DOSB-Sportchef will Verbände stärker kontrollieren
Rio de Janeiro – Einige Kernsportarten müssen künftig mit empfindlichen Einschnitten rechnen und sich einer stärken Kontrolle durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) unterwerfen.
Dies kündigte Leistungssport-Vorstand Dirk Schimmelpfennig zum Abschluss der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro an. DOSB und Bundesinnenministerium müssten «stärker in der Förderung darauf achten, dass Verbände, die eine entsprechende Struktur garantieren und in denen an einer gemeinsamen Linie gearbeitet wird, eben anders unterstützt werden als Verbände, die das nicht sicherstellen», sagte Schimmelpfennig der Deutschen Presse-Agentur.
Er warf einigen Spitzenverbänden vor, die Sportwissenschaft nicht gezielt genug zu nutzen. «Dieser Wissenstransfer muss in den Verbänden bis zum Athleten sichergestellt werden. Die wissenschaftlichen Daten werden oft nur als Empfehlung genommen», betonte Schimmelpfennig. Ein weiteres Problem sei die Trainingsqualität. «Es muss innerhalb der Verbände gewährleistet sein, dass die verantwortlichen Cheftrainer und Sportdirektoren wissen, dass das, was sie mit ihren Trainern besprechen, auch im täglichen Training umgesetzt wird. Das ist mit Blick auf die Spitzenverbände etwas, was wir verbessern sollen.»
Dabei sei laut Schimmelpfennig die Möglichkeit durchaus gegeben, dass die Verbände nach eigenen Vorstellungen autonom arbeiten. «Aber wenn wir effizienter arbeiten wollen, müssen wir das Richtige auch richtig machen. Und das Institut für Angewandte Trainingswissenschaften schaut auch auf Dinge drauf und hat festgestellt, dass zu wenig aufgenommen wird, um die Trainingsqualität zu verbessern», betonte er.
Die Sportarten in der Kurzanalyse von Schimmelpfennig:
Die Ballsportarten inklusive Hockey haben ihre Zielstellungen alle erfüllt. «Es war auch eine Win-Win-Situation, dass die Fußballer wieder dabei sind.»
Im Rückschlagspiel – Tennis, Tischtennis und Badminton – habe man eine gewisse Konstanz gesehen. Im Frauen-Tennis am Beispiel Angelique Kerber müsse man prüfen, ob man mit Management und Athlet eine bessere Olympia-Vorbereitung planen könne. Badminton tut sich schwer. «Es ist niemand über sich hinausgewachsen.»
In den Zweikampfsportarten sind die Ziele im Ringen und Boxen mit einer Medaille aufgegangen. Doch im Judo ist eine Bronzemedaille aufgrund der hohen Zielstellung zu wenig. Aber: «Die Judokas sind knapp gescheitert und an der Weltspitze dran.»
Im Fechten haben die einzelnen Disziplinen mit Ausnahme der Säbelfechter «den Anschluss an die Weltspitze verloren.»
Im Schießen und Bogenschießen habe der Schützenbund nach dem Trauma von London sehr gute Projekte auf den Weg gebracht, teils auch mit eigenen Finanzen. Zielstellung deutlich übertroffen.
Reitsport: Mit sechsmal Edelmetall ist die Zielvorgabe von drei bis fünf Medaillen perfekt erfüllt worden.
Kanu und Rudern sind im Soll, nur die Breite müsse ausgebaut werden.
Im Radsport wurden die Erwartungen nicht annähern erfüllt.
In der Leichtathletik wurden Schwierigkeiten bei einigen Leistungsträgern nach Verletzungsrückständen – gerade im Bereich Wurf und Stoß – verzeichnet. Hinzu kamen Probleme bei der Planung mit EM und Olympia, obwohl die Leistungen im Olympia-Zyklus nachgewiesen wurden.
Zum Schwimmen: «Niemand hat die Gunst der Stunde genutzt. Anschluss zur Weltspitze verloren», sagte Schimmelpfennig.
Beim Turnen wurde trotz starker Konkurrenz mit zwei Medaillen das Ziel erreicht.
Trampolin/Rhythmische Sportgymnastik: Nicht in der Lage, um Medaillen zu kämpfen.
Gewichtheben: Erst wieder wettbewerbsfähig, wenn der weltweite Anti-Doping-Kampf konsequenter geführt wird.
Segeln: Eine Medaille, es war aber noch mehr drin. Die junge Mannschaft bleibt zusammen und macht Freude auf Tokio 2020.
Beim Triathlon müsse das Team breiter aufgestellt werden.
Fotocredits: Felix Kästle
(dpa)