Das Comeback der Nachtspeicheröfen – die Zukunft der regenerativen Energien?
Der Ausbau der erneuerbaren Energien kommt schneller voran als gedacht – sogar zu schnell. Denn die Schwankungen, denen die Stromerzeuger bei erneuerbaren Energieträgern ausgesetzt sind, bereiten bisher noch ungelöste Schwierigkeiten. RWE will mit den eigentlich als antiquiert geltenden Nachtspeicheröfen Überkapazitäten nutzen.
Speichertechnologie fehlt
Mit Elektrizität Wärme zu erzeugen, gilt nicht erst seit dem politischen Aus der Kernenergie als frevelhaft: Zu gering die Effizienz, zu groß der Druck bei der Einsparung kostbarer Energie. Aus diesem Grund sollten die alten Nachtspeicheröfen ab 2019 das Schicksal der guten, alten Glühlampe teilen: Ein Verbot innerhalb der EU war bereits in Vorbereitung. Jetzt könnten gerade die Herausforderungen der Energiewende dafür sorgen, dass es dazu gar nicht erst kommt. Denn besonders die Energieträger Wind und Sonne sorgen für einen unsteten Energiefluss – je nach Wetterlage. Die noch bestehenden Kernkraftwerke sind in der Regelung unflexibel, und auch die von der Bundesregierung angedachten Gaskraftwerke gelten als kaum besser geeignet – und müssten dazu erst noch gebaut werden. Das lehnt die Energiewirtschaft ab, wohl auch aus Angst, damit eine unrentable Investition zu tätigen. Weil die bestehenden Pumpspeicherkraftwerke nicht ausreichen und keine andere Technologie zur Stromspeicherung verfügbar ist, mussten in Spitzenzeiten Windkrafträder abgeschaltet werden – oder konnten erst gar nicht an das Netz angeschlossen werden.
Verluste durch Abschaltungen groß
Der Stromanbieter RWE plant jetzt, diese überschüssigen Kapazitäten für Nachtspeicheröfen zu nutzen. Mit dieser Technologie wird billiger Nachtstrom genutzt, in einem Heizkessel Wärme zu erzeugen – und diesen für einige Stunden zu speichern. Der geringe Wirkungsgrad sorgte allerdings dafür, dass Nachtspeicheröfen beinahe vom Markt verschwanden. RWE will die Technik ab 2014 nutzen und überarbeiten: Moderne Steuerungstechnik soll dafür sorgen, dass wirklich nur günstige und überschüssige Energie genutzt wird. 1,4 Millionen dieser Geräte sind nach Schätzungen noch eingebaut und würden damit hohe Investitionen ersparen. Der Bedarf scheint gegeben: Die Windenergiebranche schätzt, dass im letzten Jahr mehr als 400 Gigawattstunden an Windenergie verloren gegangen sind, weil Kraftwerke abgeschaltet werden mussten. Genug, um etwa 100.000 Haushalte mehr als ein ganzes Jahr mit Strom zu versorgen.
Als Zwischenlösung denkbar
Die Energiewende kommt voran – und treibt eigenartige Stilblüten: Ausgerechnet ineffiziente Nachtspeicher könnten eine Chance für die Windenergie darstellen. An Speichertechnologie fehlt es derzeit, Überkapazitäten zwingen Windkrafträder oft zum Stillstand. Ein weiterer Vorteil der Nachtspeicher: In vielen Gebäuden sind sie noch eingebaut. Mit dem Nachrüsten von aktueller Steuerungselektronik könnte das Vorhaben gelingen. Langfristig kommt die Branche aber um Alternativen nicht herum. Thomas Lloyd Infrastrukturinvestitionen sind auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.
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