Eintracht-Frust nach Derby-Pleite – Sorgen wegen Pyro
Darmstadt – Eine Niederlage in Darmstadt ist für Frankfurter ohnehin schon schlimm genug. Axel Hellmann war aber richtig in Rage. Noch mehr als das unnötig verlorene Derby bei Darmstadt 98 ließ die Pyro-Attacke auf die eigenen Fans beim Vorstand von Eintracht Frankfurts die Emotionen hochkochen.
«Das ist natürlich eine Saat, die jetzt gelegt ist. Erst das Leuchtspurgeschoss vor dem Spiel in unseren Block, dann die zwei nach dem Tor. Für das Rückspiel schwant mir nichts Gutes», sagte Hellmann. Die Frankfurter Sorge: Revancheaktionen der eigenen Fans im Februar könnten der wegen Fanrandale vorbestraften Eintracht noch mehr Ärger einbringen.
Immerhin wurden die Darmstädter Übeltäter schnell identifiziert. «Die werden keinen Spaß haben. Wir werden sie mit allen rechtlichen Möglichkeiten verfolgen», verkündete Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch und distanzierte sich von den Randalierern: «Ich verstehe nicht, wie man den Fußball so missbrauchen kann. Dafür habe ich null Verständnis.»
Für die Frankfurter war dies nur ein schwacher Trost, zumal der Frust über das 0:1 (0:0) in letzter Minute durch ein Zufallstor von Sandro Sirigu tief saß. Die Euphorie vom Auftaktsieg gegen Schalke 04 ist wieder weg. «Das war ein Nackenschlag. Darmstadt hat nicht einmal versucht, Fußball zu spielen. Es ist ärgerlich, dass du solch ein Spiel verlierst. Wir wollten den Schalke-Sieg vergolden, das haben wir versäumt», haderte Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner mit dem Ausgang des Fußball-Langweilers vor 17 000 Fans.
Auch Eintracht-Trainer Niko Kovac war bedient. Sein Team hatte zu wenig Ideen, um die «Lilien»-Defensive zu überwinden. «Für uns ist das eine Niederlage, die nicht hätte sein dürfen. Wir haben es nicht geschafft, unsere zwei, drei Chancen in Tore umzumünzen. Wenn man nicht gewinnen kann, darf man nicht verlieren. Ich bin enttäuscht und sehr verärgert», sagte Kovac. Und Kapitän Alexander Meier, der in seinem 250. Bundesligaeinsatz der Eintracht blass auch nicht half, stellte enttäuscht fest: «Das ist ganz bitter. Wir sind wieder auf dem Boden der Tatsachen.»
Schuld daran war Darmstadts Joker Sirigu, der Eintracht-Torwart Lukas Hradecky neun Minuten nach seiner Einwechslung mit einem ungewollten Heber ins lange Eck düpierte. «Ich habe den Ball auf den zweiten Pfosten gechippt. Dass er direkt reinging, ist natürlich umso schöner», schilderte er sein erstes Bundesligator und fügte hinzu: «Das Gefühl, im Derby zu treffen, ist kaum zu beschreiben. Es war das perfekte Spiel für so ein Tor.»
Mehr als 37 Jahre mussten die «Lilien» auf einen Bundesliga-Heimsieg gegen die Eintracht warten. Entsprechend groß war die Freude. «Ganz gleich, wie der Dreier zustande kam, er tut uns gut. Wir sind alle sehr glücklich über den Sieg – und dass wir den Fans diesen Erfolg schenken konnten», sagte Flügelflitzer Marcel Heller.
Der Last-Minute-Treffer rundete für die Darmstädter einen gelungenen Fußball-Nachmittag ab. Der hatte mit der offiziellen Einweihung des «Jonathan-Heimes-Stadion», wie die Heimspielstätte in Gedenken an den vor sechs Monaten an Krebs gestorbenen «Lilien»-Fan in dieser Saison heißt, schon emotional begonnen. «So ein Derbysieg ist einfach geil», stellte Abwehrspieler Immanuel Höhn nach dem Happy End fest.
Noch wichtiger als die drei Punkte war für Trainer Norbert Meier jedoch die Erkenntnis, dass sein im Sommer neu formiertes Team langsam zusammenwächst. «Ich habe eine leidenschaftlich kämpfende Mannschaft gesehen, die in der Ordnung im Vergleich zum Köln-Spiel deutlich verbessert war», lobte Meier. Zu lange feiern wollte er aber nicht: «Natürlich bin ich glücklich über den Sieg, aber am Montag spricht schon keiner mehr darüber.»
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(dpa)