Gisdol droht HSV-Verlierern mit Konsequenzen
Hamburg – Die Fußball-Profis des Hamburger SV sind an einem historischen Tiefpunkt angelangt. Nur 13 Punkte aus 18 Spielen – eine solche Minusbilanz hat es in der fast 54-jährigen Bundesliga-Historie des einzigen noch nie abgestiegenen Gründungsmitglieds bisher nicht gegeben.
«Die Lage ist fatal», räumte Torwart Christian Mathenia ein. Trainer Markus Gisdol drohte den Kickern nach dem schwachen Auftritt beim FC Ingolstadt (1:3) Konsequenzen an und strich konsequent den nach dem Auslaufen üblichen freien Tag. Mathenia & Co. trainierten am Montag bei typischem Hamburger Schmuddelwetter und Schneeregen. Zudem ziehen die Verantwortlichen den letzten Trumpf: Bis Transferschluss am 31. Januar um 18.00 Uhr soll noch der brasilianische Nationalspieler Walace verpflichtet werden, um die Defensivprobleme zu beheben.
Immerhin haben die Akteure nach dem Fehlstart mit zwei Pleiten in den «Königsspielen» (Vorstandschef Heribert Bruchhagen) gegen direkte Abstiegskonkurrenten den Ernst der Lage offenbar erkannt. «Natürlich hatten wir andere Ziele. Nun stehen mit dem Rücken zur Wand», sagte Keeper Mathenia dem Radiosender NDR 90,3. Zugleich versicherte er, dass keiner der HSV-Spieler «als Absteiger in den Geschichtsbüchern stehen» wolle. «Es darf niemals sein, dass dieser große Club aus der 1. Liga absteigt». Das gelte es, «mit aller Macht» zu verhindern.
Diese Einstellung legten die HSV-Profis, die sich vor Weihnachten mit elf Punkten aus sechs Partien aus der größten sportlichen Not befreit hatten, zum Verdruss von Gisdol und Sportdirektor Jens Todt weder in Wolfsburg (0:1) und schon gar nicht in Ingolstadt an den Tag. «Die Erfolgsphase scheint der ein oder andere falsch gedeutet zu haben und davon ausgegangen zu sein, es laufe von allein», monierte Gisdol. Abwehrchef Mergim Mavraj pflichtete ihm sogar ehrlich bei. «Man muss ganz klar erwarten, dass jeder die Verantwortung, die er im Spiel hat, übernimmt. Es ist schwer im Mannschaftssport, wenn das nur einige tun», gab der Neuzugang vom 1. FC Köln selbstkritisch zu.
Nun gilt es, im anstehenden Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen die erneute Trendwende herbeizuführen. «Jetzt müssen wir das am Freitag wieder geradebiegen», forderte Gisdol, der für diese wichtige Partie noch ohne Walace plant. Dessen Wechsel zum HSV steht kurz bevor. Der 21 Jahre alte Olympiasieger von Rio 2016 absolvierte am Montag in der Hansestadt die medizinische Untersuchung und sollte danach bis 2021 unterschreiben. Die Ablösesumme für den Abwehr- und Mittelfeldspieler liegt nach Medienberichten zwischen neun und zehn Millionen Euro.
Den umworbenen zweimaligen A-Nationalspieler, an dem auch Leicester City interessiert war und der beim HSV auf Mit-Olympiasieger Douglas Santos trifft, sieht Gisdol allerdings nicht als Soforthilfe. «Er ist erst 21, wir werden ihm sicher etwas Zeit einräumen müssen», glaubt der HSV-Coach, «aber er hat ein tolles Entwicklungspotenzial.» Das nach Wunsch der Rothosen weiter in Liga 1 zum Tragen kommen soll.
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(dpa)