Der Roboter im OP: Computergestützte Chirurgie
Was nach Science-Fiction klingt, wird Realität – Roboter mit Skalpellen, die komplizierte Operationen am Menschen durchführen. Zwei Jahrzehnte ist es sogar schon her, dass ein Roboter sein Debüt in einem realen Operationssaal gab: Robodoc hieß der umgebaute Industrieroboter; eine mannshohe Maschine mit Schwenkarm, die die für die Implantation von künstlichen Hüftgelenken notwendigen Knochenfräsungen erledigte.
Nachdem dem Robodoc-System in den USA die Zulassung verweigert wurde, setzten es Kliniken in Europa – auch in Deutschland – bei Hüftoperationen ein. Nach einer Häufung von Zwischenfällen, etwa ernsthafte Muskel- und auch Nervenverletzungen, wurde Robodoc auch in Europa eingemottet.
Roboter als OP-Assistenten
Inzwischen haben Roboter wieder einen festen Platz im Operationssaal – wenn auch den eines Assistenten. Die Erfahrung der Chirurgen und die menschliche Fähigkeit, schnell auf unvorhergesehe Komplikationen reagieren zu können, lässt sich auch in absehbarer Zukunft nicht von Maschinen reproduzieren. Ein Robotereinsatz im OP startet mit der Vorbereitung der Operation, beispielsweise müssen die zu operierenden Körperregionen per Computertomographie vermessen werden. Andere OP-Roboter kontrollieren die Schnittführung des Chirurgen. Und in der Gehirnchirurgie dämpfen Computer das natürliche Zittern der Chirurgen-Hand und reduzieren die Gefahr, umliegende Zellen in Mitleidenschaft zu ziehen.
Anfänge in der Militärtechnik
Wie so viele technische Innovationen gehen die Anfänge der Medizinrobotik auf militärische Forschungen zurück: Das US-Militär wollte verwundete Soldaten auf Distanz mit Robotern operieren. Das ambitionierte Vorhaben scheiterte allerdings an den weiten Übertragungswegen. Dennoch zogen die Roboter in den Operationssaal ein, ließen sich doch auf diesem Wege die Möglichkeiten der offenen Chirurgie auf minimal-invasive Techniken, die sogenannte Schlüssellochmedizin, übertragen.
Bei heutigen computergestützten Operationen kann der Chirurg den Roboter per Fernsteuerung führen oder auch stationär mit der Hand lenken. Daneben gibt es Systeme, die unter Aufsicht gesteuert werden, der Roboter setzt dabei ausschließlich zuvor einprogrammierte Befehle um. Und auch in der Radiochirurgie, einer Form der Strahlentherapie, können Roboter die Behandlung unterstützen – durch die exakte Positionierung der Strahlenbündel auf einen Tumor.
Auch wenn die computerunterstützte Chirurgie noch in den Kinderschuhen steckt – die Revolution ist nicht mehr aufzuhalten.