Der Lieserpfad
Deutschlands schönster Wanderweg?
Manchmal tut es richtig gut mal wieder zu spüren, dass man Füße hat. Gerade, wenn man seinen normalen Arbeitstag sitzend im Büro vor dem Computer verbringt. Ein ordentlicher Fußmarsch bis die Socken qualmen. Kopf freikriegen, durchatmen.
Man muss ja nicht gleich den Jakobsweg wählen, den Hape Kerkeling mehr als 1000 Kilometer abmarschiert ist. Ein etwas kürzerer Wanderweg tut’s auch. Einer der Schönsten, die Deutschland zu bieten hat: Der berühmte Lieserpfad. Natur pur, unglaubliche Aussichten, traumhafte Landschaft, tolle Möglichkeiten zum Einkehren und… jetzt kommt das Beste: Er ist „nur“ 44 Kilometer lang. Das packt man in zwei Tagen. Und wenn die Füße schmerzen, ist es nicht mehr weit zum Ziel.
Der Lieserpfad befindet sich in der Eifel und gilt unter so genannten „Wanderfreunden“ – das sind die, die so etwas öfters machen – als schönster Wanderweg Deutschlands. Einige bezeichnen den Lieserpfad sogar als schönste Wanderstrecke der Welt. Zum Beispiel Manuel Andrack, ehemals Co-Moderator von Harald Schmidt, der ein Buch über Wanderstrecken geschrieben hat. Für ihn ist der Lieserpfad der Spitzenreiter in der Champions League der Fußwege.
Ein Miniflüsschen als Namensgeber
Seinen Namen verdankt der Lieserpfad einem kleinen Fluss. Die Lieser entspringt in der Nähe von Boxberg, einem 214-Seelen-Dorf in der Vulkaneifel. Etwa 75 Kilometer weiter südlich mündet sie, nahe des rheinland-pfälzischen Ortes Lieser, in die Mosel. Linksseitig, für alle, die es genau wissen wollen.
Empfehlung: beginnen Sie Ihren Fußmarsch in der Kreisstadt Daun. Die Strecke von Daun bis nach Wittlich ist der attraktivste Streckenabschnitt. Länge: Etwas mehr als 40 Kilometer. Gekennzeichnet ist der Weg mit einem schwarzen, liegenden Dreieck, dessen Spitze Richtung Wittlich zeigt. Die Beschilderung ist recht gut, es besteht kaum Gefahr, sich zu verlaufen. Der Lieserpfad ist mit einer guten Grundkondition locker zu meistern. Nur trittsicher sollten Sie sein, denn der Weg ist nicht immer breit und eben, sondern bietet einige knackige Anstiege.
Tag 1: Knapp 18 Kilometer, Daun – Manderscheid, 4-5 Stunden
Lassen Sie es langsam angehen. Kein Gewaltmarsch schon am ersten Tag. Nehmen Sie sich lieber die Zeit, die herrliche Landschaft zu erleben, die Sie auf Ihrer Wanderung durchqueren.
Startpunkt ist die Bushaltestelle Gemündener Maar. Von dort folgen Sie dem Weg zu Gemündener Maar, lassen das Denkmal und ein Café links liegen und stoßen auf einen rechts abwärts führenden Pfad. Von hier an folgen Sie einfach der Beschilderung mit dem schwarzen Dreieck.
Wie? Nach einer Stunde schon Fußschmerzen? Na wunderbar, dann machen Sie doch einfach eine schöne, ausgedehnte Pause in der urigen Üdersdorfer Mühle, an der Sie bereits nach etwa 60 Minuten gemütlichen Wanderns vorbei kommen. Das Essen ist einfach, schmackhaft und günstig. Pfannkuchen (lecker!) gibt’s schon für unter fünf Euro. Ebenso Omeletts, die so groß sind, dass bis zum Abend garantiert kein Hunger mehr aufkommt.
Für den Fall dass die Üdersdorfer Mühle zu hat kommt wenig später das Gasthaus Steinebach.
Nicht weit entfernt lagern oft Holzstapel. Warum wir das erwähnen? Weil diese Stapel mit Wasser aus dem nahen Bach berieselt werden, um nicht auszutrocknen. Die Berieselungsanlage wechselt mehrfach in der Minute die Richtung. Wenn Sie also trockenen Fußes weitermarschieren möchten, passen Sie den Moment ab, in dem der Weg nicht nass gemacht wird. Sonst stehen Sie urplötzlich in einem kräftigen Schauer.
Etwa 3 ½ Stunden geht es durch die üppige Natur, ständig begleitet von dem Flüsschen Lieser, vorbei an Seen und Wäldern. Dann erreichen Sie eine Schutzhütte, von hier ist es nicht mehr weit bis nach Manderscheid. Einen schönen, hoch interessanten und kurvigen Pfad hinab folgen Sie der Strecke bis zum Etappenziel und werden Zeuge eines spektakulären Anblicks: Der Ober- und der Niederburg von Manderscheid. Die Oberburg ist fast 1000 Jahre alt und dient im August als Kulisse für Ritterspiele. Die Niederburg ist etwas jünger.
In Manderscheid suchen Sie sich ein gemütliches Hotel mit einem großen Bett, denn Sie brauchen Ruhe! Tag 2 ist etwas anspruchsvoller als Tag 1.
Tag 2: 27 km, Manderscheid – Wittlich, 7-8 Stunden
Ganz wichtig: Ausgiebig frühstücken. Die erste, anständige Möglichkeit einzukehren, kommt erst nach einigen Stunden. Der Lieserpfad beginnt in Manderscheid unmittelbar hinter der Alten Molkerei. Der Weg, den Sie in der nächsten Stunde laufen, gehört zu den Highlights des Wanderweges.
Wenn Sie morgens zeitig starten, erwartet Sie nicht selten ein besonderes Naturschauspiel. Denn der erste Wegabschnitt, ein Pfad runter zu den Burgen, liegt dann oft im Nebel. Herrliche Burgenblicke entschädigen für ein bisschen Kraxelei. Bergauf, bergab durch traumhafte Natur. Eine befahrene Straße werden Sie heute nur ein einziges Mal kreuzen.
Die Forstwege, die sie auf den etwa 18 Kilometern bis zur einzigen Einkehrstation beschreiten, sind unglaublich schön. Kein Auto ist zu hören, Vögel zwitschern, Bäume rauschen, die Lieser plätschert. Das Naturerlebnis ist großartig und entschädigt für drei Anstiege, die immer gerade dann enden, wann man sich wünscht, dass es mal wieder bergab geht.
Nach etwa 6 Stunden Marsch erreichen Sie die Pleiner Mühle. Zeit zu futtern. Es sei denn, Sie halten es nur eine gute Stunde länger aus, denn so weit ist das Ende des Wandertages noch entfernt: Wittlich.
Von hier aus geht übrigens auch ein Bus zurück nach Manderscheid. Der braucht nur 25 Minuten für die Strecke…