Ende der Fastenzeit in Mainz: Neue Aufbruchstimmung
Mainz – Beim FSV Mainz 05 herrscht nach dem 1:0 (1:0) gegen Hertha BSC und einer langen Zeit der Fußball-Magerkost wieder Aufbruchstimmung.
«Wir haben lange gefastet. Es ist gut, dass die Fastenzeit vorbei ist», sagte Trainer Martin Schmidt nach dem Ende der Serie von fünf Bundesliga-Niederlagen. «Ich glaube, heute ist ein neuer Glaube entstanden.»
Dabei schien das Aus von Schmidt eine Woche zuvor nach dem 0:1 beim SC Freiburg schon so gut wie festzustehen. Doch der Club hielt in den Wochen der Erfolglosigkeit an dem gerade 50 Jahre alt gewordenen Schweizer fest und gab ihm sogar eine Jobgarantie bis Saisonende.
«Das Votum des Vereins hat hauptsächlich bewirkt, dass die Ruhe von außen eingekehrt ist», meinte Schmidt, der die Kritik als «Knüppel zwischen die Beine werfen» empfand und versicherte: «Die Arbeit im Team hat gepasst, da war nie ein Keil dazwischen.» Der Sieg zeige, «dass man einem Team, wenn es mal ein Tief hat, vertrauen» könne.
Auch er weiß aber, dass der Sieg gegen schwache Berliner – die mit der achten Auswärtsniederlage nacheinander einen Vereins-Negativrekord aufstellten – nur ein erster Schritt war. Zumal beim Siegtreffer viel Glück im Spiel war: John Anthony Brooks (45./+1 Minute) lenkte einen Schuss von Danny Latza per Kopf ins eigene Tor. «Wir sind noch nicht raus», betonte Schmidt auch angesichts des schweren Restprogramms. Nächster Gegner ist am Samstag Bayern München.
Da niemand einen Sieg an der Isar erwarte, «ist es das leichteste Spiel», meinte 05-Manager Rouven Schröder. «Wir werden aber der Herausforderer sein.» Schließlich gewannen die Mainzer vor gut einem Jahr in München (2:1). Schröders Bekenntnis zu Schmidt entgegen der Branchenpraxis hatte den gewünschten Effekt. «Die Erleichterung ist riesengroß. Die Mannschaft hat zur rechten Zeit ein Zeichen gesetzt», sagte Schröder nach dem Erfolg, der große Wirkung entfalten soll: «Es ist wie ein kleine Droge, wenn man ein Spiel gewinnt.»
Die Entscheidung des Clubs, Schmidt nicht zu feuern, wurde von den Mainzer Spielern als richtig, befreiend, aber auch verpflichtend erachtet. «Wichtig ist, dass jeder Spieler weiß, dass der Trainer bleibt und es kein Alibi mehr gibt und man sagen kann: Der Trainer ist schuld und wir sind fein raus», meinte Innenverteidiger Stefan Bell. «Keiner kann sich mehr verstecken.» Teamkollege Fabian Frei sah dies ähnlich: «Wir stehen auf dem Platz, nicht der Trainer. Die Entscheidung, an ihm festzuhalten, ist vom Verein völlig in Ordnung.»
Für den Tabellen-15. folgen bis zum Saisonende noch fünf enorm wichtige Spiele. Nach dem Gastspiel in München stehen die Partien gegen Borussia Mönchengladbach, beim Hamburger SV, gegen Eintracht Frankfurt und beim 1. FC Köln auf dem Programm. «Wenn wir die Heimspiele gewinnen, sind wir auf sehr guten Weg», meinte Schmidt. Ob diese 38 Punkte für den Klassenerhalt reichen werden? «Wir haben noch nichts gewonnen», befand Latza.
Fotocredits: Thomas Frey
(dpa)