Der VW Passat CC ist ein Schönling mit Schattenseiten
Berlin – Spätestens mit dem Mercedes CLS kamen die viertürigen Coupés auf. Volkswagen legte mit der CC-Version des Massenautos Passat 2008 formschön nach. So zumindest wirkte die edle Spielart auf die Beobachter von Anfang an. Doch was ist mit der Zuverlässigkeit?
Dass der Passat CC, später zur Abgrenzung nur noch CC genannt, mehr Schein als Sein ist, zumindest hinsichtlich seines Abschneidens bei der Hauptuntersuchung (HU), konnte zum Modellreihenstart ja niemand ahnen. Und auch, dass er ein kleines Rätsel aufgeben würde.
Denn unerklärt bleibt, warum die Mängelzahlen trotz geringerer Laufleistung teils höher liegen als beim normalen Stufenheck- oder Kombi-Passat. «Über die Ursachen mag man spekulieren», schreibt der «Auto Bild Tüv Report 2019», der zwar den Lifestyle-Aspekt hervorhebt, ansonsten aber konstatiert: «Nur die Qualität bleibt dabei auf der Strecke.» Bereits ab der ersten HU machen Radaufhängungen, Federn und Dämpfer negativ auf sich aufmerksam.
Beim zweiten und dritten Termin im Fahrzeugalter von fünf und sieben Jahren verschärft sich die Lage noch. Beim vierten Pflichtcheck kommen überdurchschnittlich oft verschlissene Antriebswellen und nicht bestandene Abgasuntersuchungen (AU) hinzu. Ebenfalls häufig reif für den Austausch: die Bremsscheiben.
Beim ADAC immerhin ein versöhnliches Bild: Zumindest ab dem Baujahr 2011 und jüngeren bleibt der CC in der aktuellen Pannenstatistik im grünen Bereich. Ältere Modelle hinterlassen bei den Prüfern dagegen einen schlechteren Eindruck: Probleme an der Kraftstoffpumpe und Defekte am hinteren Radbremszylinder (beides bei Baujahren 2008 und 2009) oder Defekte an der Abgasrückführung (2008 bis 2011) häufen sich. Ebenfalls unerfreulich: kaputte Ladedruckregelungen bei Ausführungen mit Turbo (2008 bis 2010). Bei der Erstauflage von 2008 sind streikende Einspritzdüsen ein typisches Problem.
Als der feinere Passat mit rahmenlosen Türen, sanft auslaufendem Heck und einer um fünf Zentimeter in der Höhe geduckten Erscheinung stand der CC 2008 auf der Automesse in Detroit. Klassisch für ein Coupé war der zumindest in Kopfhöhe eher beengte Innenraum, untypisch der für diese Karosserieform riesige Kofferraum von weit über 500 Litern.
Erstmals in einem Passat waren adaptive Stoßdämpfer in der Optionsliste, in Form des komfortspendenden DCC-Fahrwerks. Allrad gab es von Anfang an in Verbindung mit einigen Motoren. Immer an Bord waren ABS, ESP und sechs Airbags. Zum Facelift von 2012 firmierte der Passat CC nur noch als CC, äußerlich zu erkennen an den gestrafften Frontscheinwerfern und neuen Heckleuchten sowie geänderter Motorenpalette. Seit 2017 ist statt des CC der Arteon im Verkauf, den VW auch als Nachfolger des Oberklasseautos Phaeton betrachtet.
Die Mittelklasse nach oben runden Sechszylindermotoren ab, die 2015 mit dem optionalen Allradantrieb aber aus dem Programm genommen wurden. Gebrauchtkunden sollten auch wissen, dass VWs Skandalmotor EA 189 auch im CC 2.0 TDI und CC 2.0 BlueTDI mit (103 kW/140 PS und 105 kW/143 PS) untergebracht wurde.
Stärkster Selbstzünder ist der bis 2016 montierte 2.0 TDI Blue Motion Technology mit 135 kW/184 PS. Bei den Benzinern reicht das Spektrum vom 118 kW/160 PS starken 1,8-Liter-Reihenvierzylinder bis zum 221 kW/300 PS starken V6.
Wer den kräftigsten sucht, muss im Falle des Passat CC 4Motion 3.6 V6 FSI von 2011 mit 13 050 Euro Kaufpreis und einer Laufleistung von 124.000 Kilometern rechnen, so die von der Deutschen Automobil Treuhand ermittelten Durchschnittswerte, nachzuschlagen im «DAT Marktspiegel».
Ein CC 1.4 TSI BMT von 2014 mit 118 kW/160 PS ist dort mit 14 250 Euro notiert (79 000 Kilometer). Ein gleich alter 2.0 TSI mit 155 kW/210 PS mit 17 200 Euro bei gleichem statistischen Tachostand.
Fotocredits: Volkswagen AG
(dpa/tmn)