Glücklose Fortuna: Röslers Unentschieden-Könige verzweifeln
Düsseldorf – Dass Fortuna die Glücksgöttin ist, erscheint derzeit wie blanker Hohn. Nach dem siebten Unentschieden im elften Spiel unter Trainer Uwe Rösler schwindet bei den Spielern von Fortuna Düsseldorf allmählich die Zuversicht.
Der Coach hat viel Arbeit vor sich, um sein Team für den schwierigen Endspurt im Kampf um den Klassenverbleib wieder aufzurichten. «Die Mannschaft ist frustriert, aber wir werden wieder aufstehen», versprach Rösler nach dem 2:2 (1:1) trotz mehr als 80-minütiger Überzahl und drückender Überlegenheit gegen 1899 Hoffenheim.
Seit Rösler die Fortuna Ende Januar von Friedhelm Funkel übernahm, spielt der Abstiegskandidat besseren Fußball und ist schwerer zu schlagen. Von den elf Spielen seitdem verloren die Düsseldorfer nur gegen den Champions-League-Aspiranten Borussia Mönchengladbach (1:4) und den alten und sehr wahrscheinlich neuen Meister Bayern München (0:5). Ansonsten gilt, was Rösler auch am Samstag wieder feststellte: «Wir können in den meisten Spielen mithalten.»
Mehr noch. Gegen Frankfurt (1:1), in Wolfsburg (1:1), in Freiburg (2:0), gegen Hertha BSC (3:3), gegen Köln (2:2) und nun gegen Hoffenheim ging die Fortuna in Führung. Einen Sieg gab es aber nur in Freiburg. Gegen Berlin verspielte die Fortuna gar eine 3:0- und in Köln eine 2:0-Führung. Nimmt man die Spiele in Mainz (1:1) und gegen Paderborn (0:0) hinzu, in denen Düsseldorf jeweils klar besser und gefährlicher war, wurden unter Rösler bereits 14 Punkte teils recht leichtfertig verspielt.
Anstatt bei einem optimalen Verlauf der Spiele mit 42 Punkten um die Europa League mitzuspielen – was angesichts der Möglichkeiten natürlich vermessen wäre – schwebt die Fortuna mit 28 Punkten nach 30 Spielen weiter in akuter Abstiegsgefahr. Was nach den Spielen unter Rösler völlig unnötig ist.
«Fortuna steht viel schlechter in der Tabelle, als sie angesichts ihres Spiels stehen müsste», analysierte selbst Hoffenheims Coach Alfred Schreuder. Sein Team spielt tatsächlich um dem Europa-League-Einzug, geriet aber früh durch Rouwen Hennings 13. Saisontor (5. Minute) in Rückstand und musste vier Minuten später eine fragwürdige Rote Karte wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit von Benjamin Hübner hinnehmen. Was folgte, war ein Spiel auf ein Tor – das der Hoffenheimer. Weil die Gäste aus vier Chancen aber zwei Tore machten und Düsseldorf aus etlichen Möglichkeiten nur ein weiteres durch Hennings‘ Foulelfmeter (76.), herrschte Katerstimmung am Rhein.
«Wieder ein Spiel, in dem wir mehr hätten mitnehmen müssen», klagte Hennings und schaute trotz des Doppelpacks wie ein Absteiger. «Wieder ein Spiel, in dem wir Punkte liegen lassen», klagte Abwehrchef Kaan Ayhan mit ähnlich leidender Miene. Das Düsseldorfer Dilemma ist auch, dass es bei den nur noch vier ausstehenden Spielen nun zunächst gegen die Champions-League-Aspiranten Borussia Dortmund und RB Leipzig geht. «Es wäre jetzt mal an der Zeit, auch gegen Dortmund oder in Leipzig das ein oder andere Pünktchen zu holen», forderte Rösler. «Wir wollen die Liga halten, egal wie. Wir sind noch voll dabei.»
Seine Spieler hörten sich weniger optimistisch an. «Die Spiele werden weniger. Wir brauchen Punkte. Jetzt kommen Spiele, wo wir in der Rückrunde nicht den Hauch einer Chance hatten», sagte Hennings. 0:5 in Dortmund und 0:3 gegen Leipzig hieß es noch unter Funkel. Dass die Fortuna unter Rösler tatsächlich nicht mehr so leicht zu schlagen ist, verschwieg der 32-Jährige in seiner Enttäuschung. «Wir spielen nicht so wie eine Mannschaft, die Drittletzter ist», entgegnete Rösler später und kündigte an: «Wir versuchen es mit allen Möglichkeiten, die wir haben. Wir versuchen es mit Herz und Leidenschaft.» Davon muss er nun noch seine Spieler überzeugen.
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(dpa)