«Geht nicht um Rache»: Frings vor Wiedersehen mit Werder
Darmstadt – Den größten Teil seiner langen Bundesliga-Karriere hat Torsten Frings bei Werder Bremen verbracht. Am Samstag kommt es für Ihn als Trainer mit Darmstadt 98 zum Wiedersehen mit seinem Ex-Verein.
In Bremen war Frings jahrelang Spieler, dort begann auch seine Trainerlaufbahn. Dass er im September bei Werder als Assistenzcoach zusammen mit seinem Chef Viktor Skripnik freigestellt wurde, hat ihn geschmerzt. Seit der Winterpause trainiert Frings nun den Tabellenletzten und tritt am 23. Spieltag in Bremen zum Kellerduell an. Besonders brisant dabei: Mit einem Sieg könnte Frings seinem früheren Werder-Kollegen Alexander Nouri einige Probleme bereiten.
«Klar ist das ein besonderes Spiel für mich», sagte Frings der Deutschen Presse-Agentur. «Ich habe rund 20 Jahre bei diesem Verein verbracht und dort Großartiges erlebt. Ich freue mich darauf, viele bekannte Gesichter wiederzusehen.»
Der «Bild»-Zeitung hatte er kürzlich jedoch auch gesagt, dass er zwar noch viele Freunde in Bremen habe – aber im Verein weniger. Die Trennung hat Spuren hinterlassen. Skripnik musste nach dem schlechten Start als erster Trainer dieser Saison gehen. Frings hätte als Co-Trainer bleiben können. Doch er knüpfte sein Schicksal an das von Skripnik, mit dem er bei Werder schon als Spieler auf dem Platz gestanden hatte. «Ich war loyal gegenüber Viktor», sagte er. «Da bin ich freigestellt worden.»
Die Freistellung hat an Frings genagt, aber er kann ihr heute auch Positives abgewinnen. «Natürlich war das nicht schön. Aber letztlich hat sich in der Folge wieder eine andere Tür geöffnet», sagte er der dpa. Und stellte mit Blick auf das Spiel am Samstag klar: «Es ist keinesfalls so, dass es mir um Rache oder ähnliches geht.»
Etwas heikel ist das Verhältnis zu Werders Sportchef Frank Baumann. Mit ihm spielte Frings ebenfalls zusammen für die Grün-Weißen. Doch Baumann war es dann auch, der im Herbst an seiner Freistellung maßgeblich beteiligt war.
«Dass eine Trennung wehtut, ist normal. Aber daran zerbricht keine Freundschaft», sagte Baumann. «Ich glaube nicht, dass zwischen Torsten und Werder etwas kaputt gegangen ist.» Und Frings bekräftigt: «Wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Frank hatte diese Entscheidung in seiner beruflichen Position getroffen. Das hat aber an unserer persönlichen Beziehung nichts geändert.»
Als Frings im Winter um die Auflösung seines Vertrags bat, legte man ihm in Bremen keine Steine in den Weg. «Wir trauen ihm diesen Schritt zu und drücken ihm die Daumen, solange er auf die Punkte bei Spielen gegen Werder verzichten kann», sagte Baumann damals.
Doch genau dies wird diesmal nicht der Fall sein. Zehn Punkte trennen das Schlusslicht aus Südhessen vom Tabellen-15. von der Weser. Wenn die «Lilien» noch eine kleine Chance auf den Klassenerhalt wahren wollen, müssen sie unbedingt punkten, besser sogar noch gewinnen.
Zumindest statistisch sind die Chancen gar nicht so schlecht. Darmstadt holte in seiner Bundesliga-Historie gegen kein anderes Team so viele Punkte wie gegen Bremen (10), gegen keinen anderen Verein erzielten sie so viele Tore (14). Zudem haben sie seit sechs Spielen nicht mehr gegen Werder verloren. Jedoch holte Darmstadt diese Saison bislang noch keinen Auswärtspunkt.
Trotz des schlechteren Tabellenplatzes hat Frings weniger Druck als sein Gegenüber Nouri. Die Siege gegen Mainz und Wolfsburg haben dem Werder-Coach zwar etwas Luft verschafft, doch noch immer ist sein Vertrag über die Saison hinaus nicht verlängert worden. Bis September trainierte Nouri noch die zweite Mannschaft des Vereins. Nach der Trennung von Skripnik und Frings wurde er zum Chef befördert.
Frings muss sich dagegen vorerst keine Sorgen um seinen Job machen. Als er in Darmstadt verpflichtet wurde, stellte Präsident Rüdiger Fritsch klar, dass man mit ihm auch in die Zweite Liga gehen werde.
Interessant wird sein, wie die Fans auf die Rückkehr der Werder-Ikone Frings reagieren werden, der für den Verein 447 Pflichtspiele bestritt und mit Werder zweimal den DFB-Pokal gewann. Pfiffe erwartet Baumann jedenfalls nicht: «Torsten hat 20 Jahre sehr viel für Werder geleistet. Dafür haben die Fans ein gutes Gespür.»
Fotocredits: Uwe Anspach
(dpa)