Der Mond als Ziel für USA-Touristen
Washington – Als Neil Armstrong im Juli 1969 seine berühmten Worte vom «großen Schritt für die Menschheit» sprach, da lag eine gut viertägige Anreise hinter ihm: von Florida auf den Mond. Rund 384.400 Kilometer hatte die Crew von Apollo 11 zurückgelegt.
Zeitweise waren die Astronauten mit 39.000 km/h durchs All gerast. Wer heute den Spuren jener US-Amerikaner folgen möchte, die den Mond von 1969 bis 1972 betreten haben, der setzt sich am besten ebenfalls in ein schnelles Fluggerät – und überquert binnen weniger Stunden den Atlantik. In den USA widmen sich mehrere Besucherzentren und Museen den Aktivitäten der Weltraumbehörde Nasa – und 50 Jahre nach Apollo 11 stehen die Mondlandungen dort im Sommer 2019 klar im Mittelpunkt.
Kennedy Space Center am Cape Canaveral, Florida
Von dem Militärgelände an Floridas Ostküste schossen einst die rund 110 Meter langen Saturn-V-Raketen mit den
Apollo-Raumkapseln in den Himmel. Drei davon blieben ungenutzt übrig, als die USA ihr Mondfahrtprogramm wieder einstellten. Eine davon liegt in Cape Canaveral im Hangar des Apollo/Saturn V Center, das nach Angaben der Betreiber zum Mondlandungsjubiläum gerade umfassend renoviert wird.
Vom
Kennedy Space Center aus kann es während einer Bustour besucht werden. Gezeigt werden außerdem die Raumkapsel der Mondmission Apollo 14 und der von Mondstaub bedeckte Raumanzug ihres Kommandanten Alan Shepard. Am 16. Juli, dem Jahrestag des Starts von Apollo 11, soll es ein «Flashback»-Event geben: Der Countdown von damals bis zum Abheben der Rakete um 9.32 Uhr soll detailgetreu nachempfunden werden.
Space Center Houston in Texas
«Houston, wir haben ein Problem»: Der Satz, gesprochen von Astronaut Jim Lovell während der verunglückten und dann spektakulär geretteten Apollo-13-Mission, ist genauso berühmt geworden wie Neil Armstrongs erste Worte auf dem Mond. In Houston befand sich das
Kontrollzentrum der Mondflüge. Und ins Johnson Space Center der Nasa hinein bietet das Space Center Houston Touren an. Vom Juli an soll der renovierte Kontrollraum im Johnson Space Center wieder besichtigt werden können. Mit seinen Konsolen und Displays soll er so aussehen wie 1969. Die «NASA Tram Tour» führt auch hier zu einer originalen, ungenutzten Saturn-V-Rakete. Besucher können außerdem einen Mondstein anfassen.
Ausgestellt sind zudem die Raumkapsel der letzten Mondmission Apollo 17, der Raumanzug von Apollo-12-Kommandant Pete Conrad und das Rednerpult, an dem US-Präsident John F. Kennedy 1962 ankündigte, binnen zehn Jahren Astronauten zum Mond und zurück bringen zu wollen.
US Space and Rocket Center in Huntsville, Alabama
Die Mondraketen wurden einst hier im Norden Alabamas konstruiert und getestet. Im Marshall Space Flight Center hatte ein Ingenieurteam um den Deutschen Wernher von Braun jahrelang an der Saturn V gearbeitet.
Heute existiert mit dem
US Space and Rocket Center Alabamas meistbesuchte Touristenattraktion. Die dritte der verbliebenen Saturn-V-Raketen aus den 1960er Jahren hängt im Space and Rocket Center unter einer Hallendecke. Wenige Meter entfernt zu sehen ist die Raumkapsel der Apollo-16-Astronauten. Der Geschichte dieses Nasa-Standortes entsprechend, legt das Museum in Huntsville den Schwerpunkt der Ausstellung klar auf die Raketentechnologie.
Smithsonian National Air and Space Museum in Washington, D.C.
Das
National Air and Space Museum in der US-Hauptstadt gehört zu den meistbesuchten Museen der USA, der Eintritt ist kostenlos. Zur Dauerausstellung gehört ein Exemplar der Mondlandefähre, das in den 1960er Jahren für einen Testflug im All gebaut, dann aber nicht verwendet wurde. Für den 16. Juli hat das Museum angekündigt, den Raumanzug, den Neil Armstrong einst auf dem Mond trug, nach einer aufwendigen Konservierung wieder auszustellen – zum ersten Mal seit 13 Jahren.
Am «Discover the Moon Day» können Besucher am 19. Juli mit Forschern sprechen und hochauflösende Bilder einer aktuellen Mondsonde ansehen. Auch den Mondspaziergang der Apollo-11-Astronauten Armstrong und Aldrin sollen Besucher an jenem Tag im Museum nachempfinden können.
Was gibt es sonst zu erleben?
Bereits gearbeitet wird im National Air and Space Museum an der Ausstellung «Destination Moon», die von 2022 an dauerhaft dort zu sehen sein soll. Neben Armstrongs Raumanzug soll sie auch die Raumkapsel «Columbia» zeigen, mit der die Apollo-11-Crew zur Erde zurückkehrte. Sie gehört zum Fundus des Museums, ist aber seit 2017 auf einer Rundreise durch die USA unterwegs und bis zum 2. September im
Museum of Flight in Seattle zu sehen.
Wer sich während seines USA-Urlaubs auch in diese von Florida und Texas weit entfernte Stadt begibt, mag vielleicht noch das Craters of the Moon National Monument im Rocky-Mountain-Staat Idaho besuchen. Die Nasa nutzte diese abgelegene Region aus erkalteten Lavaströmen in den 1960er Jahren kurzzeitig zur Ausbildung der Astronauten.
Die
Craters of the Moon sind jedoch fast 1100 Kilometer von Seattle entfernt. Einen «großen Schritt für die Menschheit» bedeutet die Überwindung dieser Distanz zwar nicht, doch vielleicht kommt in der Einsamkeit des amerikanischen Westens unterwegs ein Gefühl auf, das auch die Besatzung von Apollo 11 gespürt haben dürfte: dass es manchmal lange dauert, bis man am Ziel seiner Reise angekommen ist.
Fotocredits: Space Center Houston,Neil Armstrong,Kennedy Space Center,Kennedy Space Center,Jim Preston,Kennedy Space Center,Dane Penland,Space Center Houston,Marty Sellers,Eric Long,The Museum of Flight Seattle,Visit Idaho,Visit Idaho,U.S. Space & Rocket Center,dpa-infografik,Eric Long
(dpa/tmn)