Freitag will endlich eine eigene Olympia-Medaille bejubeln
Pyeongchang – Richard Freitag durfte in Sotschi und Pyeongchang schon zwei rauschende Partys nach einem Olympiasieg erleben. Nur eine eigene Goldmedaille hat er noch nicht.
Vier Jahre nach dem Olympiasieg des Teams um Frontmann Severin Freund und nur wenige Tage nach dem Einzel-Coup von Teamkollege Andreas Wellinger will der 26-Jährige endlich selbst zuschlagen – und sich damit für eine starke und konstante Saison belohnen. «Eine Medaille wäre super, ansonsten will ich wirklich die Zeit bei Olympia genießen», sagte Freitag.
Freitag und die Spiele, das ist gewissermaßen bisher eine tragische Geschichte. In Sotschi sprangen damals neben Freund und Wellinger die inzwischen in der Versenkung verschwundenen Marinus Kraus und Andreas Wank, nicht aber der Sachse, der in dieser Saison endgültig seinen Durchbruch in die Weltspitze feierte.
«Ich finde, dass Richard hier einen super Job gemacht hat», sagt Bundestrainer Werner Schuster über seinen besten Schützling im Olympia-Winter. Beim Wettbewerb auf der Großschanze an diesem Samstag (13.30 Uhr/MEZ) schätzt der Österreicher seinen «Ritsch» noch höher ein als auf der Normalschanze, wo Freitag nach starkem ersten Sprung nur Neunter wurde. Das größte Problem bleibt nach seinem Sturz bei der Vierschanzentournee in Innsbruck für den Wahl-Oberstdorfer die Telemark-Landung im hohen Weitenbereich.
«Ich tu mich noch ein bisschen schwer mit der Landung, es ist noch nicht so überzeugend, den Fuß vorzustellen wegen der Hüfte», sagte Freitag jüngst. Auffällig war das beim Weltcup in Willingen, aber auch im Alpensia Nordic Park, als er im Gegensatz zu Wellinger vorzeitig seinen Sprung abfing. Die Erinnerung an das Bergiselspringen Anfang Januar in Innsbruck ist geblieben, als er die Ski-Enden überkreuzte, stürzte und damit alle Hoffnungen auf den Tournee-Sieg begraben müsste. Die Hüfte schmerzt ihn noch heute bei gewissen Bewegungen.
Freitag hat sich vor dem Olympia-Winter sowohl von seinem Training als auch optisch verändert. Aus Sachsen zog es ihn nach Bayern, in Oberstdorf findet er nun kürzere Wege und bestens präparierte Schanzen vor. Zudem trägt Freitag einen markanten Oberlippenbart, dessen Wuchs zeitlich zufällig mit seiner Steigerung zum Top-Springer einherging. Für den «Movember», eine karitative Idee, bei der Männer im November für die Erforschung und Vorbeugung von Männer-Krankheiten Spenden sammeln. Da dachte sich Richard Freitag: «Warum eigentlich nur einen Monat im Jahr auf die Gesundheit hinweisen?»
Der vorläufige Höhepunkt seiner Top-Saison folgte im Januar, als er Bronze bei der Flug-WM in Oberstdorf gewann. Für Coach Schuster eine «fantastische Leistung, vor allem mental». Der in sich gekehrte und oft so zurückhaltende Freitag meinte: «Die Medaille ist grandios und extrem wertvoll für mich.» Noch wertvoller wäre Edelmetall in Pyeongchang.
Doch nur an Erfolgen möchte er seine Reise nach Südkorea nicht messen. «Ich glaube, am glücklichsten fahre ich zurück, wenn ich sage, ich kann mich an jeden Tag erinnern. Man vergisst oft das ganze Drumherum», sagte Freitag. An die Sieger-Party seines Teamkollegen Wellinger wird er sich sicher auch auf dem Rückflug erinnern können.
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(dpa)