Doppel-Rückkehr auf Schalke: Heldt/Breitenreiter ohne Groll

Hannover – Am Ende brach es dann doch aus Horst Heldt heraus. Als ihn die Anhänger des FC Schalke 04 nach dem letzten Saisonspiel in Hoffenheim zusammen mit Trainer André Breitenreiter feierten, konnte Heldt seine Tränen nicht mehr zurückhalten.

Nach sechs intensiven Jahren bei den Königsblauen war die Reise in den Kraichgau im Mai 2016 Heldts letzte als Schalker Sportdirektor gewesen – in diesem Moment ließ der Ex-Profi seinen Gefühlen einfach freien Lauf. Die Verabschiedung und Würdigung der Schalker Fans sei «der emotionalste Moment in meiner Manager-Karriere» gewesen, sagte Heldt nun in einem Interview der «Sport Bild».

Am Sonntag (18.00 Uhr) kehren Heldt als Sportdirektor und Breitenreiter als Coach von Hannover 96 erstmals nach Gelsenkirchen zurück. Duelle mit Ex-Clubs sind im schnelllebigen Fußball-Geschäft inzwischen zwar nichts Besonderes mehr. Doch das gleich zwei Protagonisten auf einmal an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren, gibt der Partie schon eine besondere Würze. Zumal das Duo Schalke 2016 nicht freiwillig verließ.

Doch rund eineinhalb Jahre später hat sich die Situation entspannt, sind die feuchten Augen nach der von viel Hick-Hack begleiteten Trennung längst getrocknet. «Ich blicke nicht im Groll zurück», sagte Heldt. Auch das Verhältnis zu Schalkes Club-Boss Clemens Tönnies ist wieder in Ordnung. «Ich habe Clemens Tönnies auch ganz viel zu verdanken», sagte Heldt.

Großartig Zeit, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, hat er ohnehin nicht. Schließlich gibt es bei Hannover 96 genug zu tun. Zusammen mit Breitenreiter hat er den Aufsteiger in der Bundesliga auf Platz zehn geführt. Das Saisonziel Klassenverbleib ist bereits zu Beginn der Rückrunde zum Greifen nahe.

Dennoch herrscht bei den Niedersachsen dauerhafte Unruhe. Die Frage, ob Club-Chef Martin Kind die Mehrheit am Verein übernehmen darf, zieht sich seit Monaten hin und spaltet den Verein. Teile der Fans verweigern der Mannschaft aus diesem Grund die Unterstützung. Anstatt sich über die starken Leistungen des Breitenreiter-Teams zu freuen, herrscht große Unzufriedenheit rund um 96.

Doch Breitenreiter blendet das aus, er ist Unruhe gewohnt. Wenn das Jahr auf Schalke für den 44-Jährigen für irgendetwas gut war, dann dafür, dass ihn das Getöse im Umfeld nicht mehr schocken kann. «Wir konzentrieren uns auf das Sportliche», sagte Breitenreiter, der die Enttäuschung über sein kurzes Intermezzo ebenfalls verarbeitet hat. Direkt nach dem Spiel in Hoffenheim im Mai 2016 nahm er mit einer emotionalen Pressekonferenz Abschied vom S04, den er auf Platz fünf geführt hatte.

Nun sieht er seine Rückkehr gelassen. «Ich habe großen Abstand gewonnen, habe nicht diese Emotionalität wie Horst Heldt», sagte der 96-Coach. Heldt beendete das Kapitel Schalke damals auf besondere Art. «Ich fahr‘ nach Hause und hau‘ mir die Hucke voll.»

Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)

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