Frankfurt gegen Darmstadt: Das ungleiche Derby

Frankfurt/Main – «Wir haben aus dem letzten Jahr noch eine Rechnung offen. Die müssen wir ausgleichen», sagte Eintracht- Frankfurt-Vorstand Axel Hellmann mit Blick aufs Hessen-Derby der Fußball-Bundesliga gegen Darmstadt 98. Dafür gab es bei der Mitgliederversammlung besonders viel Applaus.

Die Eintracht geht als Tabellendritter in dieses Spiel, die «Lilien» sind nach mehr als drei Monaten ohne Sieg nur Letzter. Bei dieser Konstellation vergisst man schnell, dass der kleine Nachbar dem deutlich größeren in den vergangenen 15 Monaten gleich zwei bittere Niederlagen zugefügt hat. Sowohl das Spiel in Frankfurt vor einem Jahr als auch das Hinspiel in dieser Saison gewann der Außenseiter mit 1:0. Daran dachte Darmstadts Kapitän Aytac Sulu wohl auch, als er nach dem jüngsten 1:6-Debakel gegen den 1. FC Köln sagte: «Für uns ist es gut, dass jetzt das Derby kommt. Denn das hat seine eigenen Regeln. Ein Derby kannst du gewinnen, wenn du Tabellenletzter bist. Und du kannst es verlieren, wenn du Tabellenerster bist.»

Von einer aufgeheizten Derby-Atmosphäre ist diesmal allerdings weder in Frankfurt noch in Darmstadt etwas zu spüren. Am Freitag war das Stadion noch nicht einmal ausverkauft. Rund 2000 Eintrittskarten sind noch zu haben. «Wir wissen, dass sich die beiden Fanlager nicht lieben. Bislang ist aber alles absolut entspannt», sagte ein Einsatzleiter der Frankfurter Polizei dem Hessischen Rundfunk.

Das war bei den vorangegangenen Duellen noch ganz anders. Im Dezember 2015 verbrannten Frankfurter Fans während des Spiels Darmstädter Schals und Fahnen. Vor dem Rückspiel im April verhängte die Stadt Darmstadt ein Innenstadt-Verbot für Frankfurter Anhänger, das erst kurz vor der Partie von einem Gericht wieder gekippt wurde.

Doch damals spielten noch beide Vereine gegen den Abstieg. Mittlerweile haben sich Frankfurt uns Darmstadt so weit auseinander entwickelt, dass von einer sportlichen Brisanz keine Rede mehr sein kann. «Das ist für uns ein normales Bundesliga-Spiel, das wir gewinnen wollen. Wir wollen da keine weiteren, unnötigen Emotionen hineintragen», sagte Eintracht-Trainer Niko Kovac am Freitag.

Die Gründe dafür, dass sein Team dem hessischen Rivalen so enteilt ist, liegen vor allem in der Personalpolitik. Darmstadt 98 holte allein in dieser Woche noch einmal drei neue Spieler, darunter einen prominenten Namen wie Hamit Altintop. Dass ein früherer Profi von Bayern München und Real Madrid jetzt für den Tabellenletzten spielt, sorgt dort noch einmal für eine neue Hoffnung im Abstiegskampf. Doch unter dem Strich ist die Verpflichtung von einem neuen Trainer und gleich sechs neuen Spielern während des Januars vor allem das Eingeständnis, vor der Saison vieles falsch gemacht zu haben. Gerade Altintop wird am Sonntag nach Monaten ohne Spielpraxis noch keine Soforthilfe sein können.

In Frankfurt dagegen sind alle Umbruchpläne bislang voll aufgegangen. In der Winterpause kamen mit Max Besuschkow oder Marius Wolf ausschließlich junge Spieler. Einen Routinier wie Szabolcs Huszti lässt die Eintracht dagegen wieder nach China ziehen. Im Ergebnis ist man so entspannt wie noch vor keinem Derby seit dem Darmstädter Wiederaufstieg. «Wir müssen keine Kampfansagen machen. Gegen uns spielt im Moment niemand gern. Das wird auch für die Darmstädter kein Spaß werden», sagte Hellmann.

Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)

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