Dortmunder Auswärtsmisere hält an
Sinsheim – Wieder kein Auswärtssieg, dazu der erste Platzverweis für Marco Reus in der Bundesliga: Borussia Dortmund verliert trotz eines Offensivspektakels bei 1899 Hoffenheim die Spitzengruppe allmählich aus den Augen.
Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel musste sich nach gut 50-minütiger Unterzahl im Spitzenspiel bei den immer noch ungeschlagenen Kraichgauern mit einem 2:2 (1:2) begnügen. Damit könnten Meister Bayern München und Verfolger RB Leipzig bereits auf zehn Punkte enteilen. Hoffenheim bleibt indes neben Champions-League-Sieger Real Madrid als einzige Mannschaft in Europas Top-Ligen ohne Niederlage.
Mark Uth (3.) und Sandro Wagner (20.) brachten vor 30 150 Zuschauern in der ausverkauften Arena die Gastgeber zweimal in Führung, doch Mario Götze (11.) und Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem 16. Saisontor (48.) gelangen jeweils der Ausgleich. Dabei mussten die Dortmunder gut 50 Minuten in Unterzahl agieren, nachdem Reus wegen wiederholten Foulspiels eine umstrittene Gelb-Rote Karte erhalten hatte (41.). So waren die Dortmunder nicht zu Unrecht über Schiedsrichter Benjamin Brand erbost, auch beim zweiten Hoffenheimer Tor hatte der Referee ein Schubsen von Wagner übersehen.
«Ich rege mich über die unfassbaren Fehlentscheidungen in der ersten Halbzeit auf. Den Schubser von Wagner sehe ich aus 60 Metern Entfernung. Und Amiri zieht eine Minute lang am Trikot, doch Marco bekommt die Rote Karte. Mit zehn Mann kann ich der Mannschaft nur ein Kompliment machen, das war eine tolle Willensleistung», sagte Dortmund Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Wagner räumte immerhin nach dem Spiel ein, dass das zweite Tor nicht hätte zählen dürfen: «Das Foul sehe ich jetzt und stehe dazu. Im Spiel habe ich es nicht gemerkt, das war intuitiv.»
Schon nach gut 120 Sekunden war der BVB ins Hintertreffen geraten. Nach einem langen Pass von Benjamin Hübner ließ Matthias Ginter den Hoffenheimer Stürmer Uth ziehen. Der Angreifer umkurvte den zögerlich agierenden Schlussmann Roman Weidenfeller und erzielte bei seinem ersten Startelfeinsatz seit dem 25. September sein fünftes Saisontor.
Der Treffer war zugleich der Startschuss für Hochgeschwindigkeitsfußball auf beiden Seiten. Die Gastgeber agierten mit frühem Pressing, so dass es zu einem regelrechten Offensivspektakel kam. Denn der BVB zeigte sich keineswegs schockiert vom frühen Gegentor und kam schnell durch Marcel Schmelzer (6.) und Aubameyang (7.) zu guten Chancen.
In der elften Minute war es dann passiert. Nach Zuspiel von Ousmane Dembelé traf Mario Götze zum Ausgleich – es war das erste Saisontor des WM-Helden von Rio. So furios die Dortmunder in der Offensive auch agierten, so nachlässig waren sie im Rückwärtsgang. Sven Bender, der nach langer Verletzungspause sein erstes Saisonspiel absolvierte, bekam das hohe Tempo zu spüren. Beim zweiten Gegentreffer traf ihn aber keine Schuld. So hatte sich Wagner vor seinem Tor durch einen Schubser einen kleinen, aber entscheidenden Vorteil verschafft.
Und es kam noch schlimmer für die Schwarz-Gelben. Bei einem Laufduell attackierte Reus seinen Gegenspieler Nadiem Amiri. Der Hoffenheimer zerrte indes vehement am Trikot des Nationalspielers, so dass beide Spieler zu Fall kamen. Als Ergebnis gab es Rot für Reus, der seinen Frust im Spielertunnel mit einem kräftigen Tritt freien Lauf ließ.
Höchster Unterhaltungswert besaß auch die zweite Halbzeit, und beinahe hätte Hoffenheim wieder einen Frühstart hingelegt, als Wagner nach Flanke von Pavel Kaderabek nur den Pfosten traf (48.). Das sollte sich nur 20 Sekunden später rächen. Nach Pass von Dembelé zeigte Aubameyang seine ganze Klasse und lupfte den Ball über Oliver Baumann hinweg ins Tor. Nur zwei Minuten später wäre dem Torjäger beinahe das Saisontor Nummer 17 geglückt. In dieser Phase machte sich die Unterzahl der Gäste nicht bemerkbar, so wäre kurz darauf Hübner fast ein Eigentor unterlaufen (56.).
Doch der nächste Dortmunder Rückschlag, diesmal in personeller Hinsicht ließ nicht lange auf sich warten. So musste Dembele auf einer Trage verletzt das Spielfeld verlassen (69.), für ihn könnte das Fußball-Jahr 2016 gelaufen sein.
Fotocredits: Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach
(dpa)