Der Markt für Reisemobile und Caravans boomt
Düsseldorf – In den Urlaub fahren, ohne auf die eigenen vier Wände zu verzichten: Das wollen mittlerweile viele Bundesbürger. Deshalb dürften in diesem Jahr in Deutschland nach einer
Prognose des Caravaning Industrie Verband (CIVD) mehr Reisemobile und Caravans verkauft werden als jemals zuvor.
Rund 60 000 Freizeitmobile dürften in diesem Jahr in Deutschland neu zugelassen werden, erwartet CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso. Damit würde nach gut einem Vierteljahrhundert der bisherige Rekord aus dem Jahr 1991 übertroffen. Damals wurden rund 55 000 Freizeitfahrzeuge verkauft. Doch handelte es sich dabei überwiegend um die preisgünstigeren Caravans. Heute entfallen zwei Drittel der Bestellungen auf die in der Regel wesentlich teureren Reisemobile.
Gründe für den Boom sieht Onggowinarso viele. Die Branche profitiere nicht nur von einem verbesserten Image des Reisemobil-Urlaubs, vom Niedrigzinsniveau und vom anhaltenden Wirtschaftswachstum in Deutschland. Auch der Outdoor-Trend spiele der Branche in die Hände. Außerdem spiegele der Boom der Reisemobile – nach seiner Einschätzung – den von der Terrorgefahr im arabischen Raum ausgelösten Trend zum Urlaub in Europa. Zusätzliche Impulse erwarten die Reisemobil- und Caravan-Hersteller von der weltgrößten Branchenmesse, dem
Caravan Salon (26. August bis 3. September) in Düsseldorf.
Bei der Ausstattung ihrer Reisemobile legen die Verbraucher nach Branchenangaben mehr Wert auf Komfort und leichtere Bedienbarkeit. So halten zunehmend elektronische Helfer Einzug in die Reisemobile. Das reicht von Rückfahrkameras und Caravan-Rangiersystemen bis hin zu Apps, die es erlauben, Füllstände von Batterien, Wassertanks und Gasversorgung problemlos zu kontrollieren.
Auch Spurhalteassistenten, Berg-Anfahrhilfen und Abstandswarner sind häufiger in den Reisemobilen zu finden. Das ist allerdings nach Einschätzung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft auch dringend nötig. Eine
Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) ergab im vergangenen Jahr, das Unfälle mit Wohnmobilen zwar selten sind, aber oft schwer. Häufig handele es sich dabei um Auffahrunfälle, bei denen die Menschen in den anderen Fahrzeugen schwer verletzt würden.
Dagegen ließe sich etwas tun, zeigten sich die Versicherer überzeugt. «Bei der Bremsleistung und bei der Ausstattung mit Fahrerassistenzsystemen hinken Reisemobile modernen Pkw deutlich hinterher», kritisierten sie und drängten darauf, das Stabilitätsprogramm ESP und Notbremsassistenten für alle Reisemobile obligatorisch zu machen. Für die Versicherer steht fest: «Die Bremsleistung von Wohnmobilen sollte jener moderner Pkw möglichst nahe kommen.»
Mit ihrer Kritik stehen die Versicherer nicht allein, auch der ADAC bemängelt bei
Wohnmobil-Tests fast regelmäßig die langen Bremswege der geprüften Fahrzeuge.
Auch ein anderes Problem schwelt in der Branche: Der Diesel-Skandal. Denn bei den allermeisten Wohnmobilen ist der Selbstzünder der Motor der Wahl. Elektrische Alternativen sucht man bislang weitestgehend vergeblich. Die Diesel in den Reisemobilen seien «auf dem aktuellsten Stand der Technik», betont Onggowinarso zwar. Doch beim Thema Diesel-Fahrverbote kann auch er natürlich keine Entwarnung geben.
Doch können solche Mäkeleien die Freude der Deutschen am Wohnmobil-Urlaub bislang offenbar nicht dämpfen. Im Gegenteil: Der Verkaufsrekord in diesem Jahr werde noch nicht das letzte Wort sein, ist man in der Branche überzeugt. Ein Ende des Wachstumstrends sei nicht in Sicht.
Fotocredits: Marius Becker
(dpa)