Ehelamige Olympia-Helden in Pyeongchang
Pyeongchang – Wer einmal Olympiasieger wird, kommt immer wieder gerne zum Ringe-Spektakel zurück. Auch zu den laufenden Winterspielen nach Pyeongchang. Als TV-Experten, Fans, Trainer oder Testpiloten sind frühere Stars nach Südkorea gereist.
Obwohl das auch finanzielle Gründe hat und der Eigenwerbung dient, können sich viele nach dem Ende der Laufbahn noch für ihre Disziplinen begeistern. «Ich bin gespannt, wie Olympia auf der anderen Seite aussieht. Als Sportler habe ich schon tolle Erfahrungen sammeln können», sagte Ex-Skispringer Martin Schmitt aufgeregt vor seiner olympischen TV-Premiere. Er wurde 2002 in Salt Lake City im Team Olympiasieger und durfte nun beobachten, wie Andreas Wellinger ihm folgte.
Nicht mehr selbst zu springen, sondern nur noch als Experte mit seinem Fachwissen zu glänzen, gefällt dem 40-Jährigen. «Man ist in der Beurteilung ein bisschen freier. Man hat bei eigenen Sprüngen immer das Problem, als voreingenommen zu gelten. Es ist eine ganz andere Situation, andere Sportler zu bewerten», sagte Schmitt der Deutschen Presse-Agentur. Neben dem Schwarzwälder sind mit Sven Hannawald und Dieter Thoma auch weitere Springer für das Fernsehen im Einsatz – als mögliche Mitglieder eines deutschen Trainerteams fallen sie damit aus.
Schnell werden aus Olympia-Helden auch Testpiloten für die nächste Generation. Der Schweizer Didier Defago, der die olympische Abfahrt von Vancouver 2010 so schnell wie kein anderer bewältigte, testet für die Speedfahrer in Pyeongchang diesmal die Pisten, um gefährliche Stellen zu erkennen und entsprechend zu entschärfen. Mit dem Norweger Kjetil Andre Aamodt und dem verrückten US-Star Bode Miller sind weitere frühe Alpin-Topfahrer in Pyeongchang, sie verfolgen das Geschehen für den TV-Sender Eurosport.
Zwar auch als Expertin für die ARD dabei ist Katarina Witt, doch lösen die Eiskunstlauf-Wettbewerbe in der zweimaligen Gold-Gewinnerin bei Olympischen Spielen auch emotional einiges aus. «Ich bin so glücklich und habe geheult», sagte sie nach dem spektakulären Paarlauf-Gold von Aljona Savchenko und Bruno Massot. Witt ist nach wie vor populär und wird in der Eishalle von vielen erkannt und angesprochen.
Frühere Sport-Helden für die Expertise im TV-Liveprogramm sind in Deutschland Standard, das zeigt sich auch im Biathlon. Kati Wilhelm, Sven Fischer und Michael Greis arbeiten für verschiedene Sender rund um das Biathlon-Stadion im Alpensia Nordic Park. Auch Andrea Henkel ist bei den Spielen vor Ort. Sie drückt allerdings ihrem Mann, dem Amerikaner Tim Burke, die Daumen. Ebenfalls privat in Pyeongchang ist der zweimalige Olympiasieger Jens Weißflog, der den Gold-Coup von Kombinierer Eric Frenzel im Deutschen Haus feierte.
In eine neue Rolle geschlüpft ist derweil Fabian Hambüchen, der seine Turn-Karriere 2016 in Rio mit Olympia-Gold am Reck gekrönt hatte. Er befragt die Athleten, oft nach deren Erfolgen, im Deutschen Haus. «Du brauchst keinen Sportler fragen, wie enttäuscht er nach einer Niederlage ist. Da ärgert er sich schon genug», sagt Hambüchen in Pyeongchang. Nach einem Besuch bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf hat der 30-Jährige relativ schnell eingesehen, «dass Jeans und Sneakers die falsche Kleidung sind», berichtet Skispringer Hannawald über seinen Eurosport-Kollegen.
Fotocredits: Hauke-Christian Dittrich
(dpa)