FCA-Stürmer Finnbogason überragt nach Leidenszeit

Augsburg (dpa) – Vor neun Monaten war Alfred Finnbogason weit weg vom Spitzensport, in der vorigen Woche konnte er erkrankt kaum richtig trainieren. Nach seinem Dreierpack musste der Stürmer des FC Augsburg dann Fragen zur Torjägerkrone der Bundesliga beantworten.

So schnell kann es gehen im Fußball. Mit einem Sahnetag und allen Treffern beim 3:0 (2:0)-Erfolg der Schwaben über den 1. FC Köln hat sich der Isländer nicht nur an den Branchengrößen Lewandowski und Aubameyang vorbei an die Spitze der Torschützenliste gesetzt. Der ambitionierte Nationalspieler zeigte auch deutlich, dass er der Profi im XXL-Kader der Schwaben für die wichtigen Spiele sein will.

«Ich bin auf einem guten Weg», berichtete Finnbogason nach dem ersten FCA-Heimsieg der Saison und ergänzte leicht grinsend mit Verweis auf die Torjägerliste: «Hoffentlich kann ich das durchhalten.» Am Abend stand für den Profi eine kleine, private Feier an. Sein Vater war aus Island zu Besuch, Finnbogason Junior freut sich auf ein Barbecue.

Dass diese nette Momentaufnahme am Anfang der Saison keine Tendenz für die weitere Spielzeit sein muss, das weiß Finnbogason. Der 28-Jährige ist Realist, er hat nicht nur die Höhen im Fußball wie die Teilnahme an der EM 2016 erlebt, sondern auch Tiefen. Erst in der vergangenen Saison verpasste er fast sechs Monate wegen einer hartnäckigen Schambeinentzündung. Während seine Teamkollegen gegen den Abstieg kämpften, schuftete er für Gesundheit und Karriere. «Es wird einfach nicht besser», sagte er damals in einem Interview, als er im Januar für mehrere Wochen bei einem Spezialisten in Katar war.

Diese Episode seiner Karriere sieht Finnbogason als «Motivation», wie er erzählte. «Ich habe das Vertrauen nie verloren.» Und seine Torgefahr augenscheinlich auch nicht. Gegen Köln traf er per Kopf (21. Minute), Foulelfmeter (32.) und Abstauber nach einem Konter in der Nachspielzeit. Und das, obwohl er nach der Länderspielreise sichtlich angeschlagen nach Augsburg zurückgekehrt war.

«Wahrscheinlich hat er einen guten Virus mitgebracht», sagte Trainer Manuel Baum und witzelte: «Den kann er ruhig über einen längeren Zeitraum behalten.» Finnbogason nahm die verbale Steilvorlage auf und vollendete souverän. «Vielleicht ist das der Schlüssel, dass ich in der Woche nichts mache und nur die Spiele bestreite», flachste er.

Als jahrelanger Augsburger Erfolgsbringer war Raul Bobadilla im Sommer zurück nach Mönchengladbach gegangen. So wie der Paraguayer will es nun Finnbogason richten. «Ich sage immer zu Philipp (Max) und Marcel (Heller): Ihr müsst den Ball nur reinbringen. Ich bin da!»

Angesichts des Hochgefühls nach dem ersten Heimsieg war Stefan Reuter regelrecht bemüht, die Anfangseuphorie etwas zu bremsen. «Der Sieg war auf alle Fälle verdient, aber wir dürfen nicht locker lassen», sagte der Geschäftsführer des FCA. Auch Flügelspieler Heller betonte, die Truppe dürfe sich auf diesem ersten Erfolg «nicht ausruhen».

Matchwinner Finnbogason berichtete von «hohen Zielen», die er und die die Mannschaft vor der Saison sogar zu Papier gebracht haben. Der Inhalt dieser Notizen bleibe geheim, sagte er, deutete aber an, dass ambitionierte Ziele als «Klassenverbleib» aufgeschrieben wurden.

Fotocredits: Stefan Puchner

(dpa)
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