Geschichten aus Pyeongchang

Pyeongchang – Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang gibt es auch abseits der Wettkampfstätten allerhand Berichtenswertes:

RODEL-EHE: Die Olympia-Dritten auf dem Rodel-Doppelsitzer, Toni Eggert und Sascha Benecken, fahren bereits seit acht Jahren zusammen. «Das ist keine Freundschaft mehr, sondern eine Ehe», sagte Benecken. Oft seien sie 24 Stunden zusammen. «Wenn du dann keinen Spaß hast, hast du ein Problem.» Mit Humor und Ehrgeiz wollen sie ihre Karriere fortsetzen. «Wir sind Freunde für das Leben geworden und freuen uns auf die kommende Zeit», sagte Benecken. Bis zu den Winterspielen 2022 in Peking will das Duo weitermachen: «Wir haben doch nur Bronze gewonnen. Das ist doch Grund genug.»

UNERFAHREN: Obwohl die Skitechniker der Nordischen Kombinierer seit über zwei Wochen in Pyeongchang weilen und auch auf Daten des Weltcups vor einem Jahr zurückgreifen konnten, waren die Schneebedingungen bei der ersten Olympia-Entscheidung mit dem Springen von der Normalschanze völlig neu. «Wir waren auf alles vorbereitet, aber nicht auf Temperaturen von leicht über Null und eine sandige Laufspur. Bevor Eric Frenzel zu seinem Goldlauf starten konnte, haben wir 35 Kilometer getestet. Das war knüppelhart», berichtete Chef-Techniker Ralf Schmidt. Der Aufwand lohnte sich.

MEDAILLEN-TAXI: Die niederländischen Olympia-Helden werden am Gangneung Oval von einem «Medaillen-Taxi» abgeholt und zur Ehrung ins Holland-Haus gefahren. Der Wagen ist eine Idee eines Sponsors des niederländischen olympischen Sportverbandes. Das «Taxi» ist ein

glänzendes orangefarbenes Auto, das mit einer LED-Lichterkette versehen ist. Natürlich darf auch ein Warnlicht in orange nicht fehlen. Empfangen im Auto werden die Medaillengewinner von zwei in den Niederlanden populären Comedians. Sie führen während der Fahrt witzige Talks mit den Sportlern.

STIMMUNG: Die Atmosphäre im Fun Park kam bei den deutschen Snowboardcrossern ganz unterschiedlich an. Olympia-Debütant Martin Nörl war begeistert und fand, dass «relativ viel los war». Konstantin Schad beurteilte seine dritten Olympischen Winterspiele dagegen als «ein bisschen künstlich» und sagte über das Zuschauerinteresse: «Hier ist heute vielleicht nicht Kreisliga, aber 3. Liga.» Der Zuschauerbereich zum Stehen war bei den Snowboardcrossern ordentlich gefüllt, die Sitzplatztribüne dagegen nur mäßig.

COUSCOUS-RAKETE: Man stelle sich vor, Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen geht bei den nächsten Olympischen Spielen im Ski-Langlauf an den Start. Nicht möglich? In Marokko schon. Samir Azzimani, mit dem Spitznamen «Couscous-Rakete» gehörte in Vancouver 2010 noch dem Teilnehmerfeld im Alpin-Bereich an. Nun startet er in Pyeongchang am Freitag im Langlauf über 15 Kilometer. Eigentlich hatte der 40-Jährige vor ein paar Jahren nur eine Sportart gesucht, um wieder in Form zu kommen, ohne sich die Knie zu brechen. Denn eine Leisten-OP hatte seine Sotschi-Teilnahme verhindert. Der Abstecher führte ihn geradewegs wieder nach Olympia. Und da durfte er auch gleich die marokkanische Fahne bei der Eröffnungsfeier wie 2010 tragen. Die Auswahl fiel aber nicht schwer, Marokko stellt nur zwei Teilnehmer.

INSPIRATION: Der Schweizer Spitzenlangläufer und Medaillenanwärter Dario Cologna holt sich Inspiration vom Schweizer Tennisstar Roger Federer. Cologna war als Topfavorit in den Skiathlon gegangen, verpasste aber eine Medaille. Auch Federer habe Tiefs gehabt, sagte Cologna der Schweizer Boulevardzeitung «Blick» (Donnerstag-Ausgabe). «Er hat sich immer zurückgekämpft, das muss man bewundern. Er ist eine Inspiration.» Cologna, Olympia-Sieger 2010, hofft auf eine neue Medaillenchance beim für Freitag geplanten Langlauf über 15 Kilometer Freistil.

ROYALER GLÜCKSBRINGER: Kronprinz Haakon hat seinen Landsleuten bei den olympischen Wettkämpfen am Donnerstag Glück gebracht. Am Morgen erlebte der Ehemann von Prinzessin Mette-Marit den norwegischen Doppelerfolg durch Axel Lund Svindal und Kjetil Jansrud in der Abfahrt. Es folgte Ragnhild Mowinckels zweiter Platz im Riesenslalom. Am Nachmittag gehörte der Kronprinz zu den ersten Gratulanten von Olympiasiegerin Ragnhild Haga im 10-Kilometer-Rennen in der freien Technik. Außerdem beglückwünschte er Marit Björgen zu Bronze. Es war ihre zwölfte olympische Medaille. Mehr kann man von seinen Untertanen kaum erwarten.

VERPLAPPERT: Der ehemalige amerikanische Weltklasse-Skifahrer Bode Miller erhielt böse Kommentare, nachdem er als NBC-Experte während des Damen-Riesentorlaufs behauptete, der Grund für das schwache Abschneiden von Österreichs dreimaliger Weltmeisterin Anna Veith sei ihr Ehemann. Der Kombinations-Olympiasieger von Vancouver 2010 entschuldigte sich später via Twitter. «Um das klarzustellen, habe ich Anna Veiths mäßige Ergebnisse nicht ernsthaft auf ihren Ehemann zurückgeführt», schrieb der 40-Jährige. Er selbst habe die Liebe und die Unterstützung seiner Frau in seiner Karriere gehabt. «Ich weiß, dass das ein riesiger Gewinn sein kann.» Veith ist seit April 2016 verheiratet. Nach ihrem Olympiasieg im Super-G 2014 hatte sie wegen Verletzungen lange pausiert. Am Donnerstag war sie Zwölfte geworden.

BEISTAND: Auch der Besuch aus der Heimat hat Deutschlands Eishockeyspielern nichts gebracht. Das 2:5 am Donnerstag zum Auftakt gegen Finnland sahen auch die Frauen und Freundinnen der deutschen Nationalspieler. «Mein Schatz ist das», postete Stürmer David Wolf vergüngt bei Instagram. Wie lange die Spielerfrauen bleiben und wo sie untergebracht sind, konnte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) nicht sagen. «Alle unterschiedlich», hieß es.

Fotocredits: Michael Sohn
(dpa)

(dpa)
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