Girls von HBO: Eine der besten Comedyserien für junge Frauen?
‚Nepotismus‘ wurde überall gerufen, als man den Cast der aktuellen HBO Serie „Girls“ untersuchte, denn dort fanden sich vorwiegend Verwandte berühmter Fernsehmacher. Wenn das Ergebnis der Vettern-, bzw. Basenwirtschaft so gut aussieht, dann halten wir ausnahmsweise einmal den Mund.
In der Serie geht es um die Freundinnen Hannah (Regisseurin Lena Dunham, die Tochter der amerikanischen Fotografin Laurie Simmons ist), Marnie (Arnie Williams, Tochter eines Nachrichtensprechers), Jessa (Jemima Kirke, Tochter von Free Schlagzeuger Simon Kirke und von Dellal Kirke, die viele Outfits für Sex and the City zusammen stellte) und der jungen und unerfahrenen Shoshanna (Zosia Mamet, Tochter von David Mamet, ein berühmter Drehbuchautor).
Girls: HBO setzt auf ätzende junge Frauen
Alle leben in New York, studieren teilweise oder versuchen sich mehr schlecht als recht alleine durch das Leben zu schlagen, weshalb die Eltern nicht selten aushalten dürfen. Im Grunde kann man „Girls“ als Fortsetzung oder quasi-Adaption von Dunhams Regiedebüt „Tiny Furniture“ sehen, da die Charaktere ebenso planlos durch die Gegend wandern, sich selbst für den Nabel der Welt halten und dabei so katastrophal am Erwachsenwerden scheitern, dass man nur noch mit zusammen gebissenen Zähnen dasitzt und sich die Lawine an Fehltritten anschaut.
Echte Probleme und echte Bitches
Klar, Hannah und ihre Freundinen, vor allem die Britin Jessa sind wohl das, was man als Generation Hipster bezeichnen kann. Intelligent und ambitionslos, egozentrisch und fast schon sträflich naiv, wenn es um das echte Leben geht, hinzu kommt, dass eine prätentiöse Selbstbeweihräucherung in der Luft liegt, wenn sie sich für ihre Fehler rechtfertigen. Die sympathisch süßen Girly Charaktere a la Claire Danes oder Melissa Joan Heart sind das ganz sicher nicht und genau darin liegt wohl auch der Reiz.
Was anfänglich in großem Internet-Unmut anfing, hat sich nach nunmehr 2/3 der Staffel zu einem echten Liebling entwickelt, denn diese gehässigen, egoistischen, witzigen und verletzlichen Biester bieten endlich einmal Charaktere, in denen man sich auch wiederfindet – zugegeben, etwas zähneknirschend, denn wer gesteht sich schon gerne Fehler ein, aber wenigstens muss man kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn man sein drittes Praktikum anfängt, wenn man sieht, wie Hannah nach einem Jahr kostenlosem Praktikums nach Gehalt fragt und unfeierlich entlassen wird.
Unbekannter Cast mit bekannten Eltern
Wie passend auch, dass neben Dunham auch Judd Apatow im Produzentensessel sitzt, denn wie er hat sich auch Lena eine kleine Gruppe an Schauspielern aus „Tiny Furniture“ zusammen gesammelt, die in „Girls“ mal mehr mal weniger große Rollen spielen dürfen. Im Umkreis der Mädels findet man im gleichen Alter eher wenige überraschende Cameos, dafür sind die erwachsenen Darsteller allesamt alle Hasen im amerikanischen TV.
Ob nun die wunderbare Becky Ann Baker, die auch schon Lindsay’s Mutter in Apatows Teenieserie „Freaks and Geeks“ gespielt hat oder aber James LeGros, den viele als Ally McBeals Ex kennen dürften, es macht immer wieder Spaß, sehr wohl ausgeklügelte, kleine Rollen mit guten Nebendarstellern besetzt zu sehen.
Wer könnte ‚Girls‘ hassen?
Wir alle hassen sie, tatsächlich scheint niemand diese Serie zu gucken, der sie nicht auf einem gewissen Level hasst, ob man nun die Charaktere schrecklich findet, die Probleme der Mädels als Luxusprobleme beachtet oder aber die Rhetorik so unerträglich prätentiös empfindet, dass man sofort eine Runde „Stirb langsam“ gucken muss, „Girls“ ist nicht dazu gemacht, dass man alles toll findet, sondern bietet eine merkwürdige Mischung aus „Sex and the City“ und „The Office“ für Teenage Mädels. Und das funktioniert besser, als man gedacht hätte.