Deutsche Springreiter starten im Finale mit Handicap
Rio de Janeiro – Meredith Michaels-Beerbaum kann es kaum erwarten. «Ich freue mich total», sagt die Springreiterin vor dem olympischen Einzel-Finale am Freitag. Die 46-Jährige will sich nach Team-Bronze mit der Mannschaft eine weitere Medaille sichern – genau wie zwei weitere deutsche Reiter.
«Er hat noch viel Energie», sagt die Reiterin aus Thedinghausen über ihren Wallach Fibonacci. «Ich habe ein gutes Gefühl.» Der Tag Pause nach dem spannenden Stechen, das dem deutschen Quartett am Mittwoch den dritten Platz vor Kanada sicherte, «tut ihm gut».
Das gilt auch für Christian Ahlmanns Taloubet und Daniel Deußers First Class. Das deutsche Trio im Einzel-Finale hat allerdings das Handicap, dass die Pferde durch das Stechen eine zusätzliche Runde absolvieren mussten.
«Das ist sicher nicht hilfreich», kommentiert Ahlmann. Auch wenn sein 16-jähriger Hengst noch «super in Schuss ist». Man müsse abwarten, wie die Pferde die zusätzliche Runde verkraften. Am Freitag starten alle qualifizierten Paare wieder mit null Strafpunkten, die Fehler der vorhergehenden Qualifikationsrunden werden nicht mitgezählt.
Wer sind die Favoriten im Einzel? «Das ist schwer zu sagen», antwortet Deußer. Ahlmann meint: «Es gibt sicher zwei Handvoll, die groß auftrumpfen können. Das ist sehr offen.» Zwei Runden sind am Freitag zu absolvieren, zudem droht ein weiteres Stechen.
«Das Reglement ist nun einmal so», sagt Bundestrainer Otto Becker zu dem Handicap für seine Reiter im Finale. «Aber es sollte eigentlich mit der Pause kein Problem sein. Auf jeden Fall sind unsere Pferde alle gut trainiert.»
Nur einer muss zuschauen. Ludger Beerbaum hat sich zwar mit Platz 18 im Einzel-Ranking einen Platz unter den besten 35 gesichert, aber der 52-Jährige aus Riesenbeck ist ein Opfer der Regularien: Nur drei Reiter pro Nation dürfen im Einzel starten.
Am beeindruckendsten war bisher die Vorstellung von Eric Lamaze. Der kanadische Olympiasieger von 2008 blieb mit Fine Lady als einziger Reiter im Feld in drei Runden ohne einen einzigen Strafpunkt. «Sie ist in Topform», sagt Lamaze über seine Stute.
Zu den Favoriten zählt ganz sicher auch Jeroen Dubbeldam. Mit Zenith gewann der Niederländer zuletzt Einzel-Gold bei EM und WM. «Er ist gut gesprungen», sagte Dubbeldam über sein Pferd. Der Niederländer aus Weerselo weiß wie es geht, 2000 in Sydney gewann er mit De Sjiem Einzel-Gold.
Und noch ein weiterer deutscher Reiter startet im Einzel-Finale. René Tebbel aus Emsbüren reitet in Rio für die Ukraine und präsentierte sich mit Zipper bisher in Topform. Der 47-Jährige gehört zu jenen sieben Reitern, die in drei Qualifikations-Runden noch keinen Abwurf hatten. Die drei Zeitfehler konnte der dreifache deutsche Meister locker verschmerzen. «Das ist egal, ich wollte nur das Finale erreichen», sagt Tebbel: «Und jetzt geht es bei null los.»
Fotocredits: Jim Hollander
(dpa)