Deutsche Handballer verlieren überraschend gegen Brasilien
Rio de Janeiro – Die deutschen Handballer haben bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die erste Niederlage kassiert und den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale verpasst. Gegen den wie entfesselt aufspielenden Gastgeber Brasilien verlor der Europameister mit 30:33 (16:17).
Während sich der Panamerikameister zum Favoritenschreck mausert, kann die deutsche Mannschaft mit einem Erfolg am Samstag gegen Slowenien immerhin noch einen Spieltag vor dem Vorrunden-Ende die K.o.-Runde erreichen. Letzter Gegner in der Gruppe B ist am Montag Ägypten.
Auch eine starke Leistung von Torwart Silvio Heinevetter, den Bundestrainer Dagur Sigurdsson erstmals für EM-Held Andreas Wolff von Beginn an spielen ließ, nutzte nichts. Bester Werfer war Kai Häfner mit sechs Toren. Die erste Niederlage gegen Brasilien im zehnten Länderspiel konnten aber beide nicht verhindern.
«Wir waren heute teilweise vogelwild», sagte Heinevetter. Auch sein Berliner Clubkollege Paul Drux war ebenfalls selbstkritisch: «Wir haben in manchen Situationen den Kopf verloren.» Dennoch werde es «keinen Knacks im Team geben. Wir müssen das Spiel jetzt schnell abhaken.»
Die deutsche Mannschaft tat sich von Beginn an mit der unorthodoxen Spielweise der Gastgeber schwer. Die meisten der 11 000 Zuschauer in der Future Arena peitschten ihr Team nach vorn. In der Deckung agierten die Brasilianer ungewöhnlich offensiv. Im Angriff stellten sie die Deutschen mit ihren Einzelaktionen vor Problemen.
In der 13. Minute lagen die Südamerikaner beim 8:5 erstmals mit drei Toren vorn. Den Deutschen gelang es, in einem Zwischenspurt aus dem Rückstand ein 15:11 (24.) zu machen. Doch in der Schlussphase ging die Präzision im Angriff wieder verloren. Zu frühe Abschlüsse, dazu technische Fehler brachten das Team erneut aus dem Rhythmus.
Mit einem Wurf ins leere Tor Sekunden vor der Halbzeit, als die DHB-Auswahl mit sieben Feldspielern agierte, markierten die Brasilianer die 17:16-Pausenführung. Durch ein unnötiges Zuspiel von Uwe Gensheimer hatte das Team den Ball verloren.
Viel besser wurde es im zweiten Abschnitt vor den Augen von Schwimm-Star Paul Biedermann und Golf-Profi Martin Kaymer nicht. Brasilien baute seine Führung noch einmal auf 18:16 (32.) aus. Doch dann schienen ihnen die Kräfte und die Konzentration zu schwinden.
Ihre Wurfquote wurde schlechter, die Deckung trat nicht mehr so offensiv auf. Beim 24:21 (41.) lagen die Deutschen wieder mit drei Toren in Front. Dennoch schaffte es der Favorit nicht, sich abzusetzen.
Immer wieder kamen die Brasilianer ran und gingen mit 26:25 (49.) erneut in Führung. Sekunden zuvor hatte Gensheimer wegen eines Kopftreffers beim Strafwurf gegen Torhüter Cesar Augusto Almeida Rot gesehen. (Gensheimer: «Wenn der Torwart sich nicht bewegt, ist die Rote Karte berechtigt.») In der Schlussphase brachte Sigurdsson den erst einen Tag zuvor nachgerückten Steffen Weinhold und auch Wolff für Heinevetter. Die Maßnahmen nutzten aber nichts mehr.
Fotocredits: Lukas Schulze,Lukas Schulze,Lukas Schulze,Lukas Schulze,Lukas Schulze,Lukas Schulze,Marijan Murat,Lukas Schulze
(dpa)