«Emotionaler» Abend für Schweinsteiger
Mönchengladbach – «Servus Basti.» Das erste Länderspiel der Saison 2016/17 steht ganz im Zeichen der Verabschiedung von Bastian Schweinsteiger aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
Der 32 Jahre alte Kapitän wird am Abend in Mönchengladbach letztmals das Nationaltrikot tragen. Nach dem dann 121. Einsatz für Deutschland ist endgültig Schluss. «Ich brauche gute Läufer neben mir», bemerkte Schweinsteiger scherzhaft: «Mal sehen, wie lange die Luft hält.»
ABSCHIEDSSPIEL: Auch wenn der Borussia-Park nicht ausverkauft sein wird, freut sich Schweinsteiger auf jeden einzelnen Zuschauer. «Natürlich wird es emotional», sagte der Weltmeister. Die Fans, die «Fanmeilenstimmung» bei den großen Turnieren, sei für ihn stets eine besondere Motivation gewesen. Der Mittelfeldspieler blickt auf eine erfüllte Länderspielkarriere mit dem Höhepunkt des «wohlverdienten Titelgewinns» bei der WM 2014 in Brasilien zurück. «Ich freue mich, dass ich die Chance bekommen habe, so einen Abschied zu bekommen.»
FAZIT: Nach der EM in Frankreich war für ihn und auch für Bundestrainer Joachim Löw der richtige Zeitpunkt zum Rückzug gekommen. «Ich wollte immer die Europameisterschaft noch voll angreifen, das war mein Ziel. Im Urlaub habe ich mir die Frage gestellt, kannst du nochmal die gleiche Leidenschaft wie 2014 bei einer WM bringen? Da musste ich ehrlich zu mir sein und sagen, dass ich das mit Nein beantwortet habe.» Das bedeutete: Rücktritt.
KAPITÄN: Erst nach dem Spiel will der Bundestrainer verraten, wen er zum neuen Kapitän bestimmt. Aber wer weiß: Vielleicht kommt es ja auch schon zu einer direkten Weitergabe der Kapitänsbinde auf dem Spielfeld bei Schweinsteigers geplanter Auswechslung nach rund einer Stunde Spielzeit. Torwart Manuel Neuer gilt als Favorit, künftig das Team anzuführen. Von den gehandelten Kandidaten fehlt in Gladbach nur der noch nicht wieder einsatzfähige Jérôme Boateng.
AUFBRUCH: Für die Teamkollegen ist das Finnland-Spiel der Auftakt in einen neuen Zweijahres-Zyklus, an dessen Ende die erfolgreiche Verteidigung des WM-Titels in Russland stehen soll. Löw will seine Mannschaft dafür spielerisch, taktisch und auch personell weiterentwickeln. «Die nächste spannende Aufgabe ist die WM-Qualifikation», sagte er. Die Quali-Runde beginnt am Sonntag gegen Norwegen. In Oslo will Löw die beste Formation spielen lassen.
PERSONAL: Gegen Finnland möchte Löw den Fans eine jüngere Mannschaft präsentieren, «eine mit Perspektive». Er hat die Tür weit geöffnet für Nachwuchskräfte. Den 20 Jahre alten Silbermedaillengewinnern Max Meyer, Julian Brandt und der Hoffenheimer Länderspielneuling Niklas Süle hat er kurz nach dem olympischen Turnier einen Einsatz fest zugesichert. «Wir wollen jüngere Spieler heranführen», sagte der Bundestrainer.
FINNLAND: Die Finnen haben sich noch nie für eine WM qualifiziert. Torwart Lukáš Hrádecký von Eintracht Frankfurt und Neuzugang Niklas Moisander vom SV Werder Bremen wollen das gerne ändern. Bekannt in Deutschland ist auch der ehemalige Schalker Angreifer Teemu Pukki.
Fotocredits: Ina Fassbender
(dpa)