Gerüchte auf St. Pauli: Wird Lienen Sportchef?
Hamburg – Beim FC St. Pauli gab es nach dem letzten Saison-Heimspiel breiten Raum für Spekulationen.
Kapitän Sören Gonther deutete nach dem Happy End im Abstiegskampf seinen Abschied zum Sommer an, und auch Erfolgscoach Ewald Lienen gab zumindest kein Dementi zu Gerüchten, dass er beim Kiezclub von der Trainerbank auf den vakanten Sportchef-Sessel wechseln könnte. «Übt euch in Geduld und lasst uns erst mal ordentlich die Saison beenden», sagte mit einem breiten Grinsen der bald 64 Jahre alte Fußball-Lehrer, der den FC St. Pauli nach 2014/15 zum zweiten Mal vor dem Abstieg aus der 2. Liga bewahrte. Künftig könnte er den komfortableren Job ausüben.
Fest steht seit ein paar Tagen, dass Geschäftsführer Andreas Rettig die Funktion als Sportdirektor wieder aufgeben wird. Den Posten hatte er seit der Freistellung von Thomas Meggle am 1. November 2016 ausgeübt. Der Nachfolger könnte tatsächlich Lienen heißen.
An dem erfahrenen Coach hielten die St. Paulianer auch fest, als der Club im Herbst fast schon abgeschlagen schien. In Olaf Janßen erhielt Lienen für sein Trainerteam einen zusätzlichen Mann. Der Ex-Profi übernahm in der täglichen Trainingsarbeit das Kommando, gab dem Team neue taktische und spielerische Impulse, Lienen war mehr Supervisor, hob stets Janßens Bedeutung für die sportliche Rettung hervor.
Der bei den braun-weißen Fans überaus beliebte Lienen könnte nach 28 Trainerjahren künftig als St. Paulis Sportdirektor Boss eines neuen Cheftrainers Janßen werden, der mehr als bisher im Vordergrund stehen würde. Die Verantwortlichen um Clubchef Oke Göttlich und Geschäftsführer Rettig, der nach dem Heimspiel gegen Fürth (1:1) der Pressekonferenz fernblieb, halten sich noch bedeckt.
Deutlicher wurde da schon Spielführer Gonther, dessen Vertrag ebenso ausläuft wie der von Daniel Buballa. Während Linksverteidiger Buballa (27 Jahre) von «guten Gesprächen» berichtete, spricht bei Innenverteidiger Gonther einiges für den baldigen Abschied. «Ich bin stolz, Teil und Kapitän dieser Mannschaft gewesen zu sein», meinte er ohne Umschweife nach dem Match. Zwar hat er ein Angebot vorliegen, doch dem Vernehmen nach pocht der bald 31-Jährige auf eine längere Laufzeit.
«Sören hat eine Verantwortung für sich und seine Familie, ich für den Verein», betonte Rettig in den Katakomben des Millerntor-Stadions. Und auch Lienens Reaktion deutet eher auf ein Ende der Zusammenarbeit hin: «Sören Gonther hat eine tolle Rückrunde gespielt. Und auch ich bin im Grunde ja Jäger und Sammler, der sich schlecht von Dingen und Spielern trennen kann. Aber man muss auch mal loslassen können.»
Fotocredits: Roland Weihrauch
(dpa)