Ein bitterer Abend in einer schweren Zeit für Timo Werner
Leipzig – Er hatte sich vorher selbst gemeldet, reden wollte Timo Werner danach nicht. Es war verständlich.
Der 21 Jahre deutsche Fußball-Nationalspieler macht seit Wochen keine leichte Zeit durch: Verletzt, Zwangspause, Trainingsrückstand, kein Tor seit über einem Monat. Werner, unter dem tosenden Applaus spät eingewechselt beim 4:5 im Elfmeterschießen in der ausverkauften Red Bull Arena, scheiterte beim fünften und entscheidenden Strafstoß an FC Bayerns Keeper Sven Ulreich, einst Kollege beim VfB Stuttgart. «Wir werden ihm schon helfen, dass er das verkraftet», versprach RB-Trainer Ralph Hasenhüttl.
Noch auf dem Platz eilten die Mitspieler zu Werner. Vorwürfe machte ihm niemand. Die Spieler hätten nicht gerade Schlange gestanden, sagte Hasenhüttl: «Wir mussten schauen, dass wir noch fünf zusammenbekommen.» Werner war es, der Verantwortung übernehmen wollte. In Marcel Sabitzer und Emil Forsberg, der in der 68. Minute per Strafstoß die Leipziger mit 1:0 in Führung gebracht hatte, waren zwei gesetzte Elfmeterschützen nicht mehr auf dem Platz.
Werner wollte einer von ihnen sein. Neun Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit war er erst eingewechselt worden. Noch immer läuft Werner einem Trainingsrückstand hinterher, heißt es. Nachwirkungen seiner Kreislauf-Beschwerden beim Champions-League-Spiel am 26. September bei Besiktas Istanbul, die durch eine Blockade der Halswirbelsäulenmuskulatur und des Kiefergelenks ausgelöst worden waren. Beim damaligen 0:2 hatte er nach einer halben Stunde ausgewechselt werden müssen. Drei Tage zuvor hat Werner am 23. September sein bis dato letztes Tor beim 2:1 gegen Eintracht Frankfurt geschossen.
Bei den Leipziger Siegen gegen den 1. FC Köln und Borussia Dortmund kam Werner nicht zum Einsatz. Seine Teilnahme an den WM-Qualifikationsspielen in Nordirland und in Kaiserslautern gegen Aserbaidschan musste Werner absagen. Sein Comeback feierte er in der vergangenen Woche beim 3:2 in der Champions League für 15 Minuten in der Schlussphase gegen den FC Porto. Gegen den Ex-Club VfB Stuttgart durfte Werner von Beginn an ran, nach einer Stunde wurde er ausgewechselt.
Nach seiner Einwechslung in dem hochdramatischen Pokalduell mit dem wankenden Rekordgewinner war Werner bemüht, fand aber keine richtige Bindung zum Spiel. Seine Stärken konnte er nicht ausspielen. In Unterzahl, dazu noch ohne Naby Keita nach dessen Gelb-Roter Karte (54.) – die Voraussetzungen für Werner-Antritte und Torszenen waren auch kaum mehr gegeben. Als der Mittelstürmer kurz vor Mitternacht als Letzter der insgesamt zehn Schützen zum Elfmeterpunkt schritt, beschlich manch einen im Stadion schon ein komisches Gefühl.
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(dpa)