Das sind die Trends bei Musicalreisen
Hamburg – Es sind Bühnenspektakel, die in den Musical-Hochburgen wie Berlin oder Hamburg die Säle füllen: Aufwendige Inszenierungen, opulente Kostüme, Tanz, Gesang und Spezialeffekte machen Musicals zu Live-Blockbustern auf der ganz großen Bühne. Oft sind sie der Grund für eine Städtereise.
Klassiker wie «Tanz der Vampire», «Starlight Express» oder «Cats» ziehen genauso Besucher an wie neuere Produktionen wie «Tarzan», «Kinky Boots» oder «Ghost». Das Angebot hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht.
«Wir verfügen über fünf größere Theater mit überregionaler Bedeutung», sagt zum Beispiel Sascha Albertsen, Sprecher von Hamburg Tourismus. Eines davon wurde vor vier, ein anderes erst vor zwei Jahren eröffnet. Zusammen bieten sie täglich Platz für etwa 10 000 Gäste. Zwar sind nicht alle Vorstellungen voll besetzt, doch die Besucherzahlen sind im Vergleich zu 2016 gestiegen. Im Fall von Hamburg kann man durchaus von Musical-Tourismus sprechen.
«Jährlich kommen etwa drei Millionen Gäste aus dem konkreten Anlass, ein Musical zu besuchen», sagt Albertsen. Im Jahr davor waren es noch zwei Millionen. Etwa ein Fünftel davon bleibe dann auch über Nacht, wovon die Stadt Hamburg sehr profitiere. Denn Musicalbesucher haben tendenziell ein höheres Budget als durchschnittliche Touristen und interessieren sich oft auch für weitere Kulturangebote.
Nicht nur in Hamburg ziehen die großen Bühnen Touristen an. Auch in anderen Städten machen viele Musicalgäste aus dem Besuch einen Kurztrip. «In der Regel wird ein Musicalbesuch mit einer zwei- bis viertägigen Reise verbunden», sagt Ralf Durski. Als Vertriebsleiter der ESMS GmbH in Köln vermarktet er Musicals wie «König der Löwen» oder «We Will Rock You». «Es wird vielfach ein ganzes Paket angeboten.»
Das Programm sieht zum Beispiel so aus: Tagsüber sehen die Besucher sich die Stadt an, abends geht es in die Vorstellung. Solche Pakete bekommt man bei den großen Reiseveranstaltern, bei den Vermarktern der einzelnen Produktionen und auch bei kleineren Bus- oder lokalen Touristikunternehmen. Je nach Veranstalter können die Kunden bereits bei der Buchung konkrete Sitzplätze auswählen oder nach der Buchung der Kategorie Sitzplatzwünsche abgeben. Wer das nicht tut, bekommt vom Veranstalter Plätze zugeteilt.
«Eine typische Buchung setzt sich zusammen aus der Hotelübernachtung, Musical-Eintrittskarten der 1. oder 2. Kategorie und ein oder mehreren Sightseeing-Angeboten», sagt Ulrike Bruns, Produktleiterin für Städtereisen bei Dertour. Dazu kommen auf Wunsch Sonderpakete mit Inklusivleistungen wie kostenfreien Getränken in der Pause oder einem mehrgängigen Dinner in einem Restaurant in der Nähe. Auch Blicke hinter die Musicalkulissen, etwa auf speziellen Führungen oder bei Treffen mit den Darstellern, sind möglich.
«Für Musical-Reisen innerhalb von Deutschland geben unsere Kunden durchschnittlich 650 Euro pro Buchung aus», sagt Bruns. Die durchschnittliche Reisedauer liege bei 2,6 Tagen. Im Ausland müssen Besucher noch tiefer in die Taschen greifen: Hier sind es im Durchschnitt 850 Euro. «Die Preise für Musicaltickets sind im Laufe der Zeit etwas angehoben worden», erklärt Durski. Das liege unter anderem daran, dass sich eine Premiumkategorie etabliert habe und die Produktionen aufwendiger und anspruchsvoller geworden seien. Die Startpreise hätten sich aber kaum verändert.
Am Geld scheint es auch nicht zu scheitern: «Die Nachfrage nach Musicalreisen ist gleichbleibend bis etwas gestiegen», sagt Durski. Je nach Produktion schwankt das Interesse allerdings. Bei Dertour sind die Hamburg-Musicals «König der Löwen» und «Aladdin» sowie der Klassiker «Starlight Express» in Bochum unter den Top drei. Im Ausland sind «Tanz der Vampire» und «I Am From Austria» in Wien sehr beliebt. Auch das «Phantom der Oper» in London zieht viele Besucher an.
Die Musicalproduzenten tun einiges, um die Nachfrage hochzuhalten. So wechseln in den Spielstätten nicht nur immer wieder die Produktionen, es sind auch viele Gastmusicals unterwegs. BB Promotion, die etwa für «Rocky Horror Show», «West Side Story» oder «Dirty Dancing» zuständig sind, haben ihr ganzes Geschäftsmodell darauf ausgelegt: Mit ein bis vier Wochen langen Gastspielen wollen sie dem Publikum in Deutschland, Österreich und der Schweiz Abwechslung bieten.
Die stabile Nachfrage liegt laut Hamburg-Touristiker Albertsen aber auch an einer treuen Musical-Gemeinschaft. Für sie gehört der Besuch einer Vorstellung im Jahr einfach dazu.
Fotocredits: Rainer Jensen,Johannes Eisele,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)