Ein Ort kämpft gegen Buschfeuer in Australien

Colo Heights – Dave Davey ist vorbereitet. Das Buschfeuer, das sein Haus bedroht, ist keine fünf Kilometer mehr entfernt, in der Nacht sieht er vom Balkon aus die Flammen lodern. Aber der 71-Jährige weicht nicht.

«Ich muss hier sein, um mein Zuhause zu retten», sagt Davey. Seit 30 Jahren steht sein Haus im Buschland nahe dem Wollemi National Park im Blue-Mountains-Gebirge, etwa 100 Kilometer entfernt von Sydney. Hubschrauber knattern über Daveys Kopf hinweg, über der mit Eukalyptusbäumen gesäumten Hügellandschaft breitet sich Rauch aus.

Davey hat sein Haus so feuerfest wie möglich gemacht. Vier Hochdruck-Sprenkler hat er auf dem Dach installiert. Die Badewanne ist wassergefüllt und auf dem Boden rund ums Haus hat er nasse Tücher ausgelegt. Was gut brennen könnte – Laub, Gestrüpp, Äste – hat er vom Gehöft geräumt. Persönliche Dokumente, ein paar Erinnerungsstücke und Wertsachen hat er im sicheren Haus eines Freundes untergebracht.

Es brennt seit Mitte Oktober

Das «Gosper Mountain»-Feuer, das sich in Daveys Richtung nach Colo Heights vorarbeitet, brennt seit Mitte Oktober, vermutlich wurde es von einem Blitzeinschlag verursacht. Unter den schlimmsten bislang kaum unter Kontrolle gebrachten Bränden im Südosten Australiens ist es der Millionenmetropole Sydney am nächsten. Rauchwolken und Dunst ziehen immer wieder über die Stadt.

Allein dieser Brand hat bereits mehr als 138.000 Hektar Land im Wollemi Nationalpark vernichtet und gefährdet die Flora und Fauna des Gebiets, das zum Unesco-Welterbe gehört. Im Park wachsen Wollemien, die bis zu ihrer Entdeckung in dem Gebiet 1994 als ausgestorben galten. Zum jetzigen Zeitpunkt seien die Pflanzen im Park aber sicher vor dem Feuer, hieß es von den Behörden.

Für andere Bewohner des Nationalparks gibt es keine Entwarnung:

Koalas, Kängurus und Wombats sind auf der Flucht vor den Flammen, viele Vertreter von Australiens typischen Tierarten sind schon gestorben, ihre Lebensräume wurden teilweise vernichtet.

Ein Abflauen der Brandgefahr ist nicht in Sicht. Der im Oktober begonnenen Buschfeuer-Saison sind allein im Bundesstaat New South Wales mittlerweile 1,6 Millionen Hektar Land zum Opfer gefallen. Das entspricht in etwa der Fläche Schleswig-Holsteins. In Australien ist es mehr als der Schaden der vergangenen drei Buschbrandzeiten zusammengenommen. Vier Menschen sind in Feuern in New South Wales bislang ums Leben gekommen, an die 500 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt.

Australien lebt mit den Buschbränden als jährliches Übel, und doch sind Verluste immer wieder schmerzlich. In Colo Heights hat das «Gosper Mountain»-Feuer dank des Einsatzes der Feuerwehrleute – die meisten sind Freiwillige – bisher nur ein Haus zerstört. Den Besitzer kennen alle im Ort, erzählt Davey.

Angela Kendall eilte von ihrem Bankjob außerhalb heran, um ihr Gehöft im Ort vorzubereiten. Alles, was sie brauche, sei jetzt sicher in ihrem Pickup verstaut, sagt sie. Dazu zählten ihr Hund und mehrere Hühner. «Wir haben mehrere Kühe und eine Ziege. Ich werde sie hierlassen und das Beste hoffen müssen.» Sie findet, sie alle hätten besser gerüstet sein können für die Brände. Aber dafür sei zu wenig in der Gefahrenbekämpfung vorab getan worden.

Ein Treiber ist laut der Feuerwehr die massive Dürre der Gegend.

In den vergangenen zwei Jahren habe es keinen ordentlichen Regen gegeben, sagt Feuerbrigardist Hilton Pollard. «Nachts können wir hören, wie die Bäume im Feuer umkippen. Erst knackt es, dann gibt es ein «Wusch»-Geräusch, und dann einen lauten Aufschlag. Wenn der Baum sehr groß ist, hört man das meilenweit», erzählt der 76-Jährige.

Bekommen sie den Brand in den Griff? «Es ist so: wir gegen die Natur. Man kann nie wissen», sagt die Feuerbrigadeleiterin Brigitte Lewis. Auch die 50-Jährige ist eine Freiwillige. Wenn nicht gerade ein Feuer ihren Wohnort bedroht, steht sie als Krankenschwester im OP.

Hohe Temperaturen und starke Winde könnten nach Angaben der Feuerwehr die Lage diese Woche noch verschlechtern. Sie rücken den Flammen laut Lewis mit Bulldozern zu Leibe, werfen Wasser und Brandhemmer. Auch zum eher letzten Mittel, dem Gegenfeuer, werde gegriffen: Dabei werden Brandlinien gezogen, die das Buschfeuer davon abhalten sollen, in weitere Areale überzugreifen. Eine ermüdende Arbeit, sagt Lewis. «Aber noch sind die meisten guter Stimmung.»

Rund 160 Häuser in Colo Heights versuchen sie, vor den Flammen zu bewahren. Nicht bei allen werde es gelingen – es gebe Tage, «an denen du einfach nichts tun kannst», sagt Lewis. «Feuer ist willkürlich. Manchmal kannst du einfach nicht genug vorbereitet sein.»

Fotocredits: Dean Lewins
(dpa)

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