Dilemma mit 96-Fans – Harnik: «Wir sind Nebendarsteller»
Mainz – Für die Spieler von Hannover 96 ist der eskalierte Ärger mit den eigenen Fans ein Dilemma. «Bei diesem Thema sind wir doch eher Nebendarsteller», sagte Siegtorschütze Martin Harnik zum Unterstützungs-Boykott der 96-Fans beim 1:0 (0:0) beim FSV Mainz 05.
«Bei dem Thema geht es weniger um die sportliche Situation, sondern um die sportliche Führung.»
Dabei hatten der 30 Jahre alte Stürmer und seine Mitspieler nach dem geglückten Bundesliga-Comeback allen Grund zur Freude, die aber von rund 2000 schweigenden Anhängern getrübt wurde. «Wir wollen keine Stellung beziehen, nur unterstreichen, dass wir die Fans brauchen. Ich hoffe, diese Botschaft kommt an», appellierte Harnik vor allem mit Blick auf die Heimpartie gegen den FC Schalke 04. «Schließlich spricht man nicht umsonst vom Heimvorteil, weil die Fans hinter einem stehen. Mit einem ruhigen Stadion wird dieser Vorteil verschwinden.»
Erfolgserlebnisse wie in Mainz könnten den Dauerkonflikt entschärfen. «Selbstverständlich hilft es», hofft Harnik. «Der Verein steht und fällt mit dem sportlichen Erfolg.» Zuallererst ist in diesem Konflikt Hauptdarsteller und Clubchef Martin Kind – er schaute sich wegen eines privaten Abendtermins das Spiel zu Hause im Fernsehen an – gefragt. Sein Plan zur Übernahme der Anteilsmehrheit an der Profigesellschaft des Vereins hat die Fans in Rage gebracht. «Kind muss weg», forderten Fans auf einem Transparent. Klein beigeben will Kind («Ich bin keiner, der aufgibt») nicht.
«Wir sind durch die tolle Zweitliga-Saison und den verdienten Aufstieg in Vorleistung getreten», sagte Sportvorstand Horst Heldt, für den es am kommenden Sonntag ein Wiedersehen mit seinem Ex-Club Schalke gibt. «Wir würden uns schon mehr Unterstützung wünschen.»
Auch ohne Anfeuerung des eigenen Anhangs haben die Hannoveraner Fußball-Profis, wenn auch mit viel Glück, eine gelungene Rückkehr nach einem Zweitliga-Jahr feiern können. Eine von nur zwei Chancen nutzte Harnik nach Querpass von Matthias Ostrzolek in der 73. Minute zum Siegtor. «Wir sind sehr glücklich, als Aufsteiger auswärts drei Punkte geholt zu haben – das ist nicht selbstverständlich», sagte 96-Chefcoach André Breitenreiter.
Dass der richtige Nachweis der Erstliga-Tauglichkeit noch nicht erbracht wurde, ist nicht nur dem Trainer bewusst. «Wir waren uns von Anfang an nicht zu schade, den Aufsteiger zu mimen und sehr abwartend zu spielen», bekannte der Österreicher Harnik. 58 Prozent Ballbesitz, 15:6-Torschüsse und 13:1-Ecken für Mainz belegen das.
Für den FSV war die tief und kompakt aufgestellte Gäste-Defensive nicht zu überwinden und damit die Bundesliga-Premiere für den neuen Trainer Sandro Schwarz verpatzt. «Ich bin mit der Leistung zufrieden, nicht aber mit dem Ergebnis», sagte der 38 Jahre alte Debütant.
Auch Torwart-Neuzugang René Adler zog trotz der Pleite ein positives Fazit des Auftaktspiels. «Wir haben ein ordentliches bis gutes Spiel gemacht, nur verpasst, die Tore zu machen. Nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft hat gewonnen.»
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(dpa)