Eintracht träumt vom fünften Cup-Triumph
Frankfurt/Main – Mit großer Vorfreude und einem Kribbeln im Bauch bestiegen die Profis von Eintracht Frankfurt den Flieger gen Berlin, wo sie sich im wichtigsten Spiel ihrer Karriere einen sportlichen Traum erfüllen wollen.
«Wir fahren mit Selbstvertrauen und Überzeugung dorthin, wir sind zuversichtlich», verkündete Eintracht-Trainer Niko Kovac vor dem Endspiel um den DFB-Pokal gegen den klaren Favoriten Borussia Dortmund am Samstag (20.00 Uhr). «Auf dem Papier sind wir Außenseiter. Aber in einem Spiel ist alles möglich. Deshalb sehen wir eine Chance.»
Einer fehlte jedoch an Bord: Guillermo Varela. Am Mittwoch hatten sich die Hessen von dem uruguayischen Abwehrspieler getrennt, weil der sich trotz eines Verbots von Kovac zu Wochenbeginn ein Tattoo stechen ließ. Dieses entzündete sich prompt, weshalb ihm von sportlichen Aktivitäten abgeraten wurde. «Guillermos Weg bei der Eintracht ist mit dieser Aktion beendet. Der Club kann es nicht dulden, dass sich ein Spieler vor so einem wichtigen Spiel den Anweisungen des Trainers und der Ärzte widersetzt», begründete Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic den Rauswurf der Leihgabe von Manchester United.
Die Aktion des Spielers sei «grob fahrlässig» gewesen und habe der ganzen Mannschaft geschadet. Eine Weiterbeschäftigung sei nun kein Thema mehr. Varela muss neben der Suspendierung zudem mit einer persönlichen und sehr empfindlichen Strafe rechnen. «Dem Team mit einem derart egoistischen Verhalten und dessen Veröffentlichung zu schaden, zwingt uns leider zu diesen Maßnahmen», sagte Bobic.
Die Konzentration auf das Highlight-Spiel soll dies jedoch nicht stören. Zumal das Finale für die Mannschaft, mit Ausnahme von Alexander Meier und Marco Russ, die schon 2006 beim 0:1 gegen Bayern München dabei waren, Neuland ist. «Wenn wir in Berlin landen, werden die Jungs sehen, was es eigentlich heißt: Pokal-Endspiel. Man wird abgeholt, die Polizei fährt vor einem her als Eskorte. Das gibt es in der Bundesliga so nicht, deswegen werden die Spieler schnell merken, dass es jetzt nur noch um den Sieg geht. Das wird sich von Minute zu Minute steigern», prophezeite Kovac.
Wie der Eintracht-Trainer, der 2003 als Spieler mit den Bayern triumphierte, kennt auch Bobic die einzigartige Atmosphäre. «Ich freue mich auf Berlin», betonte der Sportvorstand. «16 Vereine würden gerne mit uns tauschen und ihre Visitenkarte dort abgeben. Es wird ein cooles Ding.»
Seit Wochen bastelt Kovac an einem Masterplan, wie dem BVB mit seinen schnellen Offensivleuten beizukommen ist. «Wir werden alles reinschmeißen, was wir haben», kündigte der 45-Jährige an. «Wenn wir uns nur hinten verkriechen, wird es schwer. Wir werden unser Heil auch in der Offensive suchen müssen, wenn wir das Spiel gewinnen wollen.» Mit der Rückkehr von «Fußball-Gott» Meier und Innenverteidiger Jesus Vallejo, die wochenlang ausgefallen waren, hat Kovac personelle Alternativen hinzugewonnen. «Ich bin froh, dass beide wieder da sind», betonte der Eintracht-Trainer.
Mit dem fünften Cup-Triumph in der Vereinsgeschichte nach 1974, 1975, 1981 und 1988 können sich die Hessen für die Europa League qualifizieren und die schwache Bundesliga-Rückrunde vergessen machen. «Der Pokalsieg würde viel positive Energie geben – und Mehreinnahmen bringen», sagte Bobic. Die könnten die finanziell nicht gerade üppig ausgestatteten Frankfurter gut gebrauchen. «Wir arbeiten an sehr vielen Projekten», erklärte der Sportvorstand.
Druck verspüre die Mannschaft aber nicht. «Wir haben doch schon gewonnen, dass wir überhaupt im Finale stehen. Für die Jungs ist es eine Riesengeschichte. Ein Live-Spiel in über einhundert Ländern zu haben, ist schon etwas Besonderes», stellte Bobic fest. «Wir können uns zeigen, sind der krasse Außenseiter – was kann es Schöneres geben?»
Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)