Der VW Golf Plus als Gebrauchter
Berlin – Wie kann man einen Evergreen noch massentauglicher machen? Indem man ihn rund zehn Zentimeter aufbockt. Das war faktisch die Antwort von VW auf den demografischen Wandel, als die Wolfsburger 2004 den Golf Plus als Ableger von Deutschlands meistverkauftem Auto auf den Markt brachten.
Bei der Generation 50 plus wurde er vor allem aufgrund seiner erhöhten Sitzposition schnell beliebt. Gebraucht ist er auch wegen dieser typischen Fahrzeughalter ein Tipp. Der Golf Plus sei oft so ein guter Kauf, schreibt der «TÜV Report 2017», «weil er von seinen Rentnern liebevoll gepflegt wird.» Aber auch sein technisches Rüstzeug ist demnach zuverlässig. Die Fahrwerkkomponenten? «Beeindruckend gut.» Lediglich die Antriebswellen werden bei Autos ab der vierten Kfz-Hauptuntersuchung (HU) im Alter von neun Jahren vergleichsweise häufig bemängelt. Die Bremsanlage? Erst bei elfjährigen Golf Plus liegen die Beanstandungen über dem Durchschnitt, und auch nur bei den Bremsschläuchen.
Positiv ist auch das Urteil des ADAC. Technisch weitgehend identisch mit dem Golf, zeige auch der Plus eine «hohe Pannensicherheit». In der ADAC-Pannenstatistik 2016 gehöre er in der Gruppe der unteren Mittelklasse zu den Besten. Einsatzgründe waren demnach defekte Steuerketten bei Benzinern, die von 2008 bis 2011 produziert wurden, kaputte Zündschlösser (2006 bis 2008) oder fehlerhafte Reifendruckkontrollsysteme (2012). Bei von 2009 bis 2012 gebauten Dieselmodellen ging schon mal die Abgasrückführung zu Bruch.
Allerdings gab es laut ADAC acht Rückrufe. Der aktuellste wurde 2016 aufgrund der Dieselaffäre gestartet. Den 1,6- und 2,0-Liter-Dieselaggregaten der EA189-Motorenfamilie wurde im Zuge dessen unter anderem ein Software-Update verordnet.
Zehn Jahre hielt sich der Golf Plus auf dem Markt. 2004 kam er auf Basis des Golf V auf den Markt, war nur etwas straffer abgestimmt. 2009 bekam er im Rahmen eines Facelifts die markante Front des Golf VI. Ansonsten wurde das Fahrzeug kaum verändert. Seit 2014 ist der deutlich schnittiger gezeichnete Golf Sportsvan auf Basis des Golf VII im Verkauf, den VW 2013 auf der IAA in Frankfurt vorstellte.
Unter die Haube kamen mit den TSI-Aggregaten 2006 frische und sparsame Motoren, die weit drehfreudiger sind als die von Anfang an angebotenen Sauger. Auch Turbodiesel waren im Angebot. Für die Kraftübertragung sorgt wahlweise ein Direktschaltgetriebe (DSG). Die über die Bauzeit angebotenen Benziner decken ein Spanne von 55 kW/75 PS bis 125 kW/170 PS ab, die Diesel reichen von 66 kW/90 PS bis 103 kw/140 PS. Zwischen 2009 und 2013 gab es auch die BiFuel-Version (75 kW/102 PS) für den wahlweisen Betrieb mit Autogas zu kaufen.
Wer auf dem Gebrauchtwagenmarkt einen Golf V Plus 1.9 TDI Tour mit 77 kW/105 PS von 2007 sucht, muss laut Eintrag in der Schwacke-Liste mit 5850 Euro Richtpreis kalkulieren und einer Laufleistung von 157 800 Kilometern. Mit noch 15 950 Euro ist der Golf VI 1.4 TSI in der CrossGolf-Ausführung mit 118 kW/160 PS von 2013 verzeichnet (42 000 Kilometer). Günstigste Autogasversion ist der Golf Plus 1.6 BiFuel Trendline von 2009 mit 8700 Euro ermitteltem Durchschnitts-Handelspreis. Ihn führt die Liste mit 90 000 Kilometer durchschnittlicher Laufleistung. Oft dürften sich aufgrund der Haltergruppe typübergreifend aber auch Fahrzeuge mit weniger Kilometern auf dem Zähler finden.
Fotocredits: Volkswagen AG
(dpa/tmn)