Fassungslosigkeit in Braunschweig: Absturz in 3. Liga
Braunschweig – Torsten Lieberknecht weinte hemmungslos, die Spieler gaben geschlossen ihre Trikots in der eigenen Kurve ab: Der Absturz von Eintracht Braunschweig in die Drittklassigkeit ist perfekt.
Nach der 2:6 (2:4)-Klatsche bei Holstein Kiel und dem Abrutschen auf den direkten Abstiegsplatz 17 herrschte bei Spielern, Fans und Anhängern die blanke Fassungslosigkeit. Weniger als ein Jahr nach dem knapp verpassten Aufstieg in die Bundesliga muss der Meister von 1967 den schweren Gang in die 3. Fußball-Liga antreten.
«Absolut bitter, wenn man weiß, was wir an Kraft, Einsatz und Geld investiert haben. Die Mannschaft ist heute auseinandergefallen. Einige Tore wären vermeidbar gewesen», sagte Braunschweigs Präsident Sebastian Ebel unmittelbar nach dem fünften Abstieg nach 1987, 1993, 2003 und 2007. «Das ist wirtschaftlich eine Katastrophe. Wir haben uns zwar darauf vorbereitet, das macht es etwas besser – nicht viel besser», fügte Ebel an.
«Es ist schwer, jetzt daran zu denken, wie es weitergeht. Fans und Spieler, alle sind enttäuscht. Jetzt müssen wir uns beruhigen und dann vernünftig zusammensetzen», sagte Lieberknecht. Der 44 Jahre alte Coach fügte hinzu: «Klar ist, dass es ein schwerer Tag ist, mehr kann ich jetzt noch nicht dazu sagen, weil die Gefühlswelt noch komplett leer ist.»
Für Braunschweig ist es der erste Zweitliga-Abstieg seit 2007. Maßgeblich für das Braunschweiger Debakel sorgte Steven Lewerenz, dem vor 11.760 Zuschauern gleich vier Tore für Kiel gelangen.
Das Team von Lieberknecht, dessen Zukunft beim Verein nach zehn Jahren Amtszeit nun komplett offen scheint, war es das siebte sieglose Spiel am Stück – der Abstieg hatte sich zuletzt deutlich abgezeichnet. Weil zeitgleich Greuther Fürth beim 1:1 in Heidenheim punktete, endete die Spielzeit für Braunschweig mit dem schlimmsten aller Szenarien – dem direkten Gang in die 3. Liga. Dem desolaten BTSV half nicht einmal die Rotation von Gegner Kiel, der sich mit sieben Wechseln bereits für die Relegation um den Aufstieg gegen den VfL Wolfsburg am 17. und 21. Mai schonte.
Dabei fing der Fußball-Nachmittag für die Eintracht erfreulich an. Nachdem Jan Hochscheidt mit einer starken Einzelaktion die Führung erzielte (6. Minute), stand die Lieberknecht-Elf zwischenzeitlich auf dem zwölften Platz. So sah es auch aus, als Ken Reichel (19.) den Ausgleich von Aaron Seydel (16.) konterte und die zunächst agilen Gäste wieder in Führung brachte.
Was folgte, war ein beispielloser Zusammenbruch des kompletten Teams. Kiel konnte gegen die orientierungs- und hilflosen Braunschweiger mit großer Leichtigkeit kombinieren und sorgte mit drei Toren binnen zwölf Minuten für die Vorentscheidung. Lewerenz (22./30./57./60.) schoss nach Fehlern der Eintracht-Abwehr viermal eiskalt ein, auch Kapitän Rafael Czichos wurde es bei einem Kopfballtor (33.) im Strafraum leicht gemacht. Schon mit dem Abpfiff brachen Braunschweiger Spieler in Tränen aus und zeigten all ihre Emotionen.
Fotocredits: Frank Molter
(dpa)