Gentner-Verletzung schockt den VfB – Sieg gegen VfL
Stuttgart – Die Verlängerung der ohnehin schon beeindruckenden Heimserie verkam beim VfB Stuttgart zur Nebensache. Sichtlich mitgenommen von der schweren Kopfverletzung von Kapitän Christian Gentner schlichen Spieler und Trainerteam nach dem 1:0 (1:0) gegen den VfL Wolfsburg vom Platz.
«Wir sind in Gedanken bei unserem Captain», sagte Trainer Hannes Wolf, der von einer «schweren Gehirnerschütterung» beim Mittelfeldspieler sprach. Außerdem seien «wohl auch ein paar Knochen im Gesicht gebrochen». Dass der Bundesliga-Aufsteiger 2017 in der heimischen Arena weiter ungeschlagen sind, spielte zunächst kaum eine Rolle.
In der 84. Minute war Gentner von Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels bei einer Rettungsaktion mit dem Knie an der Schläfe getroffen worden. Der 32-Jährige wurde schwer benommen mit einer Trage aus dem Stadion gebracht. Durch die lange Pause gab es eine achtminütige Nachspielzeit.
Auf eine Bestrafung von Casteels verzichtete Schiedsrichter Guido Winkmann. Der Referee habe die Szene «direkt als unglücklichen Zusammenprall bewertet», erklärte DFB-Schiedsrichter-Manager Hellmut Krug. Auch der Video-Assistent sei zu der Einschätzung gekommen. «Deshalb wurde die Entscheidung nicht korrigiert.»
Da die Stuttgarter bereits ihr Auswechselkontingent ausgeschöpft hatten, mussten sie in Unterzahl weiterspielen. «Das waren dramatische Szenen, wir hatten riesige Angst, dass das vielleicht bleibende Schäden hinterlässt», sagte Wolf über den Zwischenfall mit Gentner. Eine schnelle Untersuchung der Notärzte habe aber ergeben, dass der Kapitän wieder fit wird. Das könnte allerdings dauern. «Ich hoffe, es geht ihm schnell besser. Es war nicht meine Intention, ihn zu verletzen», sagte Casteels.
Gentner wird dem VfB in den kommenden Spielen als Leader fehlen. Mit ihm hatte der VfB zuvor deutlich gemacht, dass er den Sieg mehr will als die Wolfsburger. Angetrieben von den starken Neuzugängen Anastasios Donis und Santiago Ascacibar, die beide ihr Startelf-Debüt in der Bundesliga feierten, drängten die Schwaben den VfL in die eigene Hälfte. Vor allem Donis bekam die Wolfsburger Defensive überhaupt nicht in den Griff. Schon nach 13 Minuten hatte der Grieche die Führung für Stuttgart auf dem Fuß, seinen Distanzschuss lenkte Casteels aber noch mit den Fingerspitzen an den Pfosten.
Die Wolfsburger dagegen agierten über weite Strecken harmlos. Ohne den verletzten Ex-Stuttgarter Mario Gomez war die Offensive um Neuzugang Divock Origi kaum zu sehen. «Leider haben wir heute nicht nur schlechtes Wetter, sondern auch ein ganz, ganz schlechtes Spiel des VfL gesehen», sagte Wolfsburgs Manager Olaf Rebbe.
Origi war bemüht, ihn erreichten aber kaum Bälle. Die verdiente Führung für den VfB fiel dann nach einer erneut starken Aktion von Donis, nach dessen Flanke Chadrac Akolo zunächst an Casteels scheiterte – den Nachschuss nutzte der Kongolese vor 50 500 Zuschauern aus wenigen Metern dann aber zum Treffer des Tages. «Ich bin sehr stolz auf die Jungs heute, dass wir das Spiel gewonnen haben und auch über die Art und Weise», sagte Wolf.
Bei den Gästen war dagegen größtenteils keine Struktur im Aufbauspiel zu erkennen. Zwar zeigten sich die Wolfsburger im zweiten Durchgang deutlich bemühter, ohne Gomez fehlte aber die Durchschlagskraft. Ein ohnehin wenig spannendes Spiel verlor dadurch im zweiten Durchgang weiter an Attraktivität, weil auch der VfB seine Offensivbemühungen sichtlich einstellte.
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(dpa)