Frustbewältigung nach Europa-Aus
Düsseldorf – Wehmut in Dortmund, Wut in München, Frust auf Schalke – nach dem Abschied der letzten drei deutschen Teams aus Europa gewinnen die nationalen Wettbewerbe an Bedeutung. Erstmals seit 2005 steht kein Bundesligist in einem Halbfinale eines internationalen Wettbewerbs.
«Jetzt müssen wir liefern», kommentierte Angreifer Marco Reus das Champions-League-Aus seines BVB gegen den AS Monaco mit Blick auf die restlichen fünf Spieltage in der Liga und das Pokal-Halbfinale am kommenden Mittwoch beim FC Bayern.
Einen Tag vor dem Bundesliga-Topspiel am Samstag (18.30 Uhr) in Mönchengladbach wurden die Dortmunder Profis erneut von den denkwürdigen Ereignissen am 11. April eingeholt. Die Festnahme eines Tatverdächtigen, der den Sprengstoffanschlag auf den Teambus verübt und zuvor auf einen Kursverlust der BVB-Aktie gesetzt haben soll, wurde positiv aufgenommen. «Für alle, die im Bus saßen, wären diese Informationen wichtig, denn sie würden den Verarbeitungsprozess deutlich erleichtern», sagte Kapitän Marcel Schmelzer. Ein Sieg bei den zuletzt aufstrebenden Gladbachern soll dem Tabellen-4. helfen, die direkte Champions-League-Qualifikation zu schaffen.
Anders als die Dortmunder haben die Münchner ihr Saisonziel in der Bundesliga bereits so gut wie erreicht. Bei acht Punkten Vorsprung auf Verfolger Leipzig scheint der fünfte Meistertitel in Serie nur noch Formsache. Ein Heimsieg am Samstag gegen den FSV Mainz könnte zumindest ein wenig den Frust über die Schiedsrichterleistung beim Abschied aus der Champions League am Dienstag in Madrid vertreiben. «Wir müssen Meister werden und den Pokal gewinnen», forderte Außenstürmer Arjen Robben das Double, «mehr ist nicht drin.»
Auch den Schalkern bleibt wenig Zeit, das Verlängerungsdrama im Europa-League-Viertelfinale gegen Ajax Amsterdam zu verarbeiten. Ein Sieg am Sonntag gegen Leipzig soll dem Bundesliga-Elften dabei helfen. «In der Liga sind wir weit weg, vom dem, was wir uns vorgenommen haben. Die Europa League war eine Riesenchance, die Saison zu einem guten Ende zu bringen», klagte Kapitän Benedikt Höwedes.
Schon am 30. Spieltag kann die erste Entscheidung fallen. Verliert Darmstadt das Kellerduell beim Hamburger SV, ist der Abstieg besiegelt. Trotz der bisher dürftige Ausbeute des Gegners in der Fremde warnte HSV-Coach Markus Gisdol sein Team: «Wir wissen, dass sie auswärts bisher keine Punkte geholt haben, aber dennoch gebührt der Mannschaft Respekt. Sie sind als Team besser geworden und wehren sich mit Händen und Füßen.» Auch bei einem Sieg wähnen sich die Hamburger noch lange nicht in Sicherheit. «Wir stellen uns darauf ein, dass es bis zum letzten Spieltag geht», sagte Gisdol mit Bezug auf die engen Punktabstände im unteren Tabellendrittel.
Realistischer als für Darmstadt erscheint die Rettung für Ingolstadt. Schließlich liegt der 15. Tabellenplatz für den Vorletzten nur vier Punkte entfernt und könnte mit einem Heimsieg über Bremen weiter schrumpfen. «Für uns ist es ein Finale», sagte Mittelfeldspieler Almog Cohen. Das 0:3 beim VfL Wolfsburg haben die Oberbayern bereits abgehakt. «Das Spiel war nicht repräsentativ für unsere Leistung», urteilte Maik Walpurgis, der dem Team direkt danach zwei Tage freigegeben hatte. «Die mentale und körperliche Frische sind enorm wichtig für uns», ergänzte der Coach.
Nicht minder unter Druck steht der FC Augsburg. Nach dem Sieg über Köln will der Drittletzte auch im Spiel bei Eintracht Frankfurt ein unangenehmer Gegner sein. «Das ist der Augsburger Weg: Eklig aufzutreten, eklig zu verteidigen», sagte Trainer Manuel Baum. Allerdings muss der FCA in seinem 200. Bundesligaspiel auf zahlreiche Stammkräfte verzichten. Das kann Fußball-Lehrer Baum nicht schrecken: «Wir haben schon oft bewiesen, dass wir das können.» Die Frankfurter liegen mit sechs Punkten Vorsprung auf Augsburg auf Rang 10 – haben aber seit zehn Spielen nicht mehr gewonnen.
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(dpa)