Der Nissan Qashqai offenbart auf dem Prüfstand Probleme
Berlin – Als einer der ersten Hersteller brachte Nissan 2007 mit dem Qashqai ein Crossover auf den Markt, das großen Anklang fand. Das im Prinzip kompakte SUV bietet eine hohe Sitzposition, kompakte Abmessungen und einen optionalen Allradantrieb.
Es ist eines der meistverkauften Autos im Segment. Entsprechend hoch ist auch die Auswahl an Gebrauchtwagen. Nur sollten Interessenten die typischen Macken kennen – denn die hat der Qashqai.
Der «TÜV Report 2018» rät dringend, das nach einem Nomadenstamm im Iran benannte und bis auf seine Mängel durchaus robuste SUV vor dem Kauf auf Herz und Nieren prüfen zu lassen.
Sein größtes Problem offenbart das Auto bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) am Fahrwerk: Bereits ab dem zweiten Pflicht-Check im Fahrzeugalter von fünf Jahren fallen Achsaufhängungen sowie Federn und Dämpfer überdurchschnittlich oft negativ auf. Bei der vierten HU schnellen die Mängelquoten der Achsen gar auf das Neunfache aller geprüften Fahrzeuge hoch. Bereits bei der ersten HU tritt häufig Ölverlust auf. In allen Jahrgängen werden zudem verschlissene Bremsschläuche angekreidet sowie bei Neunjährigen die Lenkgelenke.
In Sachen Pannenanfälligkeit ist die Bilanz des Japan-Hochsitzes besser. Fahrzeuge der Baujahre 2007 bis 2009 schneiden im Vergleich zu gleich alten Autos in der aktuellen ADAC-Pannenstatistik gut ab. Neuere fallen allerdings ins Mittelfeld zurück – weil zu oft die Starterbatterien schlappmachen, teilt der ADAC mit.
Hinzu kommen Einsätze, weil bei Modellen von 2007 bis 2014 öfters die Turboschläuche abrutschen. Oder es sind Defekte an Partikelfiltern bei Dieseln (2008 bis 2012 und 2014) sowie kaputte Generatoren zu verzeichnen (2010).
Die Anzahl der seit Modellstart aufgetretenen Rückrufaktionen nährt ebenfalls nicht gerade das Vertrauen in die Qualität des Qashqai – der ADAC hat deren zwölf dokumentiert. Es gab Probleme mit dem Heckklappenschloss oder dem CVT-Getriebe, auch Undichtigkeiten an den Bremsschläuchen – aufgrund Montagefehlern.
Die größte Aktion dieser Art, die auch den Qashqai betraf, startete Nissan im September 2009 für über 40 000 Nissan-Fahrzeuge des Bauzeitraums November 2006 bis Juni 2009. Bei diesen Autos konnte es aufgrund einer fehlenden Verbindungsschraube zwischen Lenkspindel und Lenkgetriebeeingang zum Ausfall der Lenkung kommen.
Ohnehin schon ein vergleichsweise günstiges Auto in der Anschaffung – Nissan warb mit einem Einstiegspreis von unter 30 000 Euro für ein Diesel-SUV mit Allrad -, verzichteten die meisten Kunden von Beginn an aber auf die AWD-Option und machten das Auto dadurch noch einmal 2000 Euro günstiger.
Als Vorzug des Qashqai gilt neben seiner hohen Sitzposition vor allem die vergleichsweise gute Wendigkeit des 4,32 Meter langen, aber dennoch wuchtig wirkenden Autos. Er konnte aber auch in einer auf 4,54 Meter gestreckten Langversion geordert werden, die dann die Option auf sieben Sitze bot.
2010 erhielt der Qashqai ein Facelift bevor 2014 die zweite Generation auf einer neuen Plattform in den Handel kam. Die wurde 2017 erneut geliftet und fährt nun mit neuen Assistenzsystemen. Ein Allradantrieb gab es nur für einige Motor-Getriebe-Kombinationen mit höherer Leistung.
Im bis 2014 gebauten Qashqai arbeiten je nach Ausführung Dieselmotoren, die eine Leistungsspanne von 76 kW/103 PS aus 1,5 Litern Hubraum bis 110 kW/150 PS im Zweiliter abdecken.
Die Benziner kommen auf 84 kW/114 PS bis 104 kW/141 PS. Während vor allem die Diesel einen gewissen Schub versprechen, gilt der kleine Ottomotor als schlapp. Der im aktuellen Modell verbaute 1,2-Liter-Turbo verspricht deutlich mehr Dampf.
Wer sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt nach einem 2.0 cDi DPF mit 110 kW/149 PS Tekna als 4×4-Version von 2010 umsieht, muss laut dem «DAT Marktspiegel» der Deutschen Automobil Treuhand mit um die 10 700 Euro rechnen. Das ist der ermittelte durchschnittliche Verkaufspreis bei einer zu erwartenden Laufleistung von 125 000 Kilometern.
Noch 11 100 Euro fallen demnach für einen Qashqai+2 (Siebensitzer) 1.6 Acenta 4×2 mit 110 kW/114 PS von 2012 an (80 000 Kilometer). Für das ansonsten gleiche Auto mit dem kräftigeren Zweiliter-Benziner (104 kW/141 PS) werden im Schnitt 500 Euro mehr bezahlt.
Fotocredits: Nissan
(dpa/tmn)