Der BDR startet in Rio die Medaillenjagd

Rio de Janeiro – Kristina Vogel kann den Auftakt der olympischen Bahnrad-Wettbewerbe kaum mehr abwarten.

«Wenn ich das Podest sehe, dann weiß ich, wo ich hin will. Ich bin heiß und will Radrennen fahren. Ich will wissen, ob sich die harte Arbeit im letzten Jahr bezahlt gemacht hat», sagt die Weltmeisterin und formuliert kess ihre Ziele: «Ich bin so frech zu sagen, dass ich schon ganz gerne drei Medaillen hätte und davon einmal ganz oben stehen möchte.»

Bis zu ihrem ersten Einsatz muss sich Vogel aber noch ein wenig gedulden, den Auftakt macht am Donnerstag der deutsche Bahn-Vierer. Nach zwölf langen Jahren gibt das einstige Aushängeschild des deutschen Bahnradsports sein Olympia-Comeback. Insgeheim träumt Sportdirektor Patrick Moster vom Einzug ins kleine Finale, realistischere Medaillenchancen haben aber zunächst die Teamsprinter, die allerdings nach dem Ausfall von Max Niederlag einen Positionswechsel vornehmen müssen.

Läuft es optimal für die deutsche Mannschaft, könnten bis zu sechs Medaillen herausspringen. Vogel und Miriam Welte sind zwar nicht die Favoriten im Teamsprint am Freitag, das waren sie aber auch nicht bei ihrem sensationellen Olympiasieg in London. Zu den Medaillenanwärtern gehören auch Keirin-Weltmeister Joachim Eilers und der WM-Dritte Roger Kluge im Mehrkampf-Wettbewerb Omnium.

COMEBACK: Bei den Olympischen Spielen in Sydney war der Bahn-Vierer in Weltrekordzeit zu Gold gerast, danach begann der Abstieg. Zuletzt hatte das langjährige Aushängeschild des deutschen Bahnradsports (fünf Olympiasiege, 16 WM-Titel) sogar die Teilnahme an den Sommerspielen in Peking und London verpasst. Mehrmals wurde der Bundestrainer ausgetauscht – ohne Erfolg. Mit der Gründung eines eigenen Radteams (radnet-Rose) verschaffte der BDR den Ausdauerfahrern eine sportliche Heimat, unter Bundestrainer Sven Meyer ging es langsam wieder bergauf. Der deutsche Rekord bei der WM 2015 in 3:57,116 Minuten war ein Achtungszeichen, von den Briten ist das Team aber noch Welten entfernt.

MEDAILLENBANK: Gold in Athen, Bronze in Peking und London – auf die Teamsprinter war stets Verlass. Auch in Rio ist eine Medaille das klare Ziel. Allerdings bereitet der Ausfall von Max Niederlag dem Bundestrainer Detlef Uibel Sorgen. Dadurch ist das Team gezwungen, einen Positionswechsel vorzunehmen. Keirin-Weltmeister Joachim Eilers fährt nun auf der Zwei, Ersatzmann Maximilian Levy auf der Drei. «Die Arbeit der letzten eineinhalb Jahre ist damit zunichte», hadert Uibel.

GOLDEN GIRLS: Wenn Kristina Vogel und Miriam Welte an London zurückdenken, bekommen sie immer noch eine Gänsehaut. Durch Wechselfehler der favorisierten Mannschaften aus Großbritannien und China holten die beiden völlig unverhofft den Olympiasieg. «Wir träumen nach wie vor von Gold», sagt Welte. Das gilt für Partnerin Vogel umso mehr, in den Einzeldisziplinen Keirin und Sprint zählt sie zu den Favoritinnen.

DURCHSTARTER: Bei der WM in London katapultierte sich Joachim Eilers mit den Titeln im Keirin und dem nichtolympischen 1000-Meter-Zeitfahren in die Weltspitze. Seine Trainingswerte sollen weiter top sein, für die Olympia-Krönung ist alles angerichtet. «Jo ist in überragender Verfassung. Er ist der Mann, den es zu schlagen gilt», sagt Kollege Levy, der 2012 immerhin Zweiter wurde.

SEITENWECHSEL: Von der Straße direkt auf die Bahn und zurück – Roger Kluge vollzieht den Seitenwechsel regelmäßig in dieser Saison. Im Mehrkampf Omnium peilt er eine Medaille an, so wie 2008 bei seiner Silberfahrt im Punktefahren. Die Konkurrenz ist aber nicht ohne: Unter anderen geht Superstar Mark Cavendish mit dem Rückenwind von vier Etappensiegen bei der diesjährigen Tour de France an den Start.

Fotocredits: Andy Rain
(dpa)

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