Der neue FC Bayern: Abwehr-Alternativen und Angriffssorgen
Jena – Im DFB-Pokal hat sich der FC Bayern München in Jena schadlos gehalten. Neu-Trainer Carlo Ancelotti sammelte wichtige Erkenntnisse. Hinten hat er schier unbegrenzte Möglichkeiten, vorne wird das Personal aber langsam eng.
Ancelotti saß entspannt im überfüllten Presseraum des FC Carl Zeiss Jena und beantwortete die Fragen teilweise mit einem Lächeln. Seine Rückkehr nach Thüringen war so verlaufen, wie er sich das vorgestellt hatte und damit war auch seine persönliche Rechnung mit dem Traditionsclub beglichen. So dominant wie einst die Jenaer beim 4:0-Europapokalerfolg über Ancelottis AS Rom war diesmal sein FC Bayern München. Das 5:0 (3:0) war am Freitagabend Ausdruck einer konzentrierten Leistung vor allem in der ersten Halbzeit.
Respekt vor dem Gegner hatte Ancelotti seinen Mannen verordnet und es mit seiner Startformation unterstrichen. Angesichts der vielen angeschlagenen und verletzten Spieler schickte er bis auf Mats Hummels das Beste auf den Rasen im Ernst-Abbé-Sportfeld, was er zu bieten hat. «Ich wollte Mats nach dem Dortmund-Spiel eine Pause geben. Javier Martinez und er sollen in den Rhythmus kommen und deshalb beide jeweils 45 Minuten spielen», begründete der Italiener seinen anfänglichen Verzicht auf den deutschen Nationalspieler. Der wiederum sah das gelassen. «Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, da fehlt noch einiges», bemerkte der Ex-Dortmunder.
Martinez gemeinsam mit David Alaba in der Innenverteidigung ließen überhaupt nichts anbrennen, gestatteten Jena nahezu keine Möglichkeiten. «Ich hätte mir gewünscht, dass wir in der ersten Halbzeit mutiger angegriffen hätten», sagte Jenas Trainer Mark Zimmermann. Angesichts des schnellen 1:0 der Bayern durch Robert Lewandowski schon nach drei Minuten war das Selbstbewusstsein seiner Schützlinge aber bereits zeitig dahin. Die weiteren Tore durch Lewandowski (34., 43.), Arturo Vidal (72.) und Hummels (77.) waren Ausdruck der Münchner Dominanz.
Für Ancelotti war das einseitige Spiel dennoch sehr aufschlussreich. Die wohl wichtigste Erkenntnis: In der Abwehr hat er unglaublich viele Alternativen. «Besonders Martinez überrascht mich. Er war im Supercup schon bester Mann auf dem Platz und hat das heute wieder unterstrichen», lobte der Bayern-Trainer.
Martinez, Alaba, Hummels, in absehbarer Zeit auch wieder Jérôme Boateng und dazu sicher irgendwann auch Holger Badstuber sind feste Größen für die Innenverteidigung. Joshua Kimmich und Rafinha wechselten sich rechts hinten ab, links hat Ancelotti die Wahl zwischen Philipp Lahm und Juan Bernat. Die Besetzung der Defensive scheint ein Luxus-Problem für Ancelotti zu werden.
Dafür hapert es derzeit in der Offensive. Nur dem Torriecher von Lewandowski hatten es die Bayern zu verdanken, dass die Partie entspannt über die Bühne ging. Das Flügelspiel lahmte ohne Kingsley Coman, Douglas Costa und Arjen Robben. Thomas Müller wirkte wie schon bei der EM äußerst unglücklich, Franck Ribery spielte meist überheblich. Baustellen, die Ancelotti zu Saisonbeginn beschäftigen werden.
Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)