Großes Vertrauen: Biedermann total fokussiert
Rio de Janeiro – Paul Biedermann schaute nicht nach links und nichts nach rechts. Total fokussiert schritt der Weltrekordler durch das lautstarke Durcheinander in der Einschwimmhalle.
Alle Konzentration war schon bei einer der letzten Einheiten auf seine Rennen in Rio gerichtet. Am Sonntag, seinem 30. Geburtstag, startet Biedermann sein olympisches Kurzprogramm. Vorläufe und Halbfinals auf seiner Lieblingsstrecke, am Folgetag wäre das Finale sein letztes Einzelrennen. Und mit der von ihm so geliebten Staffel über 4 x 200 Meter Freistil endet dann am Dienstag eine große deutsche Schwimmkarriere. Am liebsten gar mit zwei Medaillen in Brasilien.
Anders als bei den Olympischen Spielen in London, als Biedermann über 400 Meter Freistil überraschend im Vorlauf ausschied, konzentriert sich der Schwimmer aus Halle/Saale seit einiger Zeit nur noch auf die 200 Meter. 2012 sorgte das Biedermann-Aus über 400 Meter für den ersten richtig großen Dämpfer. Zwar meldete sich der damalige Freund von Britta Steffen in der britischen Metropole mit starken 200-Meter-Auftritten gut zurück, aber das deutsche Debakel im Aquatics Centre konnte auch er nicht verhindern. Bitter: Auf Staffelbronze fehlten damals 0,29 Sekunden.
Die letzten Vorbereitungen Biedermanns laufen nach Angaben von Henning Lambertz wie geplant. Bei Routinier Biedermann und dessen Heimtrainer Frank Embacher mischt sich der Chefbundestrainer aber nicht mehr groß ein. «Emma und er sind so ein eingespieltes Team. Ich vertraue den beiden», sagte Lambertz. Und ein Schwimmer wie Paul Biedermann wisse ohnehin, was er mit seiner Erfahrung machen müsse.
Das Biedermann-Rennen ist am Sonntag das Highlight aus deutscher Sicht. International könnte der Auftritt von Katie Ledecky über 400 Meter Freistil ein großer werden. Die jetzt 19-jährige Ledecky gewann schon 2012 Freistil-Gold und ist inzwischen neunfache Weltmeisterin. Über 400 Meter Freistil will sich die deutsche Meisterin Sarah Köhler gut verkaufen. Finalchancen hat die 800-Meter-Spezialistin aber nur geringe.
Immer wieder ein Hingucker sind die Staffeln: Beim deutschen Freistil-Quartett über 4 x 100 Meter verzichtet Biedermann allerdings auf einen Start, um die Chancen für die Einzelstrecke nicht zu schmälern. «Mein Hauptevent sind die 200 Freistil», sagte Biedermann. Da sei ein zusätzlicher Start über die halb so lange Strecke schwer. Zumal Biedermann kein Sprintertyp über die kurze Distanz ist.
Am Wochenende bekommt das deutsche Schwimmteam in Rio prominenten Zuwachs. Weltmeister Marco Koch stößt zur Mannschaft. Der aussichtsreiche Medaillenkandidat stimmte sich wie schon vor seinem WM-Triumph auch auf Olympia ein. In London war er vor vier Jahren frühzeitig angereist, hatte dann aber Spannung und Form verloren und war im Halbfinale ausgeschieden. Die erprobte WM- und EM-Strategie soll nun für Olympia den Erfolg bringen.
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(dpa)