Golden Beach-Girls werden zur Attraktion
Rio de Janeiro – Auch der Tag nach ihrem größten Sieg fühlte sich für die Beach-Königinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst einfach noch «geil» an.
Nicht nur die souveräne Art ihres Triumphes an der Copacabana hat die beiden Hamburgerinnen in Rio de Janeiro und 10 000 Kilometer entfernt von der Heimat zu einer olympischen Attraktion gemacht. «Echt krass», bemerkte Ludwig.
«Wecker um 4.50 Uhr hat sich definitiv gelohnt», schrieb Golf-Profi Martin Kaymer via Twitter. Und der Hamburger SV, für den die Olympiasiegerinnen Ludwig/Walkenhorst in der Welt starten, sendete Glückwünsche «an das Dreamteam».
Es ist auch das sympathische und bescheidene Auftreten der beiden deutschen Beachvolleyball-Stars, das sie über ihre Sportart hinaus so interessant macht. Bei der Gold-Party im 23. Stock eines Hotels am Ipanema-Beach herzten die 30 Jahre alte Ludwig und ihre fünf Jahre jüngere Partnerin vor allem die Menschen, die ihnen den Karrieresprung ermöglicht haben.
Blockerin Walkenhorst, die sich vor vier Jahren lieber noch in den entlegenste Ecke verdrückt hatte, um einer Kommunikation aus dem Weg zu gehen, bedankte sich mit einer hochemotionalen Rede. «Ich bin auf das ganze Team megastolz, das uns dahin gebracht hat: auf die Trainer, Psychologen und die medizinische Abteilung – auch Laura manchmal», erklärte die Olympia-Novizin – mit einem Augenzwinkern.
«Jeder, der hier ist, weiß, dass es vier unglaublich harte Jahre waren. Sie haben uns an die Grenzen gebracht», betonte sie. Neben Chefcoach Jürgen Wagner dürfen sich auch Co-Trainerin Helke Claasen, Sportpsychologin Anett Szigeti, die Physiotherapeut Jochen Dirksmeyer und Ekkehard Schurig, Scout Ron Gödde sowie Teamarzt Michael Tank als Sieger fühlen. «Nur schade, dass es für Trainer keine Goldmedaille gibt», bedauerte Wagner.
Bis in den Morgengrauen hinein hatten die Olympiasiegerinnen mit Freunden und Weggefährten ihren Triumph gefeiert und zogen danach ins olympische Dorf, um noch einige Tage die Atmosphäre zu genießen. Während des Turniers hatte sich das komplette Team in einem Appartement in Ipanema abgeschottet.
Ludwig/Walkenhorst sind nun bei allen TV-Stationen der Welt gefragte Interview-Gäste. Ihre offene Art ist für Trainer Wagner auch eine Erklärung für den Höhenflug des Duos 2016 mit vier Turniersiegen auf höchster internationaler Ebene, dem EM-Titel und dem Olympia-Triumph. Der 60-Jährige hat in den vier gemeinsamen Jahren auch viel Wert auf die Veränderung von Persönlichkeitsstrukturen gelegt.
«Das geht nur, wenn man ein ganz enges Verhältnis hat, blindes Vertrauen. Dadurch eine Bereitschaft, sich total zu öffnen, vielleicht auch Schwächen zu öffnen», erklärte der Mann, der vor vier Jahren in London schon das Männerteam Julius Brink und Jonas Reckermann zum Olympiasieg geführt hatte.
«Beide haben es auf unterschiedliche Art und Weise gemacht. Es ist im Nachhinein eine richtig tolle Geschichte», sagte Wagner über Ludwig und Walkenhorst. Obwohl seine Gold-Damen sehr unterschiedliche Typen seien, «haben sie es geschafft, maximal ihre Qualitäten herauszuholen». Und es hat sich inzwischen auch «definitiv eine Freundschaft» zu Laura entwickelt, verriet Walkenhorst.
Fotocredits: Orlando Barria
(dpa)