Ernüchterung in Köln: Poldi flucht, Trainer Stöger hadert
Köln (dpa) – Mehr als 2000 Kilometer entfernt stieß Edelfan Lukas Podolski einen herzhaften Fluch aus. «Schei…», twitterte der Weltmeister als TV-Zuschauer in Istanbul beim 2:3 (1:1) des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach.
Zuvor hatte Podolski noch gefordert: «Dieses Jahr keine Punkte für die Ponys!» Es wurden am Ende drei für die Fohlen. Weil die erstaunlich passiven Kölner offenbar die Euro-Flatter bekamen. So brachte die verdiente Niederlage im Rhein-Derby den Traum von Europa nicht nur gehörig ins Wanken, sie brachte auch den beeindruckend aufspielenden Erzrivalen wieder voll ins Spiel.
«Am Ende werden sich die Mannschaften durchsetzen, die am stabilsten sind», sagte Kölns Trainer Peter Stöger mit Blick auf den Kampf um Europa. Und dass dieses Momentum derzeit gegen den FC spricht, gab der Österreicher selbst zu. Denn «Gladbach war die bessere und reifere Mannschaft».
Sollten die Kölner die erste Europacup-Teilnahme nach 25 Jahren verpassen, könnte der 8. April der Tag gewesen sein, an dem etwas kippte. Denn eigentlich war alles bereitet für einen großen FC-Tag: Stöger stellte mit dem 130. Liga-Spiel in Serie den Rekord des legendären Hennes Weisweiler ein. Und als der FC vor dem Spiel die Vertragsverlängerung mit dem umworbenen Olympia-Torhüter Timo Horn bis 2022 bekannt gab, herrschte Feierstimmung. Umso größer die Ernüchterung.
«Es wird extrem schwierig, sich da oben zu halten», konstatierte der im Fokus von Bundestrainer Joachim Löw stehende Horn, der mit seinem Treuebekenntnis auch die Hoffnung auf die Bühne Europacup verknüpft hatte: «Umso bitterer ist es, dass wir nicht wenigstens einen Punkt mitgenommen haben.» Ob er eine Ausstiegsklausel hat, wollte Horn nicht verraten. Und tat es dann irgendwie doch. «Es kommt ja sowieso irgendwann raus. Aber nicht von mir», sagte er mit einem Schmunzeln.
Bitter war auch, dass Stöger ausgerechnet an seinem Rekord-Tag eine Mitschuld an der 47. Niederlage im 86. Bundesliga-Derby trug. Gerade als die Kölner nach dem zweiten Ausgleich durch Torjäger Anthony Modeste (58.) Oberwasser bekamen, setzte der Erfolgs-Trainer mit der Einwechslung von Innenverteidiger Dominic Maroh für den ersten Torschützen Christian Clemens (18.) das falsche Signal. «Ich wollte mehr Stabilität in unser Spiel bringen», erklärte er später zerknirscht: «Das wäre zumindest die Idee gewesen.»
Die Freude über seinen Rekord war dem Österreicher denn auch komplett vergangen. «Wenn ich jetzt sage, das bedeutet mir nichts, heißt es: Der ist nicht ganz dicht», meinte er. «Aber Vergleiche mit Hennes Weisweiler sind hanebüchen. Er hat nahezu alles gewonnen. Diese beiden Namen passen in einem Satz nicht zusammen.»
Dass Stöger den FC seit seinem Amtsantritt im Sommer 2013 großartig entwickelt hat, ist dennoch unbestritten. Ebenso wie die Tatsache, dass sein Kollege Dieter Hecking die in den Winter getaumelte Borussia beeindruckend wiederbelebt hat. Nach dem siebten Sieg im elften Liga-Spiel unter Hecking ist die Euphorie am Niederrhein endgültig zurück. «Wir wollen wieder nach Europa», sagte Jonas Hofmann nach dem Sieg durch Tore von Jannik Vestergaard (13.), Ibrahima Traoré (55.) und Lars Stindl (80.): «Und wir haben es wieder selbst in der Hand.» Hecking konstatierte zufrieden: «Wenn unsere Pass-Maschine anläuft, ist es schwer, gegen uns zu spielen.»
Fotocredits: Marius Becker
(dpa)