Düsseldorfs und Paderborns große Furcht: Saisonabbruch

Düsseldorf – Die Furcht vor einem Saisonabbruch scheint größer zu sein als vor einem regulären sportlichen Abstieg. Für Fortuna Düsseldorf und den SC Paderborn ist dieser seit dem Bundesliga- Neustart wieder bedrohlicher geworden.

Das schwache 0:0 im tristen Ambiente bringt beide Teams im Kampf gegen den Abstieg nicht weiter. Dennoch schienen beide Trainer erleichtert. «Ich bin froh, dass wir den Tag so durchgezogen haben», sagte Uwe Rösler vom Drittletzten Düsseldorf gar. «Es hat vieles funktioniert», stellte Steffen Baumgart vom Tabellenletzten Paderborn zu den ungewohnten Abläufen fest.

Das erste Spiel ohne Publikum nach zehn Wochen Corona-Pause verschaffte Rösler und Baumgart die Perspektive, die Saison regulär beenden zu können. Beide hoffen, dass das DFL-Konzept zur Fortführung des Betriebs bis zum Ende funktioniert. «Es muss das Ziel sein, die Saison geordnet zu beenden», meinte Baumgart. «Wir müssen alle gemeinsam einen guten Job machen bis zum Ende. Die Einschränkungen sind nicht angenehm, aber wir nehmen es an.»

Was beide schon zum Neustart der Liga nervös macht, sind die Pläne der Deutschen Fußball Liga, eine Abstiegsregelung für den Fall eines Scheitern des Konzepts zu schaffen, wenn die Saison abgebrochen werden müsste. Dann steht im Raum, die zum Zeitpunkt des Abbruchs letztplatzierten Teams absteigen zu lassen. Der Plan spaltet derzeit die Liga und stellt die Solidarität der Vereine auf die Probe.

«In den letzten Wochen hatte ich die Wahrnehmung, dass innerhalb der DFL und der Liga bei allen Themen und allen Fragen eine große Einigkeit herrscht», sagte SCP-Geschäftsführer Fabian Wohlgemuth. «Deshalb stellt sich die Frage schon, warum sich zwei Vereine bei einem Abbruch aus diesem Boot der Solidarität verabschieden sollten.»

Schalkes Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies polterte bei Sky Sport News HD dagegen: «Wenn wir abbrechen, müssen die, die unten stehen, die Konsequenzen tragen.» Neben Paderborn und Düsseldorf findet dies auch der Vorletzte Werder Bremen, der erst am Montag gegen Bayer Leverkusen wieder spielt, aber sportlich fragwürdig und unfair.

Selbst Rösler, der mit der Fortuna zumindest bis Montag noch fünf Punkte vor Werder und sechs vor Paderborn rangiert, findet es geradezu grotesk, Absteiger festzulegen, obwohl Clubs dann gegen unterschiedliche Gegner zweimal gespielt hätten, gegen andere aber nur einmal. «Wir sind definitiv daran interessiert, die Saison zu Ende zu spielen. Wir wollen die Liga über 34 Spieltage halten», sagte Rösler, obwohl für seinen Club noch Spiele gegen die Bayern, Dortmund und Leipzig anstehen. Bang ist ihm davor erstaunlicherweise nicht.

«Wir werden noch punkten – auch dreifach – an Plätzen, wo wir das noch gar nicht glauben», versprach Rösler vollmundig angesichts des wieder einmal leichtfertig verspielten Sieges am Samstag und der schlechtesten Torausbeute der Liga. Seit Rösler die Fortuna als Trainer übernommen hat, spielte sein Team im siebten Spiel zum fünften Mal nur unentschieden.

Zuvor schon war sein Team – noch vor Zuschauern – beim 1:1 gegen Frankfurt, beim 1:1 in Wolfsburg und vor allem beim 3:3 nach 3:0-Führung gegen Hertha BSC das bessere Team gewesen. So auch am Samstag. «Heute hat ja fast jeder Spieler nur den Pfosten getroffen», haderte Abwehrchef Kaan Ayhan. Immerhin viermal klatschte der Ball an Latte oder Pfosten des Paderborner Tores.

«Das Positive ist, dass wir nicht verloren haben. Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn wir 0:1 oder 0:2 verloren hätten», gestand Paderborns Mohamed Dräger. Dann hätte der Letzte schon neun Punkte Rückstand auf den Relegationsrang gehabt. Dass Paderborn auch beim direkten Konkurrenten ohne Fan-Unterstützung nicht siegen oder Fortuna überhaupt gefährlich werden konnte, sollte zu denken geben. Der Klassenverbleib wird zur Herkulesaufgabe.

Fotocredits: Sascha Schuermann
(dpa)

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