gülec nach ihrem Olympia-Debüt nach Hause – und kündigen zugleich die Wiedergutmachung an.
«Ich will wieder ganz oben dabei sein. Das wird klappen, bei meiner Schwester genauso», sagte Tahir Gülec, nachdem er in Rio de Janeiro auch seine zweite Medaillenchance vergeben hatte. «2020 hatten wir immer schon im Kopf.»
Aus einem verheißungsvollen Tag für die Familie Gülec war zuvor ein Tag zum Vergessen geworden. Schniefend wischte sich die 22 Jahre alte Rabia nach ihrer Niederlage im Viertelfinale die Tränen aus den Augen. «Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, aber irgendwie konnte ich gerade gar nichts. Ich konnte einfach nicht das zeigen, was ich in mir habe», sagte sie. Ihr ein Jahr älterer Bruder, der mit einem geprellten Fuß kämpfte, kam etwas später kopfschüttelnd zur selben Erkenntnis: «Es war heute nicht mein Tag. So schlapp wie heute habe mich noch nie gefühlt.»
Lange konnten die Nürnberger Geschwister auf eine Medaille hoffen – auch dank des eigenwilligen Modus im olympischen Taekwondo, der Hoffnungsrunden um Bronze für die unterlegenen Gegner der Finalisten vorsieht. Ihre ersten Kämpfe gewannen die Deutschen auch souverän, doch im Viertelfinale verloren sie beide. Tahir Gülec durfte dann noch etwas länger zittern, weil sein Gegner Cheick Sallah Junior Cissé von der Elfenbeinküste ins Duell um Gold einzog.
Gegen den Polen Piotr Pazinski zog Gülec aber mit 5:6 nach einem Golden Point in der Verlängerung den Kürzeren. Seiner Schwester blieb die Hoffnungsrunde gleich ganz verwehrt, weil ihre Gegnerin Nur Tatar aus der Türkei nicht ins Finale kam.
Gemeinsam mit der Schwester – und Trainingspartnerin – bei Olympia zu starten, sei «doppelt anstrengend» gewesen, sagte Tahir Gülec: «Du fieberst mit ihr mit, dann hast du einen eigenen Kampf – da bist du immer unter Adrenalin.» Der Weltmeister von 2013 trat in der Klasse bis 80 Kilogramm an, Rabia Gülec in der Klasse bis 67 Kilogramm.
Die Geschwister waren die einzigen deutschen Olympia-Teilnehmer im Taekwondo. Schon ihre Schwester Sümeyye Manz war bei zwei Olympischen Spielen dabei – sie blieb 2008 und 2012 aber ebenfalls ohne Medaille. Levent Tuncat, der als dritter Teilnehmer in Rio vorgesehen war, musste verletzungsbedingt kurzfristig absagen.
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(dpa)