Dank Bruchhagen herrscht Ruhe beim HSV

Hamburg – Mit Heribert Bruchhagen ist beim Hamburger SV Ruhe eingekehrt. Der Vorstandschef hat dafür in seiner kurzen Wirkungszeit seit Mitte Dezember nicht mal auf den Tisch hauen müssen.

Mit einigen wenigen klaren Worten in seiner Anfangszeit verdeutlichte er, was er von dem seit Jahren kriselnden Fußball-Bundesligisten hält. «Der HSV ist ein gut organisierter, großer Verein. Aber das geht natürlich unter, wenn er in vier Jahren dreimal tief im Abstiegskampf steckt», sagte der 68-Jährige. Ein Chaos-Club – wie so oft beschrieben – sei der HSV auf keinen Fall, betonte Bruchhagen, der mit den Hanseaten am Samstag (18.30 Uhr) im Spiel bei Eintracht Frankfurt erstmals an seine frühere Wirkungsstätte zurückkehrt.

«Ich freue mich, auf viele vertraute Gesichter zu treffen», sagte der 68-Jährige, der bis Sommer 2016 mehr als zwölf Jahre Vorstandschef der Eintracht war und den Posten kurz vor Weihnachten beim HSV antrat. Da die Hanseaten trotz ihres jüngsten sportlichen Aufschwungs noch immer den Relegationsplatz belegen, würde es «uns guttun, mindestens einen Punkt in Frankfurt zu holen». Dass sein Ex-Club derzeit einen Europa-League-Platz belegt, überrascht ihn. «Dass die Eintracht einen solchen Sprung macht, hätte ich nicht gedacht. Ich traue der Mannschaft zu, dass sie den sechsten Platz verteidigt.»

Mit Schwung machte sich der redegewandte Kurzzeit-Rentner in Hamburg an seine Mammutaufgabe. Bei der Jahreshauptversammlung im Januar schwor er die Mitglieder auf Zusammenhalt ein: «Wir müssen alles hinten anstellen, damit unsere Mannschaft in Ruhe agieren kann. Wir brauchen keine Nebenkriegsschauplätze aus Eifersüchteleien oder Eitelkeiten.»

Sticheleien gab es zuletzt aber aus die Mainmetropole. Bruchhagen und und sein langjähriger Vorstandskollege Axel Hellmann haben zwar über Jahre zusammengearbeitet, sich aber persönlich wie inhaltlich nie gut verstanden. Solange sie gemeinsam den Vorstand bildeten, hielten sie ihre Differenzen weitgehend raus aus der Öffentlichkeit. Nun gelingt ihnen das nicht mehr. Bruchhagen führte den Club auf konservative Weise. Hellmann dagegen wollte ihn schon immer für externe Geldgeber öffnen, zum Beispiel Genussscheine an Gönner des Clubs veräußern oder ihn auf internationalen Märkten in Asien und Amerika positionieren.

«Zu bestimmten Vorschlägen, die von den Bereichsleitern kamen, hatte Bruchhagen gerne die Antwort: ‚Das könnt ihr alles umsetzen, wenn ich nicht mehr da bin‘, sagte Hellmann der «Frankfurter Neuen Presse». «Vielleicht ernten wir erst in drei, vier Jahren, was wir jetzt säen. Bruchhagen hatte diesen Zeithorizont nicht, Fredi Bobic als neuer Sportvorstand hat ihn. So ist es bei vielen Themen. Das ist der große Unterschied.» Bruchhagen konterte ebenfalls in der «FNP» solche Aussagen in dieser Woche gelassen: «Manche hatten ja so getan, als ob ich schon fast dement sei. Da ist es doch erklärlich, dass ich mich an diese Stimmen nicht mehr erinnern kann.»

Trotz der Reibereien wird erwartet, dass er in seiner alten Heimat einen freundlichen Empfang erhält. Denn niemand zweifelt dort an: «Heribert Bruchhagen hat für Eintracht Frankfurt viel geleistet.» Das hat auch sein langjähriger Vorstandskollege Hellmann stets betont.

Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)

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