Frankfurt hakt Europacup erstmal ab
Frankfurt/Main – Eintracht Frankfurts Trainer Niko Kovac zeigte einmal mehr, dass er ein ehrlicher Kerl ist. «Niko hat den zweiten Fairness-Preis verdient», meinte Kollege Markus Gisdol vom Hamburger SV nach dem 0:0 im Samstag-Abendspiel der Fußball-Bundesliga anerkennend.
Kovac, wenige Tage zuvor mit dem Fair-Play-Preis des Deutschen Sports ausgezeichnet, hatte zugegeben, dass dem HSV zu Unrecht in der 61. Minute ein Elfmeter verweigert wurde.
Frankfurts David Abraham foulte Filip Kostic, doch Referee Benjamin Cortus ließ weiterspielen. «David hat den Ball nicht berührt. Wenn der Schiedsrichter gepfiffen hätte, wäre das ein Elfmeter», gab Kovac zu. Da die Gastgeber drei Großchancen durch Branimir Hrgota (29.), Ante Rebic (51.) und Michael Hector (73.) vergaben, konnte sich niemand über das Remis, das keinem der beiden Clubs half, beschweren.
Der Eintracht-Chefcoach war zumindest froh, die Niederlagenserie von zuvor fünf verlorenen Partien beendet zu haben. «Wir haben gewusst, jede Serie geht zu Ende. Der Punkt wird uns Selbstvertrauen geben», meinte Kovac. Nach der langen Durststrecke reichte das Remis nicht, um sich auf dem sechsten Europacupplatz zu halten.
«Ich bin ganz ehrlich: Das nach vorne Schauen interessiert mich nicht», sagte Kovac. «Wir müssen zusehen, die ominösen 40, 41 Punkte zu holen. Denn die Clubs von hinten schieben ganz schön.» Neun Zähler trennen die Hessen (36) nur noch vom Tabellen-16. aus der Hansestadt (27). Den Traum vom Europacup wollte Kovac aber nicht völlig zerstören: «Wenn der Klassenerhalt geschafft ist, werden wir in den letzten Spielen versuchen, in die andere Richtung zu sehen.»
Positiv nach vorne schauen kann Eintracht-Profi Marco Russ, der neun Monate nach seiner Krebserkrankung erstmals in der Startelf stand. «Für das erste Mal von Anfang an bin ich zufrieden. Das zeigt, dass man solche Krankheiten hinter sich lassen kann», sagte Russ. Von Coach Kovac erhielt er die Bestnote: «Ich würde ihm eine Eins geben.»
Ein gutes Zeugnis kann man zwar auch dem HSV nach dem starken Lauf mit 14 Punkten aus zuletzt sieben Spielen ausstellen. Nach vorne gebracht hat es ihn nicht: Denn der Abstand der Hamburger auf die Nicht-Abstiegszone vergrößerte sich auf zwei Punkte, weil auch die Konkurrenz aus Wolfsburg, Bremen und Augsburg punktete.
«Wir müssen damit leben, bis zum letzten Spiel eine große Anspannung zu haben», sagte der HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen, der bei der ersten Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte, wo er in gleicher Funktion zwölf Jahre tätig war, ziemlich zitterte: «Ich habe 90 Minuten in Angst gelebt, dass noch etwas schief geht.»
Optimistisch, dem Abstieg zu entgehen, stimmt ihn das Restprogramm. «Wir haben mehr Heim- als Auswärtsspiele und spielen nicht mehr gegen Dortmund und Bayern», meinte Bruchhagen. Eher unwirsch reagierte HSV-Torwart René Adler auf die Frage, ob der Punktgewinn nicht zu wenig sei im Kampf um den Klassenverbleib. «Am 25., 26. oder 27. Spieltag habe ich noch keine Mannschaft gesehen, die abgestiegen ist», antwortete er. «Wir werden hinten heraus die Klasse erhalten.»
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(dpa)